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Parks in Köln – Der Volksgarten und der Quartierspark
Ulrike Süsser · 09.10.2022
Lässiger Aufenthalt auf dem Rasen. Foto: Henning Kaiser
Opa Ludwig findet es lustig, wenn sein Enkel ausbüxt und unerschrocken übers Gras krabbelt. Er selbst bleibt lieber auf der Decke im Schatten einer großen Eiche sitzen. Mindestens zweimal in der Woche ist der 65-Jährige mit seinen Enkelkindern im malerischen Volksgarten. Auch er selbst ging schon als Kind mit seiner Familie zum Luftschnappen in den historischen Landschaftspark. Er mag die abwechslungsreiche Natur und die verschlungenen Wege. „Ich muss nur zwanzig Meter gehen und entdecke immer wieder neue Perspektiven“, erzählt er.
Viele Kölner nutzen den Park für Sport oder zum Tretboot fahren. Foto: Henning Kaiser
Als der Volksgarten 1890 eröffnet wurde, waren die Bäume, die heute im 14 Hektar großen Park für Kühle, Schatten und frische Luft sorgen, noch klein. Angepflanzt wurden heimische Arten wie Platanen, Rosskastanien, Ahorn, Buchen und Eichen. In Zeiten der Klimaerwärmung und Trockenheit ist jeder Baum ein Segen. Man hat gelernt, wie wichtig Frischluftschneisen mit möglichst viel Grün sind – auch für Vögel, Bienen und andere Insekten. „Parks waren und sind auch immer Spiegel der Gesellschaft, aber die Ansprüche waren damals anders als heute“, erklärt Dr. Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln.
Volksgarten am Kahnweiher und Biergarten
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Betreten der Wiesen verboten. Stattdessen ging man gemächlich auf den Wegen spazieren. Das war natürlich nur am Sonntag möglich, dem einzigen freien Tag der Woche. Auch das Sehen und Gesehenwerden war von großer Bedeutung, deshalb trug man beim Ausflug in den Park seine beste Kleidung.
Es war die Zeit der Hochindustrialisierung. Immer mehr Menschen kamen in die Stadt, um in Fabriken zu arbeiten. Oft wohnten sie in düsteren Mietskasernen. Licht und Luft fehlten, denn die Kohleöfen und Fabriken schickten ungefiltert jede Menge Ruß, Feinstaub und Schwefeldioxid in die Luft. Im Volksgarten sollten die „einfachen Leute“ Erholung finden – damit sie gesund blieben und ihre Arbeitskraft erhalten werde.
Kahnpartie im Volksgarten, um 1900 © Rheinisches Bildarchiv Köln / Wolfgang F. Meier
Der städtische Gartendirektor Adolf Kowallek legte den Park auf dem Gelände des ehemaligen Fort IV zwischen Eifel- und Vorgebirgsstraße mit Kahnweiher und Biergarten an. Der Park war Teil des einstigen preußischen Festungsrings. Aus dem Munitionslager wurde später ein Gewächshaus, die „Orangerie“. „Die Architektur mit den ‚Brezelwegen‘, also den verschlungenen Rundwegen, mit dem Wasserfall und den vielen Gehölzen war der Landschaft nachempfunden, es war klassische Land- schaftsarchitektur“, betont Dr. Bauer.
Quartierspark in Kalk
Im Gegensatz dazu ist der Bürgerpark Kalk klar strukturiert, gut einsehbar und wirkt irgendwie nüchtern. „Es ist tatsächlich ein funktionaler Park“, bestätigt Dr. Bauer. 2007 wurde der knapp drei Hektar kleine Quartierspark, wie er heute heißt, auf dem Gelände der ehemaligen Chemischen Fabrik Kalk (CFK) eröffnet. Er liegt mitten in einem dicht besiedelten Stadtteil, hier leben viele junge Familien, die häufig im Park unterwegs sind, und Jugendliche, die dort „chillen“.
Der Kalker Bürgerpark: klare Strukturen für Sport und Spiel. Foto: Henning Kaiser
„Kalk hat ein großes grünes Defizit, und der Park hätte eigentlich dreimal so groß sein müssen“, erläutert Dr. Bauer – als Frischluftschneise und Tummelplatz. Das bestätigt der 42-jährige Rachid, der mit seiner Familie auf der Wiese picknickt: „Am Nachmittag und frühen Abend findet man hier wirklich kaum noch Platz.“ Angelegt wurden räumlich verteilte und klar abgegrenzte Areale für Fußball, Basketball, Rollhockey oder Streetball, damit sich niemand in die Quere kommt. Großzügig gestaltet ist die Kletterlandschaft auf dem Sandplatz.
