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Kölner Köpfe – Klaus Gdowczok

Jürgen Schön · 19.07.2022

Foto: © privat

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Lesen Sie eine Geschichte über ein unermüdliches Engagement für die Gleichberechtigung von Menschen mit geistiger Behinderung.

Er ist Rentner, aber alles andere als im Ruhestand. Täglich setzt sich der 66­Jährige bis zu 12 Stunden für sein großes Ziel ein: die vollständige Gleichberechtigung von Menschen mit geistiger Behinderung im Sport und in der Gesellschaft. Der gelernte Versicherungskaufmann sprüht vor Energie, wenn er davon erzählt und wie er dazu gekommen ist.

Beginn der Inklusion

Vor 31 Jahren wurde sein Sohn Victor geboren – mit dem Down-Syndrom. Es war die Zeit, als die Gesellschaft gerade begann, sich Gedanken um Inklusion zu machen, um die gleichberechtigte Eingliederung von Menschen mit Behinderung in alle Bereiche der Gesellschaft.

Zum Beispiel in der Schule. Bei Victor scheiterte die Inklusion, für ihn gab es keinen Sozialarbeiter, der ihn in der Schule unterstützte. Ihm blieb die Förderschule. Und er wäre sicher im gesellschaftlichen Abseits gelandet, wäre da nicht sein Vater gewesen. Der hatte als Jugendlicher ein paar Jahre Judosport betrieben. Nun brachte er seinen Sohn zum legendären Kölner Sportverein Bushido, der auch geistig Behinderten – sein Vater besteht auf dieser Formulierung: „Sie sagt, was ist!“ – offensteht.

Kölner Sportverein Bushido

Er meldete seinen Sohn für Judo an: die ideale Sportart, um das Körpergefühl zu verbessern und damit das Selbstwertgefühl sowie geistige und soziale Fähigkeiten. Victor wurde unter anderem 2014 in Amsterdam Europameister, 2018 in London Zweiter und 2019 bei der EM in Köln, von Klaus Gdowczok organisiert, Dritter.

Doch Victor stieß an seine Grenzen – er hatte sich zwar alle Stufen hinaufgekämpft, doch die Prüfung für den Meistergrad, den 1. Dan, den schwarzen Gürtel, wurde ihm als weltweit erstem Judoka mit Down-Syndrom verweigert. Das weckte den Kampfgeist seines Vaters. Mittlerweile hat der Weltverband eingelenkt.

Internationaler und lokaler Sport

Für Klaus Gdowczok ein Etappensieg auf internationaler Ebene. Zufrieden wird er erst sein, wenn die UN-Behinderten- rechtskonvention überall umgesetzt ist. Dafür kämpft er als Präsident der Internationalen Föderation IFoN.

Doch auch auf lokaler Ebene ist noch viel zu tun. Dafür hat er den Verein „vg.project“ gegründet, den er als Vorsitzender leitet. Natürlich ehrenamtlich. Für seinen Einsatz wurde er 2018 als „Person des Kölner Sports“ ausgezeichnet. Aktuell kämpft er darum, „seinen“ Kölner Judokas ihre langjährige Sporthalle zu erhalten.

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Tags: Ehrenamt , Menschen mit Behinderung

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