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Leben in Köln

Schon gewusst, dass ein Kölner den Untergang der Titanic überlebt hat?

Katharina Grünwald, LVR-Redaktion 202 · 02.08.2021

Alfred Nourney. Foto: Sammlung Günter Bäbler

Alfred Nourney. Foto: Sammlung Günter Bäbler

Lesen Sie über die Geschichte seiner Rettung.

Alfred Nourney (1892–1972) bestieg die Titanic in der Nähe des französischen Cherbourg am 10. April 1912. Es war der Tag der Jungfernfahrt des Ozeanriesen. Die Teilnahme an der Reise hatte Nourney seiner Familie zu verdanken – wobei das Geschenk nicht ganz ohne Hintersinn war.

Wer war der Überlebende?

Zuhause wartete auf den Zwanzigjährigen seine Liebste, die jedoch „nur“ eine Angestellte war. Vermutlich handelte es sich um ein in der Kölner Innenstadt „am Rothgerberbach“ lebendes Fräulein Jarkonska. Alfred hingegen war in einer wohlsituierten Kaufmannsfamilie aufgewachsen. Schon immer war er neugierig, weltoffen und vor allem technikbegeistert gewesen. Die Reise war also die perfekte Gelegenheit zur Ablenkung! Und der Plan schien aufzugehen.

Alfreds Begeisterung lässt sich aus Telegrammen ablesen, die er nach Hause schickte. Er berichtet davon, wie gut er sich fühle und wen er schon alles kennengelernt habe. Der junge Mann hatte sich mit der Zahlung eines Zuschlags von der zweiten auf die erste Klasse umgebucht und mischte sich unter die gehobene Gesellschaft derer von Guggenheim, Astor und Co. Er hatte sich sogar ein Pseudonym zugelegt und nannte sich an Bord „Baron Alfred von Drachstedt“!


Alfred Nourney. Foto: Sammlung Günter Bäbler

Glückliche Zufälle auf der Titanic

Trotzdem dachte er an seine Geliebte im fernen Köln, per Telegramm schickte er ihr einen „drahtlosen Kuss“. Nur vier Tage später fand die Reise ihr jähes Ende. Alfred spielte zum Zeitpunkt der verhängnisvollen Kollision mit dem Eisberg Karten in einem Rauchsalon. Da er von einer kleinen, versteckten Wendeltreppe wusste, konnte er als einer der Ersten ein Rettungsboot besteigen. Seine Neugierde, das Schiff zu erkunden, hat ihm wohl das Leben gerettet.

Nach dem Untergang kehrte Alfred nach Europa zurück. Er verbrachte einige Jahre in Paris und auf der Iberischen Halbinsel. Vereinzelt nahm er an Motorsportrennen teil. Jedoch: Alfreds Liebe zu dem Fräulein Jarkonska überstand die Reise nicht. Als Endvierziger heiratete Alfred und hatte mit seiner Frau Irmgard zwei Töchter. Mit ihnen ließ er sich in Bad Honnef nieder. Über seine Erfahrungen auf der Titanic berichtete er noch nach vierzig Jahren erschüttert, dass sich die Todesschreie der Ertrinkenden wie „ein Akkord, wie ein Sirenenton“ angehört hätten. Und er überlebte nicht nur den Untergang der Titanic, sondern auch alle anderen Überlebenden. Er war der Letzte seiner Art.

Das Grab der Familie Nourney befindet sich auf der sogenannten Millionenallee auf dem Melatenfriedhof.
Weitere Informationen beim LVR-Informationssystem KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital.
www.kuladig.de

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Tags: Geschichte , KuLaDig , Melatenfriedhof

Kategorien: Leben in Köln