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Nachbarschaftshilfen: Wenn die Nachbarin zum Spielen kommt

René Denzer · 13.06.2022

Spielen gerne gemeinsam Karten: Ute Eisenmenger (l.) und Gertie Schmitz-Mieden. Foto: René Denzer

Spielen gerne gemeinsam Karten: Ute Eisenmenger (l.) und Gertie Schmitz-Mieden. Foto: René Denzer

„Kölsch Hätz“ vermittelt unkompliziert Nachbarschaftshilfen in den Veedeln. Die erfolgreiche Initiative feiert jetzt ihr 25-­jähriges Jubiläum.

Gertie Schmitz-Mieden braucht nur noch ein weiteres Paar, dann ist ihr der Sieg sicher. Die 93-Jährige dreht eine der Karten vor ihr um. Sie zeigt einen Zitronenfalter. Unter welcher Karte befindet sich der andere? Schmitz-Mieden überlegt kurz und legt dann den zweiten frei. Ute Eisenmenger, die ihr gegenübersitzt, schüttelt den Kopf und lacht. „Ist das denn die Möglichkeit? Sie macht mich nass.“ Das sei genauso wie beim Doppelkopf. „Da verliere ich auch immer“, erzählt sie. Karten spielen Schmitz-Mieden und die 76-Jährige gerne zusammen.


So ein Memoryspiel macht Spaß und hält den Geist fit! Foto: René Denzer

Kölsch Hätz ist in 29 Kölner Stadtteilen aktiv

Seit rund drei Jahren kommt Ute Eisenmenger einmal die Woche bei Gertie Schmitz-Mieden vorbei. Kennengelernt haben sie sich über „Kölsch Hätz“, eine Nachbarschaftshilfe, getragen von Caritas und Diakonie. Sie ist mittlerweile in 29 Stadtteilen aktiv und feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. „Mehr als 550 Ehrenamtliche engagieren sich“, sagt Einrichtungsleiterin Antke Kreft.

„Es geht darum, Teilhabe am Leben zu sichern, um Kontakt und Beziehung“

Antke Kreft, Einrichtungsleiterin

Die freiwillig Tätigen kümmern sich vorrangig um ältere Nachbarn, erledigen etwa deren Einkauf, gehen mit ihnen spazieren, spielen Schach, lesen aus der Zeitung vor. Als Gegenleistung erhalten sie kostenlose Fortbildungen und den Besuch einer Schulung zum Thema „Kultur der Achtsamkeit“.

Ehrenamtliches Engagement

Bevor sie zu Schmitz-Mieden kam, hatte Eisenmenger einen Mann besucht, der nach einem Schlaganfall stark eingeschränkt war. „Wenn seine Frau beim Sport war, habe ich mich mit ihm unterhalten“, erinnert sie sich. Das sei so lange gegangen, bis der Gesundheitszustand des damals 60-Jährigen das nicht mehr zugelassen habe. Denn Pflege übernimmt Kölsch Hätz nicht. „Es geht darum, Teilhabe am Leben zu sichern, um Kontakt und Beziehung“, so Kreft.

Ehrenamtliche Koordinatoren bringen die Menschen zusammen. Dabei wird geschaut, ob das menschlich passt. Schließlich soll das Ehrenamt nicht zur lästigen Pflicht verkommen. Das sind die Besuche bei Schmitz-Mieden für Eisenmenger auf keinen Fall. Im Gegenteil meint die 76-Jährige: „Sie sind eine Bereicherung auch für mein Leben.“ Beide seien sich auf Anhieb sympathisch gewesen. Obendrein erfahre sie immer Neuigkeiten aus dem Veedel, da Gertie Schmitz-Mieden gut vernetzt sei.


Beide Frauen empfinden die Treffen als eine Bereicherung. Foto: René Denzer

Für die 93-Jährige war es der Wunsch nach mehr Kontakt, der sie zu Kölsch Hätz gebracht hat – auch wenn der Sohn täglich vorbeischaut und die Tochter aus Frankfurt sich regelmäßig nach ihr erkundigt. „Mit dem Alter kommen die Wehwehchen, und man ist nicht mehr so mobil“, erklärt sie.

