Kultur
Diese Puppe ist kein Holzkopf!
Lars Germann, 2024 · 04.05.2025

222 Jahre Hänneschen-Theater. Foto: Julia Glasner
Liebes Hänneschen, erstmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Wie fühlt man sich denn so mit 222?
Prima natürlich! Närrische Geburtstage sind mir am liebsten. Und feiern ist sowieso das Schönste. Ob Karneval oder Geburtstag, Hauptsache „Spaß an d’r Freud“!
Du siehst ja auch blendend aus, fast wie am ersten Tag. Kompliment! Dir scheint das Alter ja gar nichts auszumachen.
Ja, es hat schon viele Vorteile, aus Holz zu sein. Ich hatte schon so einige Körper, und auch immer mehrere gleichzeitig. Wenn da mal was kaputtgeht, macht mir das gar nichts. Nur mein Herz ist natürlich nicht aus Holz, ist ja klar … Und das schlägt immer für mein liebes Bärbelchen. Auch wenn die mich ganz schön auf Trab hält!
Seit all der Zeit seid ihr schon verlobt. Da interessiert bestimmt viele, was das Geheimnis einer so langen Partnerschaft ist?
Ach, es wird einfach nie langweilig mit uns. Wir erleben so viele Abenteuer zusammen! Und wir lieben Rollenspiele: In den Kindervorstellungen sind wir ja Geschwister. Und in den Erwachsenenvorstellungen dann wieder Liebespaar. Abwechslung ist immer gut!
Aber ihr zankt euch doch auch schon mal, oder?
Ach ja, nie so richtig. Bärbelchen hat einfach zu allem eine Meinung, auch wenn sie nicht danach gefragt wurde. Aber sie ist auch richtig schlau und hat prima Ideen. Und sie hat auch schon mal die Hosen an, wenn du weißt, was ich meine. Zusammen sind wir einfach ein starkes Team.
Und wann wird endlich geheiratet?
Bärbelchen hat gesagt, verlobt zu sein findet sie einfach am schönsten. Da hat man immer was, worauf man sich freuen kann. Ich finde es auch prima, wie es ist. Jeder weiß ja, dass wir zusammengehören.
Wie war das denn damals, als euer Erfinder Johann Christoph Winters 1802 das Theater mit seiner Frau Elisabeth eröffnete?
Das war schon eine wilde Zeit mit den Franzosen und ihren „Fiesematenten“ damals in Knollendorf. Der Winters musste Johann Peter Kramer, den „Bürger Maire“, wie der Bürgermeister damals hieß, immer wieder beknien, damit er das Theater aufmachen durfte. Die Franzosen waren zwar ein bisschen verrückt mit ihrer witzigen Sprache und ihrem komischen Essen, aber lustiger als die Preußen waren sie allemal!
Gibt es denn noch die Puppen und Requisiten aus der Anfangszeit?
Leider sind die allermeisten Sachen bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg verbrannt. Aber es gibt noch die alten Texte vom Winters und eine ganz alte Figur vom Teufel. Die sind jetzt in einer Ausstellung auf Schloss Wahn zu sehen. Auf den alten Teufel konnten wir hier immer ganz gut verzichten …
Der Krieg war für euch bestimmt eine schlimme Zeit, oder?
Ja, natürlich. Aber die Nazizeit war sowieso ganz furchtbar. Da mussten wir oft Sachen spielen, mit denen wir uns gar nicht wohlgefühlt haben. Und unsere liebe Puppenspielerin Fanny Meyer, die Jüdin war, musste 1935 bei uns aufhören. Später wurde sie in einem Konzentrationslager ermordet. Schrecklich war das. Deswegen ist es so wichtig, dass wir Knollendorfer jetzt immer gegen die Nazis aufstehen und denen die Leviten lesen, wenn die mal wieder meinen, hier was zu melden zu haben!
Richtig so, liebes Hänneschen! Hast du denn noch eine Botschaft für deine vielen Fans?
Wir freuen uns über jeden, ob jung oder alt, schwarz oder weiß, Mädchen, Jungen und die dazwischen, die zu uns ins Theater kommen und mit uns feiern. Jeder Jeck is anders – und in Knollendorf sind alle willkommen!
(Ein Beitrag vom 23.4.2024.)
Hänneschen Theater – Puppenspiele der Stadt Köln
Eisenmarkt 2-4
50667 Köln
www.haenneschen.de
Theaterfest am Sa, 24. und So, 25. Mai 2025
12 bis 18 Uhr
Eintritt frei!
Mehr Infos finden Sie hier.
Bitte beachten Sie, dass die Spieltage wechseln. Hier finden Sie den Spillplan.
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Tags: Hänneschen , Jubiläum , Puppenspiel , Theater
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