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Kölner Tanzschule für Frauen – die "Swinging Sisters“

Marie Breer · 01.08.2024

Tanzen ist ihr Leben und ihre Leidenschaft: Ganz spontan zieht es Claudia Reger (links) bei Veranstaltungen in ihrer Tanzschule selbst mal zum Improvisieren aufs Parkett, hier mit Karolin Jacobs. Foto: Marie Breer

Tanzen ist ihr Leben und ihre Leidenschaft: Ganz spontan zieht es Claudia Reger (links) bei Veranstaltungen in ihrer Tanzschule selbst mal zum Improvisieren aufs Parkett, hier mit Karolin Jacobs. Foto: Marie Breer

In der ersten Kölner Frauentanzschule werden Paartänze wie Walzer und Cha-Cha-Cha getanzt. Das Besondere: Hier werden alte Rollenbilder aufgehoben und auch queere Menschen tanzen mit.

In der Tanzschule „Swinging Sisters“ – zu Deutsch „Schwingende Schwestern“ – ist die Begeisterung für Musik und Bewegung spürbar, egal ob beim Einsteigerkurs oder beim Turniertraining. Pure Lebensfreude zeigen die Tänzerinnen beim leicht zu lernenden Grundschritt des Discofox, beim rasanteren Jive oder beim ausdrucksvollen Tango. Als reine Frauentanzschule brachte Claudia Reger (53) die Swinging Sisters vor 21 Jahren in Bickendorf an den Start. „Das hat viel Mut gekostet“, sagt die heute international erfolgreiche Turniertänzerin und Trainerin über ihren Sprung in die Selbstständigkeit auf ungewöhnlichem Terrain.

Kölner Tanzschule als sicherer Platz für queere Menschen

Auch die Frauen, die in ihre Kurse kamen, brauchten Mut, sich gegen das stereotype Rollenbild zu stellen und zu sagen: Ich will mit einer Frau tanzen. Damals schlug Frauentanzpaaren breite Ablehnung entgegen und sie hatten keine Chance, in einer herkömmlichen Tanzschule zu lernen und zu trainieren, so Regers Erfahrung.

Heute ist das auch dank ihres Engagements anders. Gleichgeschlechtliches Tanzen im Hobbybereich und im Turniersport findet Akzeptanz und Anerkennung. Die Tanzschule öffnete sich vor einigen Monaten der „queeren Community“. Dennoch sind die Frauen fast ausnahmslos unter sich geblieben. In der Öffentlichkeit sind neugierige und abschätzende Blicke nicht gänzlich verschwunden. Diese Tanzschule bietet da einen sicheren Platz.

Gleichberechtigtes Tanzen für Frauen

Die Kleidung in Tanzschulen ist legerer geworden, getanzt wird in Jeans und T-Shirt, in Kleid oder Hosenanzug, ganz, wie es gefällt. Auch die Musik ist moderner. Grundschritte und Basisfiguren der Tänze mit den charakteristischen Schrittfolgen und Drehungen sind aber unverändert. Und wer macht die Damendrehung, wenn zwei Frauen miteinander tanzen? Ganz klar: die Folgende – und die Führende gibt die Richtung an. Diese Rollenverteilung wird vorab geklärt, ist aber nicht in Stein gemeißelt.

Mitten in der Rumba, im Walzer, Slowfox oder in anderen Tänzen können Führende und Folgende die Rollen tauschen. Das nennt sich „Equality Dancing“, also gleichberechtigtes Tanzen, und ist eine echte Herausforderung. Und ganz offiziell eine Tanzform, die sich ausdrücklich nicht auf die sexuelle Orientierung bezieht.

Tanzen macht Spaß

Die meisten Frauen bei Swinging Sisters haben keine Probleme bei der Rollenverteilung. Im Mittelpunkt steht der Spaß am Tanzen. Ulrike Voss (56) und Davina Reuter (36) sprechen allen aus der Seele, wenn sie sagen, dass sie „die Bewegung zu Musik, die verschiedenen Stile“ lieben.

Brita Böckenfeld (57) und Karo Jacobs (38) schätzen dazu „die Herausforderung für Körper und Kopf“. Sie betreiben das Tanzen als Leistungssport und starten erfolgreich bei Equality-Turnieren. Trotz des notwendigen intensiven Trainings ist das Tanzen für sie auch Entspannung: „Da schaltet man ab und ist total im Moment“, meint Brita Böckenfeld.

Geselligkeit, Partys und der Christopher Street Day (CSD)

Auch die Geselligkeit kommt bei den Kursen und den Wochenend-Partys nicht zu kurz. Doch auf Veranstaltungen müssen die Frauen demnächst erst einmal verzichten. Ende Juli läuft der Vertrag für die Tanzschulräume in der Venloer Straße aus. „Die Konditionen des neuen Mietvertrages sind nicht mehr finanzierbar,“ so Claudia Reger. Die bittere Konsequenz: Sie muss den Standort aufgeben. „Nicht aber die Tanzschule“, betont sie: „Die Swinging Sisters tanzen weiter.“ Alle Kursangebote blieben in jedem Fall bestehen. „Die Kurse finden in Räumen zur Untermiete statt, bis etwas anderes Bezahlbares gefunden ist.“

Natürlich wird die Swinging Sisters-Tanzgemeinschaft zudem weiterhin nicht nur auf dem Parkett Haltung zeigen. So tanzt etwa eine große Gruppe am 21. Juli beim bunten Demo-Umzug des Kölner Christopher Street Days (CSD). Damit tritt sie auch in der Öffentlichkeit für mehr Toleranz und Respekt sowie gegen jede Form der Diskriminierung ein.

Tanzschule Swinging Sisters
Büro Venloer Str. 695
50827 Köln
Tel. 0221 / 56 08 48 04
www.swinging-sisters.de

Es werden neue Räume zur Miete gesucht.
Der Tanzraum sollte mindestens 150 Quadratmeter haben und auf jeden Fall linksrheinisch liegen, bevorzugt Ehrenfeld/Bickendorf/Südstadt oder dazwischen.

Veranstaltungen

Equality-Herbstturnier:
Sa, 19. Oktober 2024 ab 10.30 Uhr
TSC Mondial e. V. Köln
Georg-Elser-Str. 1
51147 Köln

Besucherkarten über www.tsc-mondial.de

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Tags: Christopher Street Day , CSD Köln , Frauentanzschule , Queer , Swinging Sisters

Kategorien: Kultur , Unser Köln