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Reisen und Ausflüge

Kaiserbäume und Kirschblüten – der Japanische Garten in Leverkusen

Anne Kotzan · 20.04.2022

Die Brücke mit der typischen roten Lackierung ist ein beliebtes Fotomotiv. Foto: Costa Belibasakis

Die Brücke mit der typischen roten Lackierung ist ein beliebtes Fotomotiv. Foto: Costa Belibasakis

Um den Frühling im für seine Gartenkunst berühmten Japan zu erleben, muss man nicht weit reisen. Machen Sie einen Ausflug in eine poetische Naturwelt voller Formen, Farben und Düfte.

„Ich bitte um Aufmerksamkeit“, scheint das rot lackierte Eingangstor mit dem typisch japanischen Dach sagen zu wollen, und: „Sie betreten nun eine eigene kleine Welt“. Das Tor verfehlt seine Wirkung nicht. Auf der kurzen, von Bäumen beschatteten Strecke zur prächtigen Mikadobrücke verlangsamen die Besucher ihre Schritte.

Exotische Pflanzen und Tiere bestaunen

Rot lackiertes Holz auch hier, eine fein geschnitzte Balustrade unter geschwungenem Dach ruht auf drei steinernen Bögen. Sie wurde einer Brücke in der Tempelstadt Nikkō nachempfunden. In dem glasklaren Wasser unter ihr tummeln sich weiß und orangefarben schillernde Koikarpfen. Schildkröten dösen in der Sonne. Dazwischen ziehen Enten und Wasserhühner ihre Bahnen, und die ersten Seerosen zeigen ihre rosa Blütenpracht.


In Ruhe flanieren und Schildkröten in der Natur beobachten. Foto: Costa Belibasakis.

Fröhliche Kinderstimmen durchbrechen die Ruhe. „Eigentlich ist dies ein Ort glückseliger Stille“, murmelt eine ältere Dame. Nach einer Weile fährt sie fort: „Ich komme seit vielen Jahren hierher, vor allem im Frühling zur Zeit der Kirschblüte.“

Japanische Symbolik

Entstanden ist der Japanische Garten bereits 1912 auf Initiative des damaligen Generaldirektors der Farbenfabrik Friedrich Bayer, Carl Duisberg. Auf seinen Reisen nach Japan entdeckte er seine Faszination für die zweitausend Jahre alte Tradition der Gartenkunst als lebendigen Ausdruck von japanischer Philosophie und Kultur.

Nichts ist dem Zufall überlassen, jedes Element, ob Pflanze, Stein oder Skulptur, hat seine Bedeutung und agiert im Zusammenspiel. Wichtig sind die Kontraste wie Licht und Schatten oder Natürliches und von Menschenhand Geschaffenes.
Seit den 1960er Jahren kam eine von einem Wasserlauf umschlossene Insel hinzu, zugänglich über drei Brücken, Symbole des Übergangs.

Teehaus in Blütenpracht

Blickfang auf dem höchsten Punkt der Anlage ist das Teehaus mit seinem doppelten Pagodendach. Hier gibt die Natur ein Ständchen, Vögel singen und Insektensummen zur Grundmelodie von rieselndem und plätscherndem Wasser.

Ein süßlicher Duft kitzelt die Nase. Den Augen bietet sich eine Farbsinfonie, weiß-rosa schimmernde fleischige Magnolienblüten erheben sich in den blauen Himmel, tiefrot leuchten die Kamelien, die Zierkirsche steht in voller Blüte, ihre auf den Rasen gerieselten rosa Blütenblätter kontrastieren herrlich mit dem satten Grün.


Auf dem Industriegelände des Chempark Leverkusen liegt ein kleines Paradies. Foto: Costa Belibasakis.

Dazu fügen sich Tulpen, Narzissen und Hyazinthen in den Beeten zwischen immergrünen Pflanzen. Unter den blauvioletten, stark nach Vanille duftenden Glocken des Kaiserbaums erklärt ein junger Japaner seiner Freundin, dass das Holz des „Kiri“ früher für die Aussteuertruhe der Mädchen verwendet wurde.

An Wasserspielen und Skulpturen entlang spazieren

Von keinem Punkt lässt sich der Garten in seiner Gesamtheit erfassen. Die wenigen geraden Wege lenken den Blick zu besonders zauberhaften Perspektiven, während die vielen gewundenen Pfade den Besucher zum langsamen Betrachten einladen.

Bäume, Sträucher, Farne, Bambus und Gräser sind bewusst mit Steinlaternen und Skulpturen zu eigenen Bildern kombiniert. So kann eine Kiefer mit Steinen und Farnen für eine Waldlichtung stehen. Moose und Flechten symbolisieren das Alter und damit Ehre, Steine im Wasser einen Berg oder eine Insel.

Ob als stiller Teich, sprudelnder Brunnen, sich windender Bach oder Wasserfall, das Lebenselixier Wasser ist allgegenwärtig. Es bedeckt ein Fünftel des Gartens, erfahre ich von einem Gärtner. „Laut Legende verwandelt sich ein Fisch, der einen Wasserfall hinaufkommt, in einen Drachen, ein Sinnbild für Erleuchtung“, erklärt er. Ein Grund mehr, hier zu verweilen und dem Rauschen des fallenden Wassers zu lauschen.

Japanischer Garten im Carl-Duisberg-Park
(Industriegelände Chempark Leverkusen)
Kaiser-Wilhelm-Allee,
51373 Leverkusen,
Tel. 0214 / 305 01 00.
Eintritt frei.
Hunde sind nicht zugelassen; ein Rundweg ist für Rollstühle und Kinderwagen geeignet.

Öffnungszeiten:
April– Oktober Mo–Fr 9–20 Uhr,
Sa, So und an Feiertagen ab 9.30 Uhr,
November–März bis 16.30 Uhr,
am Wochenende bis 17 Uhr.

Japanischer Garten in Düsseldorf
Vom Landschaftsarchitekten Iwakii Ishiguro entworfener, ruhiger Garten mit Fischteichen und Wasserspielen. Kaiserswerther Str. 380, 40474 Düsseldorf, Tel. 0211 / 899 48 00. Rund um die Uhr geöffnet.

Japanischer Garten Bonn
Freizeitpark Rheinaue,
53113 Bonn.
Täglich von 7 bis 22 Uhr geöffnet.

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Tags: Asiatische Kultur , Ausflugstipp

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