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Schon gewusst, dass es auf dem Rhein Wasserflugzeughäfen gab?

Gastbeitrag von Franz-Josef Knöchel / LVR · 13.07.2022

Transatlantischer Wasserflugzeughafen Niehler Hafen. Foto: Historisches Luftfahrtarchiv Köln

Transatlantischer Wasserflugzeughafen Niehler Hafen. Foto: Historisches Luftfahrtarchiv Köln

In der Domstadt gab es ab 1926/27 auf dem Rhein zeitweise zwei schwimmende Flughäfen.

Das Wort lässt Großes vermuten, dabei handelt es sich lediglich um auf dem Wasser liegende, am Ufer festgemachte Flöße, an denen Flugzeuge anlandeten. Sie konnten über einen Brückensteg mit Fracht beladen und von Passagieren bestiegen werden.

„DO X Höhe Kirche St. Kunibert“. Foto: Historisches Luftfahrtarchiv Köln

Kunibertsrampe und Niehler Hafen

In prominenter Lage vor St. Kunibert befand sich die sogenannte „Kunibertsrampe“, ein weiterer lag im Becken des 1922–1925 erbauten Niehler Hafens. Ab 1926 wurden von der Bad Oeynhausener Westflug GmbH, die wenig später in die Deutsche Luft Hansa AG einging, Post-, Personen- und Werbeflüge aufgenommen. Sie sollten den Ausbau des bestehenden Rheintal-Linienverkehrs über Bonn, Mainz und Basel prüfen.

Kurz darauf wurde etwa 500 Meter nördlich der Hohenzollernbrücke ein Wasserflughafen fest angelegt. Die „Kunibertsrampe“ war ein etwa 50 Quadratmeter kleines Holzfloß mit einem kleinen Häuschen zum Lagern der Post. Zum 16. Mai 1927 wurde im Sommerflugplan der Lufthansa eine Linie zwischen Köln, Duisburg und Rotterdam mit regulären Passagierflügen eingerichtet. Die dafür zu Wasserflugzeugen umgerüsteten Junkers F 13 boten Platz für zwei Piloten und vier Passagiere. Bei einer Geschwindigkeit von 140 km/h verfügten sie über eine Reichweite von 1.200 Kilometern.

Bis der Krieg endete

Es war sogar ein Ausbau des Wasserflughafens und der Fluglinien angedacht, wie Berichte des historischen Luftfahrtarchivs Köln dokumentieren. Wegen des regen Schiffsverkehrs und des stetigen Hoch- und Niedrigwassers war dies jedoch unmöglich. Bereits mit dem Sommerflugplan 1928 wurde der Wasserlandeplatz nicht wieder eröffnet und die Linie Köln – Duisburg – Rotterdam eingestellt. Das zur Überwinterung ins Niehler Hafenbecken geschleppte Landefloß wurde dann für von dort startende Luftpost- Verbindungen genutzt.

Für den Posttransport wurden auch von Überseedampfern aus – sobald die Reichweite es zuließ – Katapultflugzeuge gestartet, die den langsameren Schiffen vorausflogen und die Dauer des Postversands zwischen den USA und Deutschland um bis zu zwei Tage verkürzten. Erst 1935 beflog die Lufthansa wieder von der Kunibertsrampe aus die Strecke Köln – Frankfurt mit der Junkers W 33, die bei einer Reichweite von 1.000 Kilometern bis zu sechs Passagiere befördern konnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlieren sich wegen flugtechnischer Entwicklungen und einem völlig veränderten Luftverkehrswesen die Spuren der Kölner Wasser-Luftfahrt auf dem Rhein.


Weitere Informationen beim LVR-Informationssystem KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital.
www.kuladig.de und www.luftfahrtarchiv-koeln.de.

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Tags: Kölner Stadtgeschichte