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Reisen/Ausflüge

Rheinperle Remagen

Anne Kotzan · 22.11.2021

Die Rheinpromenade verbindet das Friedensmuseum, die Innenstadt und St. Apollinaris. Foto: Stadt Remagen

Die Rheinpromenade verbindet das Friedensmuseum, die Innenstadt und St. Apollinaris. Foto: Stadt Remagen

Auf einen Schlag machte der Film „Die Brücke von Remagen“ das Städtchen berühmt. Sehenswert sind auch das Brückenmuseum, die Apollinariskirche, das Arp Museum und der Bahnhof Rolandseck.

„Was für eine zauberhafte Aussicht“, schwärmt eine Dame am Nebentisch. Ich sitze auf der Bistro-Terrasse des Bahnhofs Rolandseck. Unterhalb der schmiedeeisernen Balustrade folgt der Rhein seinem Weg mit munteren Wellen in die Nordsee, oberhalb des Stroms thront das Siebengebirge wie ein friedlicher grüner Drache. Selbst der weitgereiste Naturforscher Alexander von Humboldt war von dem mythenreichen Landschaftspanorama so überwältigt, dass er es zum achten Weltwunder kürte.

Schöne Aussichten: Rolandseck

Das enge Rheintal mit seiner überwältigenden Kulisse lockte im 19. Jahrhundert scharenweise Besucher an. So unterschiedlich die Gäste waren, getrieben waren alle von einer romantischen Sehnsucht. Der Bahnhof Rolandseck ist ein Kind dieser Zeit. 1858 wurde das „Eisenbahnempfangsgebäude“ errichtet, ganz im Stil eines Kurhauses.

Es war eine lebendige Begegnungsstätte. Zu den illustren Gästen zählten Heinrich Heine, Clara Schumann und der Reichskanzler Bismarck, aber auch Guillaume Apollinaire und Königin Victoria von England. Ein Hauch dieser Atmosphäre hat sich im Speisesaal erhalten, den Lüster erhellen. Von dort aus trete ich eine Zeitreise an.


Am Bahnhof Rolandseck gibt es Kaffee, Kunst und coole Touren. Foto: Stadt Remagen

Vom Arp Museum zum Brauhaus Remagen

Über einen unterirdischen Tunnel und einen 40 Meter hohen Aufzugsschacht gelange ich ins Arp Museum. Es ist ein moderner Bau aus dem Jahr 2007 mit lichtdurchfluteten Räumen. Gezeigt werden die Werke des surrealistischen Malers und Bildhauers Hans Arp (1886–1966) und seiner Frau Sophie Taeuber-Arp (1889–1943). Sie hätten kaum eine schönere Heimstätte für ihre Werke finden können.


Bronzeplastik "Bewegtes Tanzgeschmiede" von Hans Arp vor dem Bahnhof Rolandseck. Foto: Anne Kotzan

Auch Remagen selbst profitierte vom Ansturm der Ausflügler an die „Rheinische Riviera“. In den Glanzzeiten der Stadt, als das Rheintal besonders hoch im Kurs stand, gab es eine Vielzahl hochherrschaftlicher Hotels. Die wenigsten haben den Zweiten Weltkrieg überstanden. Teile sind jedoch übrig.


Eine Rast an der "Rheinischen Riviera“. Rheinpromenade Remagen. Foto: Stadt Remagen

Wie die ehemaligen Garagen der Hotels am Caracciola-Platz. Sie beherbergen nun das Brauhaus Remagen, bekannt für das selbst gebraute Bier. Ein Grund mehr, sich unter den Linden niederzulassen. „Hell oder dunkel?“, fragt die Kellnerin und empfiehlt dazu die hausgemachte Rostbratwurst.

Brückenmuseum ohne Brücke

Frisch gestärkt geht es weiter flussaufwärts. Schon von weitem sehe ich die Reste der berühmten Brücke von Remagen. Düster ragen die beiden Pylonen wie stumme Zeugen in den Himmel. Die festungsartigen Türme beherbergen ein Friedensmuseum.


Brücke von Remagen. Foto Stadt Remagen

Zwei Frauen jäten Unkraut im Rosenbeet, beide sind im Vorstand des Museums, wie ich erfahre. „Es ist eines der wichtigsten Erinnerungsdenkmäler in Deutschland“, erklärt Anke Sultan, eine der beiden. Aufgrund der missglückten Brückensprengung auf deutscher Seite konnten am 7. März 1945 über 8.000 amerikanische Soldaten den Rhein überqueren, wodurch der Zweite Weltkrieg Monate früher beendet wurde. Zehn Tage später stürzte die Brücke dann doch ein.


„Liebeskraft“ von Lajos Barta. Foto: Anne Kotzan

Die Ereignisse hielt der US-Amerikaner Ken Hechler in einem Buch fest. 1968 drehte David L. Wolper den bekannten amerikanischen Spielfilm „Die Brücke von Remagen“. Ins Auge fällt mir hier am Friedensmuseum die Skulptur „Liebeskraft“. Das Werk des Bildhauers Lajos Barta ist Teil des 14 Kilometer langen Wanderwegs „Skulpturenufer“.

Vom Skulpturenufer zur Apollinariskirche

Vierzehn Arbeiten renommierter Kunstschaffender säumen die Strecke zwischen Remagen-Rolandswerth und Remagen-Kripp. Auch Hans Arps Bronzeplastik „Bewegtes Tanzgeschmiede“ vor dem Bahnhof Rolandseck gehört zum Parcours.

Für das Farbenspiel des Sonnenuntergangs über dem Rhein suche ich mir den höchsten Punkt der Stadt aus: die 1843 vom Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner 40 Meter über dem Rhein erbaute Apollinariskirche. Schon wegen ihrer Ausmalung ist sie einen Besuch wert.


Apollinariskirche Remagen. Foto: Volker Thehos

Doch ich finde die Tür verschlossen, eine eindeutige Aufforderung wiederzukommen. Der Rundwanderweg zum Rolandsbogen steht ohnehin noch auf meinem Plan. Ein Tag ist einfach zu kurz für all die reizvollen Ausblicke und Sehenswürdigkeiten an der Rheinischen Riviera.

Arp Museum Rolandseck
Hans-Arp-Allee 1
Di–So und an Feiertagen 11–18 Uhr
Tel. 02228 / 94 25-12-0
Fahrradverleih möglich.
www.arpmuseum.org

Friedensmuseum Brücke von Remagen
An der Alten Rheinbrücke 11, über die Rheinpromenade erreichbar. Bis 15. November geöffnet, dann ab 6. März 2022.
Eintritt 4,50/2 Euro.
www.bruecke-remagen.de

Apollinariskirche
Geöffnet 9–18 Uhr,
Garten und Klosterladen
So 11.45–16.30 Uhr
Touristinformation
Bachstr. 5
53424 Remagen
Tel. 02642 / 201 87
www.remagen.de

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Tags: Ausflugstipp , Kultur

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