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Kölner Köpfe – Frauke Mahr

Diana Haß · 26.05.2023

Frauke Mahr. Foto: Diana Haß.

Frauke Mahr. Foto: Diana Haß.

Der Kampf um Gleichberechtigung ist ihre Lebensaufgabe. Dabei hat die 69-Jährige einiges erreicht.

Frau Mahr, Sie sind der geschäftsführende Vorstand der „Lobby für Mädchen“. Wie kam es zu Ihrem Engagement?

Im Studium der Sozialen Arbeit in den 1970ern habe ich mich sehr mit der Lebenslage von Frauen beschäftigt. Dazu gehörte Gewalt gegen Frauen und Missbrauch von Mädchen. Ich habe mich mit anderen Frauen zusammen dafür eingesetzt, dass in Köln 1976 das erste autonome Frauenhaus der Bundesrepublik gegründet wurde. Auch die bundesweite Mädchenhaus-Bewegung ist nach einer Fachfrauentagung in Köln entstanden. Mir wurde immer mehr klar, wie ausgeprägt sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist. Und dagegen kämpfe ich bis heute.

Wie genau?

Einmal ist da natürlich mein feministischer und parteilicher Blick. Zum anderen mein Pragmatismus. Wir haben unsere Angebote immer aus dem Bedarf heraus entwickelt. Das galt auch für die Initiative gegen sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum, die sich nach Silvester 2015/16 gegründet hat. Und das gilt für die Mädchenarbeit, die in der Lobby für Mädchen seit rund 35 Jahren stattfindet. Wir betreiben zwei Mädchenzentren in Mülheim und im Eigelstein-Viertel. Hinzu kommt die Mädchenberatung einschließlich Prävention.

Warum sind Mädchenzentren wichtig?

Die Praxis zeigt, dass gesellschaftliche Frauen- und Mädchenbilder und strukturelle Bedingungen immer noch weit von der gesetzlich verbrieften Gleichberechtigung entfernt sind. Das führt dazu, dass Mädchen schnell ins Hintertreffen geraten. Ihnen wird oft noch anerzogen, sich zurückzunehmen, anstatt ihre Interessen einzubringen und umzusetzen. Deshalb sind eigene Räume, in denen sie sich frei entfalten und selbst gestalten können, so enorm wichtig. Das Besondere an Mädchenzentren ist eben auch, dass sie sich dort nicht zurücknehmen müssen, dass sexuelle Attraktivität kein Maßstab ist. Bei der Beratung geht es um eine große Bandbreite – von Fragen zur weiblichen Sexualität bis hin zu Essstörungen oder Gewalterfahrungen.

Was wünschen Sie sich?

Dass Männer bereit sind, sich zu verändern, und Frauen bereit, mehr zu fordern. Ich will, dass Frauen und Mädchen die Hälfte von allem haben – in allen Bereichen.

Sie haben 2020 als Erste den Else-Falk-Preis der Stadt erhalten – und gesagt, Sie finden, dass Sie ihn verdient haben ...

(lacht) Auf diese Äußerung haben mich damals eine ganze Menge der Frauen, die dabei waren, angesprochen. Denen hat es gefallen, dass eine Frau selbstbewusst zu ihren Leistungen steht.

Sie sind noch bis 2024 im Amt. Und dann?

Faulenze ich nur noch!

Das Gespräch führte Diana Haß.

Tags: Frauenorganisationen in Köln , Gleichberechtigung

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