Verbrauchertipps
Was tun beim totalen Stromausfall?
Philipp Haaser · 13.09.2024
Wie kann für den Blackout richtig vorgesorgt werden? Alexandra Koch / Pixabay
Mit dem Ende des Kalten Krieges verschwanden in Deutschland katastrophale Szenarien wie großflächige Stromausfälle oder kriegerische Angriffe aus dem Bewusstsein der Bevölkerung. Doch diese Möglichkeiten scheinen wieder näher zu rücken.
Dunkelheit durch Brownout und Blackout
Im Zentrum der Katastrophenschutzbehörden steht folgendes Szenario: ein großflächiger und mehrere Tage dauernder Stromausfall, auch Blackout genannt, übersetzt Verdunkelung. Neben dem Blackout sprechen die Fachleute außerdem von Brownouts, wenn die Energieversorger den Strom gezielt stundenweise abstellen. Das entlastet das Netz und soll einen Blackout verhindern.
Wie wahrscheinlich ist der Stromausfall?
Das eine wie das andere ist in Deutschland sehr unwahrscheinlich. Seit dem Zweiten Weltkrieg kam in Europa kein Blackout mehr vor. Lokale Stromausfälle durch Unwetter sind meistens in wenigen Stunden behoben. Aber als Russland 2022 die Gaslieferungen nach Deutschland einstellte und die Stromproduktion kurzfristig umgestellt werden musste, wurde befürchtet, dass der Strom wegen Knappheit ausfallen könnte. Seitdem arbeiten Behörden und Kommunen verstärkt an ihren Notfallplänen und appellieren an die Öffentlichkeit: Jeder Einzelne soll mit ein paar einfachen Schritten seinen Teil beitragen. Eigenvorsorge heißt das Stichwort.
Vorsorgen und Ruhe bewahren
„Unser Ziel ist, ein Problembewusstsein zu schaffen“, sagt Alex Lechleuthner, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Köln. Denn fällt der Strom aus, sind unsere Haushalte und die öffentliche Versorgung massiv eingeschränkt. Telefone, Herd, Licht, Kühlschränke und Heizungen funktionieren nicht, Ampelanlagen, Zapfsäulen, Kassen und Bankautomaten fallen aus. Nach einer gewissen Zeit auch die Trinkwasserversorgung mitsamt der Toilettenspülung.
Die Notrufnummern sind dann nur noch eingeschränkt erreichbar. Polizei, Feuerwehr und andere Hilfsdienste müssen sich zunächst einen Überblick verschaffen und ihre Systeme auf den Krisenfall umstellen. Krankenhäuser und andere Einrichtungen der kritischen Infrastruktur haben eigene Notfallpläne. Für die Bevölkerung gilt in jedem Fall: Ruhe bewahren.
„Unser Ziel ist, ein Problembewusstsein zu schaffen.“
Wer vorgesorgt hat, ist zunächst nicht auf Hilfe angewiesen. Das trägt dazu bei, die Belastung für die Einsatzkräfte so überschaubar wie möglich zu halten. Die Stadt Köln listet in einem Faltblatt konkrete Punkte für die Eigenvorsorge auf, basierend auf den Empfehlungen des Bundesamtes für Katastrophenschutz.
Blackout: was in den Not-Vorrat gehört
Die Menschen sollen sich bis zu zwei Wochen lang eigenständig versorgen können. Dazu gehört, einen gewissen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln wie H-Milchprodukte, Konserven mit Fisch, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten, Bockwürstchen sowie Wurst- und Veggie-Brotaufstriche im Haus zu haben. Ebenso Trockenprodukte wie Haferflocken, Zucker, Salz, Kekse und Knäckebrot.