Mit sozialen Kontakten gegen Einsamkeit

Die Gründungsidee zu der Nachbarschaftshilfe kam von engagierten Menschen aus den Stadtteilen Mauenheim, Niehl und Weidenpesch. Sie hatten sich mit Vertretern der örtlichen Kirchengemeinden, Familien- und Krankenpflegevereinen sowie dem Caritasverband zusammengesetzt, um über die Situation einsamer Menschen zu sprechen.

Laut Antke Kreft ist das Ziel von Kölsch Hätz, den Problemen einer schnell älter werdenden Gesellschaft mittels sozialer Kontakte entgegenzuwirken. Die Zeit, die diese Unterstützung benötigt, bringt Ute Eisenmenger gerne mit, wenn sie Gertie Schmitz-Mieden besucht. Geklönt wird dann nicht nur über die Neuigkeiten im Veedel, sondern etwa auch über die aktuelle Weltlage. Bei gutem Wetter stehen häufig Spaziergänge an. Und Kartenspiele kommen bei ihnen ohnehin nicht zu kurz, genauso wenig wie das Ritual zu Beginn eines jeden Besuchs: eine Tasse „kastrierter“, also entkoffeinierter Kaffee.

Jubiläumsprogramm

Samstag, 11. Juni 2022, Uhrzeit folgt
Kölsch Hätz Stand
Ökumenisches Kirchfest
Dünnwald/Höhenhaus
Gemeindehaus Tersteegenkirche

Samstag, 11. Juni 2022, 12-17 Uhr
Kölsch Hätz Stand
Mittsommerfest Höhenberg/Vingst
Höhenberg/Vingst
Heßhofplatz

Freitag, 17. Juni 2022, Uhrzeit folgt
Nachbarschaftliches Jubiläumsfest
Höhenberg/Vingst
Jugendwohnen St. Gereon

Sonntag, 3. Juli 2022, ab 12 Uhr
Kölsch Hätz Stand
Seniorensommerfest HöVi-Land
Höhenberg/Vingst
HöVi-Land

Freitag, 12. August 2022, ab 17 Uhr
Nachbarschaftliches Jubiläumsfest
Deutz/Poll
Ort wird noch bekannt gegeben

Samstag, 13. August 2022, 11-14 Uhr
Frühschoppen
Ehrenfeld
Pfarrsaal St. Peter

Freitag, 2. September 2022, ab 16 Uhr
DANKE! Ein Fest für alle Engagierten
der Kölsch Hätz Nachbarschaftshilfen
Standortübergreifend
Caritaszentrum Ehrenfeld

Samstag, 3. September 2022, ab 17.30 Uhr
Ökumenische Vorabendmesse
Rodenkirchen/ Weiß / Sürth / Hahnwald
St. Josef, Sürth

Dienstag, 6. September 2022, 16 Uhr
Festakt zum 25-jährigen Jubiläum
der Kölsch Hätz Nachbarschaftshilfen
Standortübergreifend
Gürzenich

Freitag, 16. September 2022, ab 16 Uhr
Tanz auf dem Nikolausplatz
Sülz / Klettenberg
Nikolausplatz

Freitag, 23. September 2022, ab 16 Uhr
Tanz auf dem Ebertplatz
Rund um den Ebertplatz
Ebertplatz

Freitag, 30. September 2022, ab 16 Uhr
Tanz auf dem Lenauplatz
Ehrenfeld
Lenauplatz

Im Jubiläumsjahr wird es Nachbarschaftsfeste, ökumenische Gottesdienste und ein Benefizkonzert geben. Weitere Infos zu den Aktionen gibt es auf der Internetseite.

Kölsch Hätz Nachbarschaftshilfen
Geisselstr. 1,
50823 Köln,
Tel. 0221 / 56 95 78-16.
www.koelschhaetz-im-veedel.de

Wer sich bei Kölsch Hotz engagieren möchte, findet in diesem YouTube-Video einige Informationen. Inhaltlich geht es um die Erfahrungen einer ehrenamtlich Engagierten aus Köln.


Quelle: Caritas (DiCV Koeln) auf YouTube.

 

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Tags: Ehrenamt , Nachbarschaftshilfe , Stadtteilprojekte

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