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Ratsschiff „M/S Stadt Köln“ im Niehler Hafen

Jürgen Schön · 14.07.2021

Auf dem Trockendock der KSD Werft wurde der Schiffsrumpf 2018 genau unter die Lupe genommen. Mittlerweile ist er erneuert, die "M/S Stadt Köln" schwimmt wieder. Foto: Dan Humme

Auf dem Trockendock der KSD Werft wurde der Schiffsrumpf 2018 genau unter die Lupe genommen. Mittlerweile ist er erneuert, die "M/S Stadt Köln" schwimmt wieder. Foto: Dan Humme

Versteckt liegt die „M/S Stadt Köln“ im Niehler Hafen. Vergessen und dem Verfall preisgegeben, erlöste sie 2012 ein Verein vom rostigen Untergang. Seither ist viel zu tun.

Persönlichkeiten wie John F. Kennedy, Queen Elizabeth II., Charles de Gaulle, Prinz Charles und Lady Diana, Kaiser Akihito oder Michael Jackson genossen den Ausflug auf dem Rhein mit dem Ratsschiff „M/S Stadt Köln“. Ein Stück schillernder Stadtgeschichte – doch das über 50 Meter lange Schiff stand kurz vor dem Abwracken. Wäre da nicht der „Verein der Freunde und Förderer des historischen Ratsschiffs M/S Stadt Köln“.

Vereinsvorsitzender Udo Giesen erinnert sich:

„Wir waren entsetzt, als wir von dem langsamen Verfall erfuhren. Immerhin stand das Schiff seit 1990 unter Denkmalschutz“

2011 war es, auf einem Sommerfest. Motorbootfans und Segler von drei Vereinen trafen sich, die „M/S Stadt Köln“ wurde zum Gesprächsthema. Aus dem Entsetzen wurde Engagement: Schon ein Jahr später wurde der Verein gegründet. Sein Ziel: die Rettung eines Technikdenkmals und zugleich eines Stückes Stadtgeschichte. Sein Tun: alles ehrenamtlich.


Ein Mann der Tat: Vereinsvorsitzender Udo Giesen auf der M/S Stadt Köln. Foto: Jürgen Schön

Selber Hand anlegen ist allerdings eher die Ausnahme und vor allem beim Entrümpeln nötig. Denn zur Erneuerung des Unterwasserrumpfes – schon erledigt – oder der elektrischen Anlagen – für den Sommer geplant – braucht es Fachleute. „Alles muss in enger Absprache mit dem Denkmalschutz geschehen, nicht zuletzt, weil staatliche Fördergelder eingesetzt werden“, erklärt Udo Giesen.

Spenden und Fördergelder

Beim Geldsammeln waren er und die aktuell rund vierzig Mitglieder schon erfolgreich. Immerhin rechnet man heute mit 2,5 Millionen Euro Sanierungskosten. Nach ersten Verhandlungen mit der Stadt Köln stellte diese 2015 eine halbe Millionen Euro bereit. 1,2 Millionen Euro besorgten Giesen und seine Mitstreiter seither von Bund, Land, der NRW- Stiftung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Für den Rest hofft der Verein auf Spen- den der Kölner Wirtschaft und Bürgerschaft.

Nicht weniger wichtig als die Finanzierung ist die treuhänderische Projektsteuerung der Sanierung durch den Verein. Darin sieht Udo Giesen die zweite große Aufgabe des Vereins. „Jeder weiß, wie wichtig das ist“, verweist er auf die Pannen bei aktuellen Großprojekten. Freunde des Vereins helfen etwa, Wege durch den europaweiten Ausschreibungsdschungel zu finden. Etwas, bei dem selbst erfahrenen Verwaltungsleuten die Haare zu Berge stehen.


Wird die „M/S Stadt Köln“ bald wieder ein Fahrgastschiff sein? Foto: www.ratsschiff-koeln.de

2024 soll die „M/S Stadt Köln“ wieder einsatzfähig sein, ihren Liegeplatz erhält sie dann vor dem Schokoladenmuseum. Der Verein will auf dem Schiff ein Museum über die Bedeutung des Rheins und der Rheinschifffahrt für die Stadt einrichten. Und natürlich über die wechselhafte Geschichte des Schiffes selber, in der sich auch die Geschichte Kölns spiegelt.

Einst „Marine SA-Kutter für den Führer“

Die Idee übrigens, ein eigenes Schiff zu Repräsentationszwecken zu unterhalten, hatte Kölns damaliger Oberbürgermeister Konrad Adenauer. Nach seiner Absetzung 1934 durch die Nazis verwirklichten diese den Plan. 1938 wurde das Schiff auf „Hansestadt Köln“ getauft, bald darauf zum „Marine SA-Kutter für den Führer“ ernannt.

Nur ein halbes Jahr hatte der Bau gedauert, technische Neuerungen inklusive. So wurden im Heckboden Aluminiumplatten eingebaut, um Gewicht zu sparen. Die zwei Sechs-Zylinder-Dieselmotoren haben kein Getriebe und lagern auf Spiralen – so übertragen sie keine Schwingungen auf den Rumpf. Lange war es das schnellste Großschiff auf dem Rhein.

Museum und Fahrgastschiff

Zum Schutz vor Bombenangriffen der Alliierten wurde es in den Hafen von St. Goar gebracht. 1945 übernahmen es dort die Amerikaner, die es 1952 an die Stadt Köln zurückgaben. Als „M/S Stadt Köln“ (M/S = Motorschiff) wurde es nach einer gründlichen Renovierung zum Kölner Repräsentationsschiff für Staatsgäste der Bundesregierung. Das Ende kam schleichend, wohl auch weil die Bundesregierung nach Berlin wechselte.

Lange dümpelte es im Rheinauhafen, zog dann in den Niehler Hafen um. Hier geriet es nicht nur in Vergessenheit, hier begann auch sein Verfall. Bis der Verein in das Schicksal eingriff. Ob aus der „M/S Stadt Köln“ bald auch wieder ein Fahrgastschiff wird, muss der Schiffs-TÜV entscheiden. Unklar ist ebenfalls noch, wer die barrierearme Landebrücke als Zugang zu dem geplanten Museum auf dem Schiff finanziert. Bei dessen Betrieb kann sich Giesen die Zusammenarbeit mit einer sozialen Einrichtung vorstellen, die die Bildung und Berufseingliederung von Jugendlichen fördert.

"Förderer des historischen Ratsschiffs M/S Stadt Köln“
Spendenkonto: IBAN DE58 3705 0198 1930 9251 18
Sparkasse KölnBonn.

Weitere Informationen: www.ratsschiff-koeln.de

Der Verein sucht noch Objekte, etwa eigens fabrizierte Aschenbecher oder Geschirr, die sich einmal auf dem Schiff befanden. Außerdem Fotos und persönliche Erinnerungen rund ums Schiff. Bitte an den Verein schicken per E-Mail: info@ratsschiff-koeln.de, oder Post: c/o Udo Giesen, An der Schanz 2, 50735 Köln

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Tags: Ehrenamt , Engagement

Kategorien: Aktiv werden , Ehrenamt