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Schon gewusst, dass auf dem Heumarkt jahrelang eine „Pädsfott“ als Denkmal stand?

Janina Schwiderski, Universität zu Köln / LVR · 25.03.2022

Das ursprüngliche Reiterdenkmal stand eher mittig auf dem Heumarkt – hier kurz nach seiner Einweihung im Jahr 1878. Foto: Rheinisches Bildarchiv, rba_062778

Das ursprüngliche Reiterdenkmal stand eher mittig auf dem Heumarkt – hier kurz nach seiner Einweihung im Jahr 1878. Foto: Rheinisches Bildarchiv, rba_062778

Lesen Sie über das Reiterdenkmal des Königs Friedrich Wilhelm III., das sogar Teil einer Kunstaktion wurde.

Ab 1815 stand Köln unter preußischer Herrschaft, regiert von insgesamt fünf preußischen Monarchen. Ihrem zunächst nicht sehr beliebten König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) setzten die Kölner nach einigen Diskussionen und erfolglosen Ausschreibungen mit einem imposanten Reiterstandbild auf dem Heumarkt ein Denkmal. 1878 eingeweiht hat es eine wechselvolle Geschichte erlebt.

Während des 2. Weltkriegs

Bei einem der schweren Luftangriffe auf Köln, dem „Peter-und-Paul-Bombenangriff“ vom 29. Juni 1943, stürzte die Druckwelle einer Luftmine Ross und Reiter von ihrem Sockel. Teile der Reliefs und der 16 Sockelfiguren wurden daraufhin gestohlen oder eingelagert. Nach dem Krieg, im Jahre 1950, wurde auch noch der Sockel im Zuge der Umgestaltung des Heumarkts für den Straßenverkehr abgetragen.

Die Stadt Köln nahm sich erst später der Wiederaufstellung zumindest der erhaltenen Standfiguren des Denkmals an. Um dies zu finanzieren, gab es seit 1958 Überlegungen, die verbliebenen, nicht brauchbaren Fragmente der großen Reiterfigur einschmelzen zu lassen, was schließlich 1973 geschah – nur der Kopf des Königs und die Kruppe, das Hinterteil des Pferdes, blieben erhalten. Das Einschmelzen von „Pferd und Reiter ohne Kopf und Kruppe“ im Februar 1973 erzielte einen Verkaufserlös von über 6.000 DM.

Protest und Kunst

1982 wurde das Hinterteil auf die Rampe der Deutzer Brücke verfrachtet. Die Kölner tauften das skurrile Pferdehinterteil „die Pädsfott“ (das rheinische Wort „Päd“ bzw. „Pääd“ bezeichnet ein Pferd und „Fott“ bzw. „Futt“ einen Hintern). Kurze Zeit später jedoch ließ die damalige Kölner Stadtkonservatorin Hiltrud Kier die „Pädsfott“ mitten auf den Platz setzen, den Schweif demonstrativ in Richtung des nahegelegenen Rathauses gerichtet – ein Zeichen gegen einen geplanten Hotelbau auf dem Heumarkt. Die hintersinnige Protestaktion löste Diskussionen über eine Rekonstruktion des Denkmals aus, mit Erfolg.

Im Winter 1983 errichtete die Stadt Köln etwas südlich der ursprünglichen Position auf dem Heumarkt einen provisorischen Sockel, auf dem nach der Grundsteinlegung am 3. November 1984 die wieder eingesammelten 16 Sockelfiguren nach und nach aufgestellt wurden. Herbert Labusga, Kölner Maler und Bildhauer, ergänzte das unvollständige Denkmal im September 1985 in einer heimlichen Nacht-und-Nebel-Aktion durch ein Reiterstandbild aus Styropor.

Zum guten Schluss sammelte der Kölner Verkehrsverein e. V. Gelder und beauftragte 1990 den Düsseldorfer Bildhauer Raimund Kittl, die Reiterfigur unter Einbeziehung der erhalten gebliebenen Teile zu rekonstruieren. Am 29. September 1990 nahm der metallene König nach mehr als 47 Jahren schließlich wieder seinen ihm angestammten Platz auf dem Sockel ein. Doch der Name ist hängen geblieben: Kölner verabreden sich immer noch mit Treffpunkt an der „Pädsfott“.


Weitere Informationen beim LVR-Informationssystem KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital.
www.kuladig.de

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Tags: Denkmal , Kunst und Kultur , Stadtgeschichte

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