Ukrainehilfe: Gemeinsam sind wir stark!

„Mama halt durch“, sagt Linda Mai ins Telefon. Sie ist in Köln, ihre Mutter in der Ukraine. „Nur wenn ihr durchhaltet, habe ich hier Kraft“, fügt sie hinzu. Hunderttausende verlassen die Ukraine wegen der russischen Angriffe, noch viel mehr Menschen sind im Land auf der Flucht. Aber vor allem Ältere tun sich schwer, die Sachen zu packen und trauen sich die beschwerliche Flucht nicht zu- sie harren zuhause aus. So wie die Eltern und Schwester von Mai. Sie ist die Gründerin und Vorsitzende des deutsch-ukrainischen Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“ in Köln, zuvor hat sie schon seit 2014 mit anderen Vereinen Hilfe für Ukrainer organisiert.

Auf dem Roncalliplatz und dem Neumarkt hatte der Verein bereits Mitte Februar – also vor der russischen Invasion – friedliche Solidaritäts-Kundgebungen veranstaltet. Seit Kriegsausbruch ist er nun besonders aktiv. Schnell wurde eine Großmarkthalle an der Marktstraße 27 angemietet. Dort arbeiten nun viele Freiwillige unermüdlich, sie sortieren Sachspenden, verpacken sie und laden sie auf Lastwagen. Fast im Minutentakt brachten Kölnerinnen und Kölner Hilfsgüter vorbei. Mindestens 80 Tonnen seien allein in der ersten Kriegswoche an die polnisch-ukrainische Grenze geliefert worden, berichtet Mai. Die Waren werden dort in speziellen Zentren an geflohene Menschen verteilt oder auch weiter ins Land transportiert.

„Die Hilfsbereitschaft in Köln ist fantastisch“, betont die 47-Jährige. Sie und die Vorstandskollegen organisieren und koordinieren die Hilfe, Mai gönnt sich kaum eine Verschnaufpause. Zwischendurch ist die Halle mit Waren so voll, dass vorübergehend keine Sachspenden mehr angenommen werden können. Rund 30 Mitglieder, Deutsche und Deutsch-Ukrainer, hat der Verein, der sich von Anfang an für die Entwicklung einer freien, demokratischen Ukraine einsetzte und Hilfen leistete. In den Jahren 2014 bis 2019 wurden etwa zusammen mit Partnern, Spendern und Ehrenamtlichen 23 Lastwagen voll mit medizinischen Geräten, Betten, OP-Tischen oder Rollstühlen an Krankenhäuser übergeben.

Mai stammt aus der Ukraine, lebt aber seit 20 Jahren in Köln. Aus der Ferne musste die Pharmazeutin die Kriegswirren in ihrer Heimat miterleben, die sich vor allem ab 2014 mit der Abspaltung der Halbinsel Krim von der Ukraine verstärkten. Sie wollte nicht tatenlos zusehen. Nun kann sie nur hoffen, dass der Krieg bald ein Ende hat und sie ihre Familie gesund wieder sieht.