Leben in Köln

Tief fliegende Piloten – per Rikscha durch Köln

Christopher Dröge · 01.06.2023

Das Rheinufer ist bei Bernhard Riedls Fahrgästen ein beliebtes Ziel. Foto: Dröge

Das Rheinufer ist bei Bernhard Riedls Fahrgästen ein beliebtes Ziel. Foto: Dröge

Manche Menschen fühlen sich nicht mehr in der Lage, auf ein Fahrrad zu steigen, haben aber immer noch Spaß an einem Ausflug an der frischen Luft. Die Initiative „Radeln ohne Alter“ macht es möglich.

Mit der Feder am Hut und seiner roten Rikscha ist Bernhard Riedl eine auffällige Erscheinung, als er vor dem Seniorenhaus St. Maria nahe des Appellhofplatzes vorfährt. Riedl ist Mitglied des Kölner Vereins „Radeln ohne Alter“, einer Initiative von Ehrenamtlichen, die mit Unterstützung der Stadt Köln seit 2019 aktiv sind. Ihr Ziel ist es, Menschen, die nicht mehr aus eigener Kraft Rad fahren können, mit ihren Rikschas das Erlebnis eines Fahrradausflugs zu ermöglichen – und das kostenlos.

Die Kölner Gruppe verfügt mittlerweile über eine Flotte von 26 Rikschas. Hinzu kommen 15 weitere, die von den „Piloten“ genannten Rikscha-Fahrern privat angeschafft wurden. Inzwischen sind die Rikschas in mehr als 13 Stadtteilen unterwegs. Seine Aktivitäten finanziert der Verein durch Spenden und öffentliche Förderungen.

Verein-Aktivitäten in 13 Kölner Stadtteilen

Riedl ist Pilot der Rikscha für das Gebiet „Nordstadt“, das St. Maria Heim fährt er heute zum ersten Mal an. Erst vor einer Woche hatte er hier seine Dienste angeboten und Mitarbeiterin Nicole Maier bei einer Probefahrt überzeugen können. Sie ist sehr angetan von Riedls Service. „Das ermöglicht unseren Bewohnern eine unkomplizierte Mobilität“, meint sie.

Nun warten bereits seine ersten Fahrgäste, Rosemarie Meurer und Hermann Muschat. „Wo soll‘s denn hingehen?“, fragt Riedl, als die Beiden Platz nehmen, denn das Ziel wählen die Fahrgäste immer selbst. Im Gegensatz zu den üblichen Fahrradtaxis für Touristen sitzen sie in Riedls Rikscha vor dem Fahrer. „Mit anderen Rikschas bin ich schon gefahren, aber in so einer habe ich noch nie gesessen“, meint Rosemarie Meurer.

Spazierfahrt am Rheinufer

„Damit die Leute sehen können, was für privilegierte Menschen sie sind“, scherzt Riedl. Meurer wünscht sich eine Fahrt ans Rheinufer, für die Riedl eine Route quer durch die verwinkelte Altstadt wählt. Eilig hat er es nicht – sich Zeit zu nehmen gehört zur Philosophie von „Radeln ohne Alter“. Unterwegs hält er immer wieder kurz an, um seine Fahrgäste mit kleinen Verzällcher zu unterhalten.


Auch zum Tünnes-und-Schäl-Denkmal in der Lintgasse hat Bernhard Riedl interessante Geschichten auf Lager. Foto: Dröge

Am Südportal des Doms etwa erzählt er von dem Rasierspiegel, den Joseph Beuys als Bildhauerschüler dort eingebaut haben soll. Und an der Schmitz-Säule vor Groß St. Martin klärt er seine Fahrgäste darüber auf, dass diese aus Steinen des alten römischen Hafens errichtet wurde. Diese Unterhaltungen zwischen Fahrenden und Fahrgästen sind es, die bei „Radeln ohne Alter“ eigentlich im Mittelpunkt stehen. „Da finden oft wirkliche Begegnungen statt, es ist sehr bereichernd“, schwärmt Riedl.

Als er mit seinen beiden Fahrgästen wieder am Haus St. Maria ankommt, wartet die nächste Bewohnerin bereits.

Manchmal auch Sonderfahrten

„Ein Taxi-Unternehmen wollen wir nicht sein“, so Riedl. Natürlich ließen sich auch besondere Fahrten absprechen und wenn einer seiner Fahrgäste Einkaufsbedarf hat, hält Riedl auch am Supermarkt oder Kiosk an. „Aber unser Kern ist einfach, dass wir zum Vergnügen fahren. Wir wollen Freude bereiten.“ Bei Rosemarie Meurer ist ihm dies gelungen: Da der zweite Sitz bei der nächsten Fahrt noch frei ist, fährt sie kurzerhand noch einmal mit. „Ich kann es jedem nur empfehlen“, sagt sie.

Alle Infos auf
www.radelnohnealter.koeln

Wer interessiert ist, als Pilot einzusteigen, kann sich mit einem kurzen Motivationsschreiben an den Verein wenden. Nennen Sie dabei auch ihren Wohnort und die Zeiten, in denen Sie als Pilot verfügbar sind.
E-Mail: mitmachen@radelnohnealter.koeln

Wer an einer Ausfahrt mit Radeln ohne Alter interessiert ist, bucht online unter „Rikscha buchen“auf der oben genannten Website oder wendet sich direkt an die für seinen Wohnort zuständige Kontaktperson:

Bezirk Lindenthal

Braunsfeld
Katrin Thürbach
Tel. 0177 / 301 81 76

Junkersdorf / Müngersdorf
Heike Zeeh
Tel. 02234 / 95 96 55

Lindenthal
Tel. 0176 / 47 37 48 59
lindenthal@radelnohnealter.koeln

Sülz / Klettenberg
Tel. 0176 / 53 64 51 09
suelz@radelnohnealter.koeln

Zollstock / Bayenthal / Klettenberg / Raderthal / Raderberg
Tel. 0178 / 876 89 71

Bezirk Kalk/Mülheim

Buchforst / Buchheim / Höhenberg / Kalk / Mülheim
Tel. 0221 / 2040 742
buchforst@radelnohnealter.koeln

Innenstadt
Nordstadt / Neustadt-Nord
Bernhard Riedl
Tel. 0151 / 477 80 238
bernhard@radelnohnealter.koeln

Deutz /Poll
Tel. 0221 / 56 9 578 28
Karin@radelnohnealter.koeln

Südstadt
Tel. 0151 / 74 57 59 04
suedstadt@radelnohnealter.koeln

Bezirk Ehrenfeld

Ehrenfeld / Bickendorf / Bocklemünd / Vogelsang
Tel. 0176 / 78 22 27 36

Bezirk Nippes

Nippes / Bilderstöckchen / Niehl / Mauenheim / Weidenpesch,
Tel. 0221 / 97 65 87 0
nippes@radelnohnealter.koeln

Niehl
Tel. 01577 / 907 11 13

Bezirk Porz

Porz
Tel. 0177 / 400 76 42
porz@radelnohnealter.koeln

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Tags: Mobilität in Köln , Vereine für Senioren

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