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Der Künstler Herbert Labusga

Lydia Schneider-Benjamin · 29.03.2021

Herbert Labusga liegt der Scholosspark in Stammheim am Herzen, davon erzählen auch seine Werke. Foto: Lydia Schneider-Benjamin

Herbert Labusga liegt der Scholosspark in Stammheim am Herzen, davon erzählen auch seine Werke. Foto: Lydia Schneider-Benjamin

Der Kölner Bildhauer und Maler im Gespräch über sich und sein Werk – ein Besuch im Schlosspark Stammheim.

Es ist ein grauer Tag, als ich mich im Stammheimer Schlosspark mit Herbert Labusga treffe. Am Haupteingang erwartet mich ein drahtiger Mann mit schelmisch blickenden Augen, der viel jünger als 82 Jahre wirkt. Sofort sprudelt es aus ihm heraus, dass er die auf den Kronen der Pforte angebrachten Löwenskulpturen damals neu geschaffen hat. Das kann ja interessant werden.

Ich erinnere ihn, dass ich ihn als den Wagenbauer für den Rosenmontagszug interviewen möchte, besonders jetzt, wo er ausfällt. Doch es ist schwer, ihn auf dieses Thema zu bringen. Schnell ist klar, woran sein Herz hängt: „Den Schlosspark liebe ich“, gesteht Labusga und führt mich in den Park hinein. 2001 habe er die Initiative „Kultur Raum Rechtsrhein“ mitgegründet, die auf dem Gelände direkt am Rhein einen Skulpturenpark installiert hat.


Herbert Labusga wartet am Eingangsportal des Stammheimer Schlossparks. Foto: Lydia Schneider-Benjamin

Der lange Weg nach Köln

Auf dem Weg zum ehemaligen Standort des Schlosses entlocke ich ihm einige Stationen seines Lebens. Im Januar 1939 wurde er in Oppeln in Schlesien geboren, seinen deutschen Vorfahren verdankt er seinen Vornamen und seine Muttersprache. Nach dem Krieg besuchte er ein Internat für besonders Begabte eines musischen Gymnasiums in Zakopane im Tatragebirge. Mit zwanzig wanderte er nach dem Abitur nach Deutschland aus.

In Köln angekommen studierte er an der Kunstwerkschule am Ubierring und machte einen akademischen Abschluss. Seine berufliche Laufbahn begann er als Bühnenbildner, er malte kilometerlange Hintergründe für Theater. Dann kam der Film dazu. „Kennen Sie die ‚Unendliche Geschichte‘?“, fragt Labusga. „Da habe ich die kompletten Szenenbilder gebaut.“ Klar kenne ich die Verfilmung von Michael Endes Roman. Damals hatte Labusga ein Atelier in Bensberg, heute arbeitet er in seinem Haus in Stammheim. Oder eben im Schlosspark vor Ort.


Die Portalumrisse des einstigen Schlosses mit Skulpturen von Schlossherren und Gemahlin. Foto: Lydia Schneider-Benjamin

Kunst am Rhein

Wir gehen Richtung Rheinufer, er zeigt mir die Portalumrisse des einstigen Schlosses. Dazu hatte er Beton in Bodenrinnen gegossen. Nach dem Aushärten wurde die Umriss-Skulptur aufgerichtet, davor die überlebensgroßen Figuren des letzten Schlossherren Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim und seiner Gemahlin aufgestellt.


Diese historische Darstellung des 1944 zerstörten Stammheimer Schlosses stand Pate für Labusgas Monumentalplastik. Foto: Lydia Schneider-Benjamin

Doch nicht nur mit der Vergangenheit beschäftigt sich Labusga. Wir stehen vor dem ehemaligen Altenheim, das seit Jahren verwaist ist und dem Verfall anheimgegeben wurde. „Es gibt fantastische Pläne, wie das Haberland-Haus zu nutzen ist: als Kulturraum für Kunstschaffende mit Cafébetrieb. Aber es tut sich seit Jahren nichts. “Unverständlich, ein so schönes Objekt in bester Lage. „Es gehört der Stadt und ich kann nur vermuten, dass es Interessenkonflikte mit dem angrenzenden Klärwerk gibt“, meint Labusga diplomatisch.

Kunstmaterial: Metall, Holz und Pappmaché

Da wenden wir uns lieber seinen Metallskulpturen direkt gegenüber zu. „Sie sehen jeden Menschen einmal in Positiv und in Negativ“, erklärt er. „Das sind übrigens echte Stammheimer Bürger, die ich dort abgebildet habe. Und das“, er lächelt, „ist meine Frau mit ihren beiden Seiten.“ Mit ihr hat er zwei Töchter und einen Sohn.

Eine Tochter trat in seine Fußstapfen und baut Prunkwagen für den Karneval. Und endlich sind wir beim Thema: Er baue gerade zwei Pferde für den Leverkusener Prunkwagen, den man wohl in diesem Jahr nicht zu sehen bekommt. „Das erste Mal seit sechzig Jahren gibt es außer diesem keine Aufträge für Karneval. Das war immer mein Grundstock, besonders der Wagenbau“, sagt er bedauernd.

Dabei war schon eine neue Dekoration für den Gürzenich geplant; der Präsident des Festkomitees, Christoph Kuckelkorn, hatte sich ein schönes Panoramabild von Köln gewünscht. Labusga verrät: „Ich verfolge den Zug gerne im Fernsehen auf dem Sofa mit einem Glas Rotwein und schaue, ob was kaputtgeht.“


Diese Skulptur ist mehr, als sie im ersten Moment verrät. Herbert Labusga erklärt die Geschichte der liegenden Eiche und warum sie ihn inspirierte. Foto: Lydia Schneider-Benjamin

Wir gehen zurück Richtung Portal, auf einer großen Wiese liegt sein jüngstes Werk für den Skulpturenpark, geschaffen im Mai 2020. „Es ist eine Stieleiche, das härteste Holz, das es gibt. Hier ist sie gewachsen und sah eigentlich gesund aus. Dann ist sie einfach umgefallen.“

Die Geschichte will so gar nicht zu dem glattrasierten Stumpf passen. Und auch die gestaltete Eiche selbst erzählt eine Geschichte: von Leben und Tod, von Ende und Neuanfang. „Ich wurde gefragt, warum ich sie nicht aufrichte. Aber Tote bleiben eben liegen. Und der hier“, er zeigt auf einen kleinen Spross, der aus der scheinbar toten Eiche entspringt, „wird weiterleben, deswegen habe ich ihn extra geschützt.“


Tod und Fruchtbarkeit – an diesem Eichenstamm verarbeitete Herbert Labusga beide Aspekte. Fotos: Lydia Schneider-Benjamin

Herbert Labusga hat ein umfangreiches Werk geschaffen. In Köln sind zum Beispiel das MMC-Pferd in Ossendorf und die Replik der Kreuzblume vor dem Dom zu sehen.

Schlosspark Stammheim
Spaziergang durch vielfältige Natur (auf gut befestigten, zum Teil asphaltierten Wegen) mit Betrachtung moderner Kunst. Immer zu Pfingsten werden neue Skulpturen aufgestellt - mehr Informationen dazu finden Sie auf der Internetseite der Initiative Kultur Raum Rechtsrhein.

Haupteingang Stammheimer Hauptstraße, zu erreichen mit S-Bahn-Linie 6, Haltestelle Stammheim, danach Bus-Linien 151 und 152, Haltestelle Friedhof Stammheim

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Tags: Interview , Kunst und Kultur

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