Diese Angebote habe sich die Kalker Bevölkerung bei einer Befragung gewünscht, so Dr. Bauer. Er ergänzt, dass bewusst auch auf unübersichtliche Büsche und hohe Gräser oder Obstbäume verzichtet worden sei. Kein Bewuchs soll Sicherheit und Sauberkeit beeinträchtigen.
Freizeitsport
Obwohl er ein moderner Park ist, wurden einige Spiel- und Sportflächen versiegelt. Das ist ungünstig für die städtische Ökobilanz. Der Grünexperte bedauert das, sagt aber auch: „Alles kriegt man nicht unter einen Hut. Wir mussten und müssen immer abwägen zwischen Nutzungs- und ökologischen Ansprüchen.“ Wenig ökologisch sind auch die oft großen Müllberge, die nach lauen Sommerabenden in den Parks liegen. Die Zeiten, wo man auf den Wegen blieb, sind lange vorbei.
Heute sitzt man wie Opa Ludwig auf dem Rasen oder chillt und grillt, hört Musik, spielt, raucht Shisha und trinkt Bier. Das ist in Köln stadtweit möglich, durch den Grüngürtel und seine zackenförmigen Ausläufer sind die grünen Flächen sehr gut über die Stadt verteilt, meint Dr. Bauer. In diesem Punkt sei Köln einzigartig.
Öffentliches Grün in aller Vielfalt
Oberbürgermeisterin Henriette Reker
Foto: Jens Koch / Stadt Köln
stellen Sie sich doch für einen Moment unsere Stadt ohne jegliches Grün vor – ohne Rasenflächen, ohne Bäume, keine Büsche am Wegrand, keine blühenden Pflanzen im Frühling, nur Häuser und Straßen, Pflastersteine, Asphalt und Beton. Wer wollte schon in einer derart seelenlosen Stadt leben?
Grünflächen bereichern unser Stadtbild ästhetisch, sie versorgen uns mit frischer Luft, sie filtern Schmutzpartikel und Feinstaub und mindern die Lärmbelastung. Sie schaffen die Grundlage für eine urbane Biodiversität, einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Grünflächen wirken auch städtischen Hitzeinseln entgegen und schwächen sommerliche Hitzeeffekte durch Beschattung und Verdunstung ab. Und schließlich bieten sie Raum für Erholung, sportliche Aktivitäten und soziale Treffpunkte.
Wussten Sie, dass Köln etwa 2.800 Hektar Grünflächen hat, 80.000 Bäume, die Kölner Straßen säumen, oder dass es 55 städtische Friedhöfe gibt? Die Kölner Grünanlagen sind ein einmaliges Kulturgut, das uns Lebensqualität bietet. Die Stadt Köln erhält nicht nur die vorhandenen Wälder, Grünflächen, Parks und Gärten, sondern entwickelt und verbessert sie stetig weiter. Und auch immer mehr Bür- ger*innen engagieren sich inzwischen für das Kölner Grün. Sie pflegen kleine Grünflächen vor der eigenen Haustür, sehen im Rahmen von Patenschaften bei Weihern, Brunnen und Friedhöfen nach dem Rechten oder sponsern die Begrünung eines Kreisverkehres. Dafür sage ich allen herzlichen Dank!
Lernen Sie die grünen Schätze unserer Stadt noch besser kennen! Dazu lädt das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen mit einem vielfältigen Programm für Jung und Alt ein. Erleben Sie die Vielfalt des öffentlichen Grüns!
Henriette Reker
Oberbürgermeisterin der Stadt Köln
Volksgarten
Zwischen Eifel-, Volksgarten- und Vorgebirgsstraße.
Der Biergarten mit Bootsverleih ist je nach Wetterlage geöffnet, wochentags ab nachmittags, am Wochenende früher.
Bürgerpark
Kalk Peter-Stühlen-Straße nahe Einkaufszentrum. Bus- und Stadtbahn-Haltestelle Kalk Post.
- In Köln gibt es mindestens 40 unterschiedliche Parks, insgesamt rund 800 Grünanlagen auf 2.800 Hektar, 6.000 Hektar Wald, 55 Friedhöfe und 80.000 Straßenbäume.
- Weitläufigster Park: Stadtwald mit 205 Hektar
- Ältester Park: Stadtgarten aus dem Jahr 1827/28
- Abwechslungsreichster Park: Rheinpark, errichtet 1957 anlässlich der Bundesgartenschau
- Ökologischer Park: seit 2021 an der Westerwaldstraße in Humboldt- Gremberg. Er wurde mit Tümpeln, Sträuchern und Obstbäumen aufgewertet. Ernten darf dort jeder.
Alle Informationen mit Links zu Stadtplänen:
www.park.koeln
www.koeln.de/koeln/freizeit/parks
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Tags: Freizeit und Erholung , Kölner Stadtgeschichte , Sport und Spiel
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