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Schon gewusst, ... dass in Köln bereits um 1900 Hybrid-Autos hergestellt wurden?

Gastbeitrag von Franz-Josef Knöchel / LVR · 30.03.2023

Foto: Archiv Axel Oskar Mathieu zur Geschichte der Nutzfahrzeuge, Berlin

Foto: Archiv Axel Oskar Mathieu zur Geschichte der Nutzfahrzeuge, Berlin

Der Kölner Unternehmer Ernst Heinrich Geist kombinierte Verbrenner mit Elektroantrieb.

Hybridfahrzeuge kombinieren einen Verbrennungsmotor mit einem Elektroantrieb. Sie sind heute eine der Säulen einer klimaschonenden Verkehrswende auf der Basis erneuerbarer Energien. Mit dem Ziel, die Mobilität nachhaltiger aufzustellen, ist neben einem regelrechten Boom bei Fahrrädern seit Jahren auch ein stetiger Zuwachs an Elektroautos zu verzeichnen.

Bereits in den Jahren 1900 bis 1909 wurden bei der Kölner „Ernst Heinrich Geist Elektricitäts-Aktiengesellschaft“ Nutz- und Personenfahrzeuge mit benzinelektrischem Hybridantrieb hergestellt. Der Unternehmer Ernst Heinrich Geist (1860–1928) war zunächst bei der Ehrenfelder Helios AG tätig und gründete 1890 im Höninger Weg in Zollstock eine eigene Firma, die Dynamos und Transformatoren herstellte. Unter anderem belieferte man die Wagenfabrik Heinrich Scheele, die bereits seit 1898 in Ehrenfeld Elektrofahrzeuge herstellte.

Rasant vorwärts und rückwärts

Schon 1900 beschäftigte Geist 62 Mitarbeiter, für die am Firmensitz „aus sozialer Einstellung zur Belegschaft“ fünf Wohnhäuser entstanden. 1901 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, deren Kapital immer wieder erhöht wurde. Für das Geld wurden Patente erworben und Anleihen aufgenommen, um den Geschäftsumfang zu vergrößern.

Der Eintrag im Kölner Adressbuch von 1906 führt ein umfassendes Angebot der Firma auf: „Elektrische Maschinen aller Art, Transformatoren, Akkumulatoren, Beleuchtungsanlagen für Städte, Fabriken und dergleichen. Elektrische Kraftübertragung, Aufzüge und Hebevorrichtungen, elektrische Bahnen, Wagen für Personen und Lasten, Anlagen zum Ausscheiden von Metallen.“

Seit etwa 1900 produzierte man bei der E. H. Geist AG auch schwere Nutzfahrzeuge unter dem Namen „Dyna-Geist“. Im Hybridbetrieb trieb dabei ein von Fafnir in Aachen oder Argus in Berlin zugekaufter Benzinmotor über eine elastische Lederkupplung einen Dynamo mit Generator an, dessen Energie über Zahnräder an Elektromotoren an den Rädern weitergeleitet wurde. Theoretisch konnten diese Lkw damit vorwärts und rückwärts gleich schnell fahren!

Innovative Technik

Ab 1906 entstanden auf dem inzwischen auf 1,5 Hektar Größe angewachsenen Firmengelände in Zollstock auch Hybrid-Personenkraftwagen als „Dynamobile“ mit einer Gesamtleistung von damals beachtlichen 48 PS (ein Benzinmotor mit 24 PS und zwei Akku-Elektromotoren mit jeweils 12 PS). Die innovative Technik war jedoch gleichermaßen kompliziert wie anfällig, sodass den Fahrzeugen kein großer Erfolg vergönnt war.

Ein nachhaltiger Aufschwung für die E. H. Geist AG blieb aus und die Produktion der Fahrzeuge endete bereits 1909. Nach großen Verlusten in den folgenden Geschäftsjahren stimmten die Aktionäre der Liquidation des Unternehmens zu, das 1912 von der Elektrizitätsgesellschaft Colonia übernommen wurde. Ernst Heinrich Geist war nachfolgend noch in Treis-Karden an der Mosel tätig und starb 1928 in Cochem.


Weitere Informationen beim LVR-Informationssystem KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital.
www.kuladig.de und www.luftfahrtarchiv-koeln.de.

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Tags: Kölner Geschichten , Kölner Stadtentwicklung , KuLaDig

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