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Reisen und Ausflüge

Das Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ in Essen

Tim Farin · 03.11.2022

Foto: Zeche Zollverein / Jochen Tack

Foto: Zeche Zollverein / Jochen Tack

Folgen Sie dem KölnerLeben Autor auf eine spannende Führung durch 150 Jahre Industriegeschichte rund um Kohle und Kumpel sowie Kunst und Design.

Der monströse schwarze Block gegenüber der Besuchertheke ist ein Hingucker, der zugleich aus der Zeit gefallen und enorm modern wirkt. Das mehr als einen Kubikmeter große Kohle-Exponat ist ein markantes Zeichen für einen geschichtsträchtigen Ort, dessen Tore Ende der 1990er Jahre für Besucher geöffnet wurden. Bereits am Eingang zeigt er, worum es an diesem Ort immer ging – um den Treibstoff der Industrialisierung.

Denkmäler erleben

„Normalerweise dürfen Sie in Denkmälern nichts anfassen“, sagt Ralf Schymura. Der 60-Jährige hat gerade die zwanzig Teilnehmenden der Führung „Über Kohle und Kumpel“ zu einem etwa eineinhalbstündigen Rundgang begrüßt. „Hier ist das ein bisschen anders“, sagt der drahtige Mann, „weil die Sachen für den Bergbau geeignet waren, können Sie sie auch nicht so leicht kaputt machen.“

Schymura mit seinem Ruhrpott-Akzent weiß, wovon er spricht. Bis 2019 hat er in der benachbarten Zeche Haniel in Bottrop über Tage gearbeitet. Auch wenn Kohleförderung unter Tage in Deutschland Geschichte ist, hier lässt sie sich nacherleben – man darf also anfassen, fühlen und staunen beim Rundgang durch das Areal.

Das Weltkulturerbe Zeche Zollverein fasziniert heute mit seiner bestens renovierten Mischung aus imposanter Industrieanlage und architektonisch ambitionierten Gebäuden aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Industriepionier Franz Haniel erwarb Mitte des 19. Jahrhunderts das Recht, insgesamt 14 Quadratkilometer unter dem Essener Norden für den Kohleabbau zu erschließen.

Zeche mit Geschichte

1847 begannen die Arbeiten am ersten Schacht. 1851 förderten die Kumpel erstmals das begehrte Brennmaterial aus der Erde, danach begann ein mehrstufiger Ausbau der Zeche, bis sie die heutigen Dimensionen hatte. Zwischen 1851 und der politisch beschlossenen Stilllegung der Anlage im Jahr 1986 förderten Männer und Maschinen hier mehr als 240 Millionen Tonnen Kohle zutage. Bis zu 8.000 Bergleute waren jeweils über und unter Tage im Schichtwechsel beschäftigt. Insgesamt haben bis zur Schließung mehr als 600.000 Menschen auf Zollverein gearbeitet.

Ein Ort, der viel zu bieten hat Ralf Schymura nimmt die Besucher mit hinauf in das Gebäude von Schacht XII, der zu seinen Betriebszeiten als leistungsstärkste Zeche der Welt galt. Sein imposantes 55 Meter hohes Doppelbock-Fördergerüst ist Wahrzeichen der gesamten Region. Mit ihm konnte die doppelte Menge an Förderwagen transportiert werden. Die Kohle kam hier an, riesige Maschinen rollten, es herrschte ein ständiges Gedröhne und Gerumpel.


Das Werksschwimmbad in besonderer Kulisse. Foto: Stiftung Zollverein / Sven Lorenz

„Ruhr Museum“, „Red Dot Design Museum“ und Werksschwimmbad

Schymura lässt auf Knopfdruck eine Toninstallation erklingen, den Klang der Schwerindustrie. „Das ist nur ein Eindruck“, sagt er, „wenn es so laut wäre, wie es wirklich war, müssten wir alle Gehörschutz tragen.“ Das Spannende ist aber nicht nur die industriehistorische Dimension. Vielmehr beherbergt das Ensemble zwischen den Fördertürmen und Stahlträgern auch eine Menge anderer Attraktionen, beispielsweise das „Ruhr Museum“ für Natur- und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets, das „Red Dot Design Museum“ und das Werksschwimmbad. Dieser Pool wurde 2001 von den Künstlern Dirk Paschke und Daniel Milohnic geschaffen – ein Ort zum kostenfreien Abtauchen inmitten der ehemaligen Kokerei.

„Mich beeindruckt auch mehr das, was wir nicht gesehen haben“, sagt Teilnehmer Chris Fessel, 61, gegen Ende der Tour. Damit meint er die Schilderungen der Arbeit mehr als einen Kilometer unter der Erdoberfläche, die oft ins Unvorstellbare gehen.

UNESCO-Welterbe Zollverein
Gelsenkirchener Str. 181,
45327 Essen,
Tel. 0201 / 24 68 10
www.zollverein.de

Es gibt Führungen zu verschiedenen Themen, Rundfahrten, ein Kulturprogramm und spezielle Besucherangebote für Familien und Naturinteressierte. Dafür fallen Extra- Kosten an. Man kann hier auch essen, trinken und übernachten. Das Gelände ist jederzeit kostenfrei zugänglich.

Ruhr Museum
Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr (außer am 24., 25. und 31.12.),
Eintritt ab 8 Euro (erm. 5 Euro)

Red Dot Design Museum
Di–So sowie an Feiertagen 11–18 Uhr (außer am 24., 25., 31.12. und 01.01.),
Eintritt 9 Euro (erm. 4 Euro),
eden Freitag Eintritt nach eigenem Ermessen

Medien-Tipp:
Sehen Sie hier einen Dokumantationsfilm der Reihe "Industrialisierung im Rheinland". Der Kurzfilm "Zollverein Schacht 12, Förderung und Aufbereitung der Kohle", wurde 1986 produziert und läuft 31,38 Minuten.


Quelle: Landschaftsverbands Rheinland (LVR) auf YouTube

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Tags: Kunst und Kultur , Museen

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