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Kölner Köpfe – Lie (Lieselotte) Selter

Jeannette Fentroß · 30.05.2025

Lie (Lieselotte) Selter. Foto: Jeannette Fentroß

Lie (Lieselotte) Selter. Foto: Jeannette Fentroß

Lie (73) kämpft bis heute für die Gleichstellung von Frauen.

Sie sind 1951 in Dortmund geboren – wie war Ihre Jugendzeit?

Aufgewachsen bin ich im Arbeitermilieu des Ruhrgebiets. Die Männer waren Bergarbeiter, alle Frauen arbeiteten im Haushalt. Mit 13 Jahren sollte mich die „Städtische Bildungsanstalt für Frauenberufe“ auf mein Leben als Hausfrau und Mutter vorbereiten.

Wie kamen Sie nach Köln?

Meine Lehrerinnen haben mich gefördert und ich begann eine Ausbildung zur Erzieherin mit Fachabitur. Nach dem Anerkennungsjahr besuchte ich als junge Frau meine Freundin in Köln. Ich entschied mich sofort, auch in diese Stadt zu ziehen. Wie war es in dieser Zeit als junge Frau in einer Großstadt? Die politische Aufbruchsstimmung der 1970er Jahre war deutlich zu spüren. Es war für mich eine prägende Zeit. Zuerst arbeitete ich im Kinderladen der Hochschule. Dann begann ich, Sozialpädagogik zu studieren, und traf auf Professor Dr. Maria Mies, eine Pionierin der Frauenbewegung. Mein Umfeld hatte sich komplett gewandelt.

Sie gehören zu den Gründerinnen des Vereins „Frauen helfen Frauen e. V.“, der ein Frauenhaus betreibt. Wie kam es dazu?

Wir haben „Frauen helfen Frauen“ zum Ende des Studiums gegründet. Die Eröffnung des ersten Kölner Frauenhauses 1976 war der Startschuss für viele Projekte der Frauenbewegung. Später übernahm ich die Leitung einer Schwangerschaftskonfliktberatung und war auf jeder Demo zum Paragraphen 218. Mit 28 Jahren wurde ich selbst Mutter und war alleinerziehend.

Sie waren 1982 bundesweit die erste kommunale Frauenbeauftragte. Wie sahen die Aufgaben aus?

Mein Team und ich haben gegen erheblichen Widerstand der administrativen Hierarchie und komplizierte Entscheidungswege kämpfen müssen. Wir initiierten Maßnahmen zur Frauenförderung und unterstützten Projekte für Frauen.

1998 erhielten Sie das Bundesverdienstkreuz. Eine bewegte Zeit liegt hinter Ihnen. Sind Sie noch politisch aktiv?

Im Rückblick war es ein abwechslungsreiches, spannendes, anstrengendes Leben, geprägt von Gegenwind und Anerkennung von vielen Frauen, aber auch von einigen Männern. Ich bin seit neun Jahren Großmutter, das macht auch Spaß. Aber es kommen immer wieder Initiativen und Projekte auf mich zu, an denen ich mich beteilige.

Was möchten Sie noch erreichen?

Ich möchte gerne noch über meine Erfahrungen schreiben. Ich habe viele Notizen in meinen persönlichen Tagebüchern gesammelt. Zusammen mit Historikerinnen habe ich über die Frauenbewegung geschrieben. Und ich möchte jungen Frauen sagen: Ihr müsst weiter für eure Rechte kämpfen

Das Gespräch führte Jeannette Fentroß

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Tags: Frauen , Gespräch , Interview , Kölner Köpfe , Vereine

Kategorien: Kultur , Unser Köln