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Leben in Köln

Naturschützer im Ehrenamt

René Denzer · 28.04.2023

Naturschutzwart Dieter Witt am Rhein. Der Fluss wird zeitweilig auch zum „Müllsünder“. Foto: René Denzer

Naturschutzwart Dieter Witt am Rhein. Der Fluss wird zeitweilig auch zum „Müllsünder“. Foto: René Denzer

Schäden, Müll und Trockenheit – Naturschutzwarte behalten Kölns Natur im Auge, klären Fehlverhalten auf oder regen praktische Lösungen an. Dieter Witt ist einer von ihnen.

Hausmüll, Bauschutt, alte Autoreifen oder Kühlschränke haben nichts in der Natur zu suchen, werden aber immer wieder dort entsorgt. Das ist die Erfahrung, die Dieter Witt macht. Er ist Naturschutzwart im Porzer Süden. In den Schutzgebieten in Langel und Zündorf schaut er nach dem Rechten und kümmert sich bei Problemen um Abhilfe.

Dieter Witt ist seit rund zwanzig Jahren Naturschutzwart. Ein Ehrenamt, allerdings gibt es eine Aufwandsentschädigung von der Stadt. In Köln gibt es rund 19 Naturschutzwarte. Sie informieren die Behörden der Stadt Köln über nachteilige Veränderungen in Natur und Landschaft, etwa durch invasive Arten, die sich ausbreiten. Denn diese gefährden die biologische Vielfalt, andere Tier- und Pflanzenarten und damit auch die heimischen Ökosysteme.

„Die Natur ist ein kostbares Gut, und eigentlich ist es nicht so schwer, sie zu schützen.“

Dieter Witt, Naturschutzwart

Vor allem geben die Naturschutzwarte aber Hinweise auf illegale Partys, Rodungen, Baumfrevel oder wilden Müll. Und sie stoßen Veränderungen an, die für die Natur und ihren Schutz vorteilhaft sind. Dieter Witt nennt ein Beispiel. Der Spielplatz an der Frongasse in Porz-Langel wurde vor einigen Jahren erneuert. „Leider hatte man vergessen, die neu angelegten Rasenflächen für parkende Autos zu sperren.“ Auf seine Initiative hin wurde der Bereich mit 28 Findlingen abgesperrt.

Blick auf Fehlverhalten

Witt hat die Stadt aber auch drauf aufmerksam gemacht, dass zwischen Zündorf und Langel auf einer Strecke von rund zwei Kilometern Bänke fehlten. Als die am Langeler Sportplatz neu aufgestellt worden sind, „hat man die Mülleimer vergessen“. Das wurde dann schnell behoben.

Fast den ganzen Tag ist der 76-Jährige in der Natur unterwegs. Manchmal kann er selbst kaum glauben, was die Leute alles dort entsorgen. Dass sich jemand die Mühe macht, Kühlschränke oder andere „weiße Ware“ ins Grüne zu karren, um sie hier loszuwerden, stößt bei ihm auf Unverständnis. „Die kann doch jeder kostenfrei zum Wertstoffcenter bringen.“


Häufiges Ärgernis: in der Natur entsorgter Müll. Foto: René Denzer

Manchmal kommt der Müll aber von weiter her. Der Rhein bringt ihn mit. Am Ufer zwischen Langel und Zündorf ist er nach Hochwasserständen sichtbar. In jedem Fall gibt Witt eine Info an die Stadt und die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) weiter, die dann zur Beseitigung anrücken.

Aufklärung mit amtlichem Ausweis

Müll ist ein großes, aber nicht das einzige Problem, mit dem Witt zu tun hat. Der ehemalige Postbeamte achtet auch auf den privaten Pkw-Verkehr. Den gebe es nicht nur auf den Wirtschaftswegen. „Oft werden Fahrzeuge auch für längere Zeit im Schutzgebiet abgestellt“, sagt er. An der sogenannten NATO-Rampe am Rhein gebe es immer wieder regen Autoverkehr. Witt spricht gar von Autorennen. Um das Problem in den Griff zu bekommen, sollte der Zufahrtsweg zeitnah mit Pfosten abgesperrt werden, so seine Empfehlung. Denn weder die aufgestellten Hinweisschilder noch die Anwesenheit des Ordnungsamts hätten einen positiven Einfluss auf das Verhalten der Autofahrer.

In anderen Fällen, in denen Witt Falschparker persönlich antrifft, klärt er sie über ihr Fehlverhalten auf. Manche seien einsichtig, manche nicht. Das gleiche trifft auch auf „Gassigänger“ zu. Oft seien Hunde in den Naturschutzbereichen nicht angeleint. „Wildtiere werden hierdurch massiv gestört und bedroht.“ Auf entsprechende Hinweise reagierten Hundehalter oft uneinsichtig und manchmal sogar aggressiv, unbeeindruckt von seinem amtlichen Ausweis.

Richtig gefährlich ist, was Witt immer wieder in den heißen und trockenen Sommermonaten beobachtet. Wenn trotz Brandgefahr Lagerfeuer entfacht oder Grills angezündet werden. „Meine Hinweise auf die bestehenden Verbote werden in der Regel ignoriert.“ Erst der Verweis auf das Ordnungsamt helfe. Witt hofft, dass er mit seinem Tun die Menschen dazu bewegen kann, wieder mehr auf die Umwelt zu achten. „Die Natur ist ein kostbares Gut, und eigentlich ist es nicht so schwer, sie zu schützen“, lautet sein Tenor.

Wie wird man Naturschutzwart oder Naturschutzwartin in Köln?

Wenden Sie sich an das Umwelt- und Verbraucherschutzamt.

Aktuelles Gesuch: drei Personen
Keine besonderen Voraussetzungen erforderlich, erwünscht sind Orts- und Naturschutzkenntnisse. Zeitaufwand: drei bis fünf Stunden pro Woche. Aufwandsentschädigung: pro Monat 100 Euro
Kontakt: Umwelt- und Verbraucherschutzamt/Untere Naturschutzbehörde,
Laura Christ, Tel. 0221 / 221-3 65 42,
E-Mail: laura.christ@stadt-koeln.de

Meldungen von wildem Müll Servicehotline der AWB unter 0221 / 922 22 22 oder per E-Mail: wildermuell@awbkoeln.de oder auf https://sags-uns.stadt-koeln.de.

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Tags: Ehrenamt und Freiwilligkeit , Natur- und Umweltschutz

Kategorien: Leben in Köln