Wichtig beim Stromausfall ist Wasser
Besonders wichtig ist ein Trinkwasser-Vorrat. Das Bundesamt für Katastrophenschutz kalkuliert mit mindestens 20 Litern pro Person, 1,5 Liter zum Trinken und ein halber Liter zum Kochen. Dafür wird ein Campingkocher empfohlen. Wer den hat, kann auch Instantbrühe, Reis und Nudeln in den Vorrat aufnehmen. Alles sollte kühl, trocken und dunkel lagern und alle paar Wochen auf Schädlinge kontrolliert werden. Produkte mit langer Haltbarkeit stehen am besten hinten im Regal, bald Fälliges vorn. Das sollte regelmäßig verbraucht und durch neue Packungen ersetzt werden.
Was gehört sonst noch in den Notvorrat?
Hygieneartikel und Bargeld finden sich in den Empfehlungen ebenso wie Batterien, Taschenlampen, Kerzen, Streichhölzer und eine geladene Powerbank, das ist ein Akku zum Laden des Smartphones. Ein Radio, das mit Kurbel oder Solarzelle aufgeladen werden kann, ist eine sinnvolle Anschaffung, um an notwendige Informationen zu kommen. Wichtig ist aber, die erhöhte Brandgefahr beim Einsatz von Kerzen, Campingkochern oder anderen Feuerquellen zu beachten. Die Stadt Köln rät dringend davon ab, in geschlossenen Räumen mit Teelichtöfen, Grills oder Feuerschalen zu heizen.
Dieses Multifunktionsgerät kann das Handy laden, dient als Taschenlampe und kann als Radio genutzt werden. Foto: SpeedShutter/stock.adobe.com
Hausapotheke, wichtige Dokumente und wärmende Decken
Ist man auf bestimmte Medikamente angewiesen, sollte man diese ebenfalls im Blick behalten. Das gilt besonders für medizinische Geräte, die mit Strom funktionieren, wie zum Beispiel solche für Sauerstoff. Die Stadt rät generell, für alle Fälle wichtige Dokumente wie Pässe, Geburtsurkunden und Zeugnisse, Telefonnummern, einen Erste-Hilfe-Kasten, Decken oder Schlafsäcke griffbereit aufzubewahren. Wer auf einen Blackout gut vorbereitet ist, der ist auch für fast jede andere kleinere oder größere Katastrophe gewappnet – die hoffentlich nie eintritt.
Leuchttürme
Bei einem langanhaltenden Stromausfall werden im gesamten Stadtgebiet sogenannte Leuchttürme für den Katastrophenschutz aktiviert. Das sind Polizei- und Feuerwachen, die als Anlaufstellen dienen, wenn die Notrufnummern nicht mehr zur Verfügung stehen. Sie sind untereinander und mit den Leitstellen per Funk verbunden und sollen zudem kleinere medizinische Hilfeleistungen, Informationen zur aktuellen Lage und zu Hilfsangeboten bieten.
Allgemeine Informationen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Tipps-Notsituationen/Stromausfall/stromausfall_node.html
Mit Kurbel oder Batterien: Tipps für die Bevorratung vom Bundesministerium für Ernährung
https://www.ernaehrungsvorsorge.de/private-vorsorge/notvorrat
Dort kann mit einem Vorratskalkulator die Menge je nach Personenzahl und Dauer errechnet werden:
www.ernaehrungsvorsorge.de/private-vorsorge/notvorrat/vorratskalkulator
Worauf sollte man beim Radiokauf achten? Foto: Dave Willman / stock.adobe.com
Stiftung Warentest zu tragbaren Radios:
https://www.test.de/Digitalradios-im-Test-4868028-4868030/
In einem Blogbeitrag der RheinEnergie ist beschrieben, was generell bei einem Stromausfall zu beachten ist. Zum Beispiel sollten Bügeleisen, Ofen und Herd ausgeschaltet sein, damit von ihnen keine Gefahr ausgeht, wenn der Strom wieder angestellt wird.
https://blog.rheinenergie.com/blog/was-tun-bei-stromausfall-die-wichtigsten-tipps-fuer- euch/2250
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Tags: Blackout , Katastrophenschutz , Stromausfall , Vorsorge
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