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Unser Köln

Das historische Köln: „Italienischer Wein und die Mumie“

Klaus Hausmann, „Das historische Köln“, WEGEN de LEUT media · 10.07.2024

Zwei Kölner Wohn- und Geschäftshäuser in der Nähe des Walllrafplatzes und der Hohe Straße (rechts: Detail). Foto: Rheinisches Bildarchiv

Zwei Kölner Wohn- und Geschäftshäuser in der Nähe des Walllrafplatzes und der Hohe Straße (rechts: Detail). Foto: Rheinisches Bildarchiv

Freuen Sie sich auf eine neue Reihe: Kölner Bilder und welche Geschichten sie erzählen. In der ersten Folge lohnt es sich, zweimal auf das historische Foto zu schauen, um zu verstehen, was dort zu sehen ist. Es erzählt über eine erfolgreiche Migration und über einen berühmten Rechtsstreit.

Im Vordergrund ist die „Bottiglieria Italiana“ des Pasquale Faccenda zu sehen. Sie befand sich 1892 in Domnähe an der Adresse Am Hof 8. Hier konnte man aus Italien importierte Weine, Olivenöle und andere italienische Spezialitäten kaufen. Ebenso bot man kleinere italienische Speisen mit passendem Wein oder Kaffee zum Genuss an.

Eine erfolgreiche Migrationsgeschichte

Pasquale Faccenda wurde 1840 im damals 3.500 Einwohner zählenden Dorf Picinisco in der italienischen Provinz Latium geboren. Wie viele der jungen Menschen dieser Zeit sah er für sich dort keine Zukunft. Er verließ seine Heimat und kam nach Düsseldorf. Kurz darauf heiratete er Henriette Gropp und eröffnete 1873 in der Düsseldorfer Königsallee einen Weinhandel, der importierte italienische Weine verkaufte. Das Unternehmen erweiterte stetig das Angebot und lief so erfolgreich, dass man 1890 eine Filiale in Köln eröffnete. Als Pasquale Faccenda starb, übernahm seine Tochter Wilhelmine die Leitung des Unternehmens. In Köln und Düsseldorf erfreuten sich die Lokale und deren Angebot einer großen Beliebtheit.

Bis hierhin ist es eine erfolgreiche Migrationsgeschichte, die von einem mutigen Mann und später einer starken Geschäftsfrau geprägt wurde. Doch Wilhelmine Faccenda sollte ohne ihr Zutun eine über dies weit hinausgehende Bekanntheit erlangen.

1928 zog sich die erkrankte Wilhelmine aus der Geschäftsführung zurück und verbrachte mit ihrem Mann, dem italienischen Rechtsanwalt Dr. Luigi Mancini, Zeit in Italien. Nach kurzem Aufenthalt verstarb sie. Ihr Mann hatte ihr auf dem Sterbebett versprochen, sie in Düsseldorf beerdigen zu lassen. Dazu ließ er ihren Leichnam in Genua einbalsamieren und hatte es danach nicht eilig, sich von seiner Frau zu trennen.

Rechtsstreit mit Presseaufmerksamkeit

Erst 1930 unternahm er den Transport nach Düsseldorf. Die Düsseldorfer Behörden kamen Mancinis Wunsch, seine Frau vorerst nicht beizusetzen, bis er ein Mausoleum gebaut haben würde, nicht nach und verfügten die unverzügliche Beerdigung. Das ignorierte Mancini, der Wilhelmine nochmals von einem Kölner Professor balsamieren ließ, weil ihr Leichnam Flüssigkeit verlor. Jetzt war Mancini davon überzeugt, dass seine Frau eine Mumie war, die statt beigesetzt eher wie ägyptische Mumien ausgestellt werden könnte.

Der Rechtsanwalt begab sich mit der Stadt Düsseldorf in eine von der Presse ausführlich begleitete rechtliche Auseinandersetzung. Schließlich folgten zwei Hausdurchsuchungen bei Mancini, um der Mumie zwecks sofortiger Bestattung habhaft zu werden. Am 29. August 1930 fand man Wilhelmines Leichnam und setzte ihn unter großer Anteilnahme der Presse zwangsweise bei. Diese Vorgänge um Wilhelmine Faccendas Leichnam gingen in die Pressegeschichte als die „Mumienaffäre“ ein.

Ein Projekt von „Wegen de Leut media“ über historische Bilder und die Geschichten dahinter.

Film zum Thema:

Diese skurrile Geschichte wird ausführlich im Film „Italienischer Wein und die Mumie“ der Reihe „Kölner Bilder und welche Geschichten sie erzählen“ von und mit Klaus Hausmann im Rahmen des Projekts „Das historische Köln“ erzählt. 


Sehen Sie den Film auf YoTube über den Link: https://youtu.be/GLptKFouSFw

Kurzinfo zum Projekt „Das historische Köln“
Im Rahmen von Dokumentarfilmrecherchen stieß Klaus Hausmann immer wieder in Archiven auf vielfältiges Material zur Kölner Stadtgeschichte. Fotos, Filme und anderes Material vorwiegend aus dem Zeitraum 1850 bis ins frühe 20. Jahrhundert präsentiert er gut recherchiert und aufbereitet den Kölnerinnen und Kölnern. Dazu kam die Dokumentarfilmreihe „Kölner Bilder und welche Geschichten sie erzählen“.

Hier finden Sie alle Bilder und Filme und bei FacebookDas historische Köln

WEGEN de LEUT media
Film-, Theater- und Musikproduktion
Storyteller, Mediendesign Klaus Hausmann
www.wegen-de-leut.de

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Tags: Das historische Köln , Kölner Stadtgeschichte

Kategorien: Unser Köln