Unser Köln
Kölns Städtepartnerschaften sind Freundschaftsbrücken in alle Welt
Carina Ebert · 08.05.2025

Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit Claudia Burger von CologneAlliance. Foto: Martina Goyert
Das Jahr 1952: Der Krieg liegt erst wenige Jahre zurück, die Stadt immer noch in Trümmern, als der erste Städtepartnerschaftsvertrag zwischen Liverpool und Köln unterzeichnet wird. Wer wenige Jahre vorher auf dem Schlachtfeld noch als Feind galt, wird nun offiziell zum Freund. Beide Städte können so die Geschehnisse des Krieges aufarbeiten. Schnell kommen fünf weitere Städte dazu: 1958 schließt sich Köln mit Esch-sur-Alzette (Luxemburg), Lille (Frankreich), Lüttich (Belgien), Rotterdam (Niederlande) und Turin (Italien) zu einer Ringpartnerschaft zusammen. Als Repräsentanten der Gründungsstaaten der heutigen Europäischen Union legen sie auf kommunaler Ebene deren wichtigste Werte – Frieden, Freiheit, ein geeintes Europa – fest.
Über die Jahrzehnte hat Köln noch weitere 17 Städtepartnerschaften auf fünf Kontinenten abgeschlossen, dazu kommen noch „Freundeskreise“. Besonders Oberbürgermeister Norbert Burger († 2012) lagen Städtepartnerschaften sehr am Herzen. Während seiner Amtszeit von 1980 bis 1999 wurden zehn neue abgeschlossen. Seine Witwe Claudia Burger erinnert sich: „Mein Mann hat immer gesagt, die Kölschen müssen lernen, über den Tellerrand zu schauen.“
Alle 23 Städtepartnerschaften Kölns im Überblick
Barcelona - Spanien (1984)
Bethlehem - Palästinensische Gebiete (1996)
Cluj Napoca - Rumänien (1976)
Corinto/El Realejo - Nicaragua (1988)
Cork - Irland (1988)
Dnipro - Ukraine (2024)
Esch-sur-Alzette - Luxemburg (1958)
Indianapolis - USA (1988)
Istanbul - Türkei (1997)
Kattowitz - Polen (1991)
Kyoto - Japan ( 1963)
Lille - Frankreich (1958)
Liverpool - Großbritannien (1952)
Lüttich - Belgien (1958)
Peking/Beijing - China (1987)
Rio de Janeiro - Brasilien (2011)
Rotterdam - Niederlande (1958)
Tel Aviv-Yafo - Israel (1979)
Thessaloniki - Griechenland (1988)
Tunis - Tunesien (1964)
Turin - Italien (1958)
Turku - Finnland (1967)
Wolgograd - Russland (1988)
Dachverband gegründet
Johanna Pulheim, stellvertretende Leiterin des zuständigen städtischen „Büro für Internationales“, erklärt das Konzept der Städtepartnerschaften wie folgt: „Wir wollen damit unseren Beitrag zu Demokratie und Frieden weltweit leisten, und wir wollen auch von anderen Städten und ihren Ideen profitieren.“ Die Stadtverwaltungen führen Dialoge, um voneinander zu lernen, etwa in Bereichen wie Klimaschutz oder dem Ordnungsamt.
Aber mit Leben von Mensch zu Mensch gefüllt werden die Städtepartnerschaften durch die jeweiligen Fördervereine, in denen sich mehr als 2.500 Kölner ehrenamtlich engagieren. Sie organisieren bunte Kulturprogramme, Sportturniere, Schüleraustausche und natürlich Reisen für jeden in die Städte, um nur einiges zu nennen. Alle diese Vereine und die Stadt Köln haben sich vor elf Jahren im Dachverband CologneAlliance e. V. zusammengeschlossen, um die Verbindungen noch sichtbarer zu machen.
Claudia Burger engagiert sich als stellvertretende Vorsitzende bei CologneAlliance, um das Lebenswerk ihres verstorbenen Mannes fortzuführen. Sie hat zwanzig der 23 Partnerstädte zu seinen Lebzeiten und auch danach mehrfach besucht. Sie empfiehlt jedem Kölner, selbst einmal in die Partnerstädte zu reisen: „Ein Wochenende in Esch-sur-Alzette zum Beispiel kann ich jedem nur ans Herz legen“, schwärmt sie. Oder einmal die Beatlesweek in Liverpool zu erleben, die antiken Ruinen in Tunis zu erkunden oder zum Jazz-Festival nach Kattowitz zu reisen – jede Partnerstadt habe ihren eigenen Charme. Dazu käme: „Die Gastfreundschaft in den Partnerstädten ist unglaublich.“
Bürgerliches Engagement gefragt
Allerdings eignet sich derzeit leider nicht jede Partnerstadt als Reiseziel. Die jüngste Partnerschaft ist erst 2024 auf Beschluss des Rates geschlossen worden: mit der ukrainischen Stadt Dnipro. Roland Kaschny gründet derzeit einen Freundeskreis, um Dnipro mit bürgerlichem Engagement zu unterstützen: „Wir organisieren hauptsächlich humanitäre Hilfe für Kinder und Jugendliche vor Ort“, erzählt Kaschny. Gerade bereitet der Freundeskreis ein Sommercamp in Köln mit der Kirchengemeinde in Junkersdorf vor.
Kölns Oberbürgermeisterin und der Bürgermeister von Dnipro, Borys Filatow, bei der Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsurkunde. Foto: Arthur Pluta
Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch entscheidend auf die Städtepartnerschaft zu Wolgograd (ehemals Stalingrad) aus: Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs beschloss der Rat, die Städtepartnerschaft auf Eis zu legen. „Das heißt, die Verwaltungen treten derzeit nicht in Kontakt und planen keine neuen Projekte“, erklärt Pulheim. Der Städtepartnerschaftsverein Köln – Wolgograd jedoch ist bemüht, „dass der Faden zu Wolgograd nicht abreißt“, so Vorsitzende Eva Aras. Er hält das Hilfsprojekt für ehemalige russische NS-Zwangsarbeiter, die in Wolgograd leben und zum Teil intensive Pflege benötigen, am Laufen. Seit 2002 ist der Verein dort aktiv und wird auch von der Stadt Köln unterstützt. Aras: „Wenn es bessere Zeiten gibt, dann ist es ganz wichtig, dort wieder anzuknüpfen.“
Darüber ist man sich allseits einig: „Offene Gesellschaften fallen nicht vom Himmel“, so Pulheim, „Städte können auch Kontakte halten, wenn es auf internationaler Ebene Probleme gibt.“ Claudia Burger sieht das ähnlich: „Die Freundschaften halten trotzdem, sie werden nur schwieriger. Gerade in turbulenten Zeiten können wir da Brücken bauen.“
Informationen
Kontaktdaten aller Vereine bei CologneAlliance Gesellschaft zur Förderung der Städtepartnerschaften der Stadt Köln e. V.
Tel. 0221 / 943 48 80
www.colognealliance.org
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Tags: Demokratie , Frieden , Städtepartnerschaften
Kategorien: Unser Köln , Vereine / Organisationen