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Unser Köln

Freiluga – Lernen an der Luft

Susanne Neumann · 30.04.2025

Die Städtische Freiluft- und Gartenarbeitsschule (Freiluga) steht für Naturverbundenheit – und das schon seit hundert Jahren. Foto: Susanne Neumann

Die Städtische Freiluft- und Gartenarbeitsschule (Freiluga) steht für Naturverbundenheit – und das schon seit hundert Jahren. Foto: Susanne Neumann

Vor hundert Jahren eröffnete die Stadt Köln in Müngersdorf die Freiluft- und Gartenarbeitsschule, kurz Freiluga.

Das große Planschbecken gibt es nicht mehr. Wo sich Generationen von Schulkindern an heißen Sommertagen auf der grünen Wiese und unter den Bäumen der städtischen Freiluft- und Gartenarbeitsschule „Freiluga“ im kühlen Nass erfrischten, befindet sich heute eine Schule des Landschaftsverbands Rheinland. Aber die historische „Liegehalle“ steht noch. Unter dem Dach der offenen Fachwerkhalle oder auch auf Liegestühlen auf der Wiese davor ruhten sich die Kinder vom Toben und Lernen im Freien aus. Zur Stärkung gab es Zwieback und Ziegenmilch für alle.

Seniorenheime zu Besuch

Solche Bilder der Vergangenheit werden lebendig, wenn Mohamed Maameri über das Gelände an der Belvederestraße im Äußeren Grüngürtel in Müngersdorf führt. Seit 36 Jahren kümmert sich Maameri als städtischer Gärtner und Imker um die vielen artenreichen Gärten und Beete. Unterstützt wird er dabei von Teilnehmenden an Maßnahmen der Jugendhilfe Köln e. V. und Ehrenamtlichen, die er fachlich anleitet. Außerdem versorgt er Wild- und Honigbienen, Kaninchen und Hühner. Und er übernimmt außerschulische Führungen für verschiedene Gruppen, manche aus Seniorenheimen, bei denen er Erinnerungen weckt. Denn nicht wenige dieser Besucherinnen und Besucher kennen die Freiluga selbst noch aus ihrer Schulzeit.


Im denkmalgeschützten Gewächshaus zieht Mohamed Maameri alle Pflanzen für die Freiluga selbst. Und für ihre Schulgärten dürfen die Kinder sie auch mitnehmen. Foto: Susanne Neumann

Maameri erzählt, wie diese Zeitzeugen während der Führungen in ihren Erinnerungen aufgehen. „Die werden wieder zu Kindern, wenn sie hier durchlaufen“, schwärmt er, „man kann ihnen ansehen, wie gut es ihnen tut, hier zu sein und das alles wieder zu sehen!“

Grüne Klassenzimmer für Stadtkinder

Die Freiluga entstand vor hundert Jahren nach den Plänen des Gartendirektors Fritz Encke auf dem Gelände des „Zwischenwerks Va“, Teil des Kölner Festungsrings im Äußeren Grüngürtel. Am 11. Mai 1925 wurde sie als Gartenarbeitsschule und zur Förderung der Gesundheit und Naturverbundenheit der Kölner Stadtkinder bei Spiel, Sport und Unterricht im Grünen und an der frischen Luft eröffnet. Neben den Schulgärten und Spielwiesen gab es zwischen Bäumen und Sträuchern Unterrichtsräume unter freiem Himmel. Einige dieser grünen Klassenzimmer kann Maameri noch heute zeigen, in einem steht sogar noch eine Garderobenstange mit den Kleiderhaken von anno dazumal.

Auf die „Unterrichtsräume“ verteilten sich die Klassen einer Schule, die die Freiluga in den Sommermonaten bis in die 1960er Jahre jeweils für einen Tag besuchten. Frühmorgens wurden bis zu 300 Kinder in Autobussen aus der Innenstadt nach Müngersdorf gebracht. Im Lehrgarten lernten die Kinder dann verschiedene Blumen, heimisches Gemüse und Gewürzkräuter sowie Heil- und Giftpflanzen kennen. Aber auch Spiel und Bewegung an der frischen Luft waren Programm. So genossen die Kinder viel Zeit im Planschbecken, auf den Spielwiesen oder dem Spielplatz mit seinen Turn- und Klettergerüsten.

Umweltschutz lernen

Mitte der 1960er Jahre wurde der Unterricht in der Freiluga eingestellt. Doch zu Beginn der 1970er Jahre führte man unter dem Eindruck eines zunehmenden Bewusstseins für Umwelt- und Naturschutz wieder Besuchszeiten für Schulklassen ein. Seitdem stehen Umweltbildung und Naturschutz in der Freiluga im Fokus. 1972 wurde das Schulbiologisches Zentrum als außerschulischer Lernort mit zwei Klassenräumen eröffnet. Täglich kommen zwei Schulklassen, die von dafür abgeordneten Biologie-Fachlehrkräften unterrichtet werden. Im Garten, am Teich, auf der Blumenwiese oder im Wald erleben und erforschen die Kinder und Jugendlichen die heimische Artenvielfalt und biologische Zusammenhänge. An den Kaninchen- und Hühnergehegen lernen sie etwas über artgerechte Nutztierhaltung und bei der Ernte im Gemüsegarten etwas über gesunde Ernährung.


Blick auf den mit Beeten angelegten Teil der Freiluga. Der Zaun im Hintergrund grenzt den Nutzgarten ab, rechts stehen die Frühbeete zur Anzucht von Gemüse und Blühpflanzen bereit. Foto: Städtische Freiluft- und Gartenarbeitsschule

Und um die „Kinder von früher“ kümmert sich ein Förderverein, der Führungen, Lesungen, Workshops und Seminare für Erwachsene anbietet. Petra Wallraff-Becker vom städtischen Amt für Kinder, Jugend und Familie, dem Träger der Einrichtung, beschreibt es so: „Die Freiluga ist ein Gemeinschaftsprojekt, das pädagogische, soziale und ökologische Aufgaben vereint.“

Städtische Freiluft- und Gartenarbeitsschule (Freiluga)
Belvederestr. 159
50933 Köln
www.schulbio-freiluga.de

Förderverein Freiluga e. V.
Vorsitz: Angelika Burauen
Tel. 0221 / 49 42 17
www.freiluga-ev-koeln.de

Jubiläumsfest 100 Jahre Freiluga
am Sonntag, 11. Mai 2025, 12–17
Uhr Hier kann man die Freiluga-Bienen, den Verein „Hühnerrettung“ und naturnahe Berufe kennenlernen. Auf dem Programm stehen auch Führungen, ein Spielecircus und Bogenschießen.

14–15.30 Uhr: öffentliche Führung mit Nikolas Wiese, Lehrer des schulbiologischen Zentrums

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Tags: Ausflug , Bienen , Denkmalschutz , Garten , Jubiläum , Kinder in Köln , Lernen , Natur , Naturschutz , Paradies , Schule , Seniorenheim , Umwelt , UNESCO

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