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Kölner Köpfe – Jochen Schmauck-Langer

Lydia Schneider-Benjamin · 29.04.2021

Jochen Schmauck-Langer. Foto: R. Rasched

Jochen Schmauck-Langer. Foto: R. Rasched

Er hat es sich auch im Rentenalter zum Ziel gesetzt, Menschen mit Demenz kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, und dafür ein vorbildhaftes Projekt auf den Weg gebracht. Lesen Sie mehr über den Begründer von „(de)mentia+art“ im Interview.

Herr Schmauck-Langer, die Kultur stand Ihnen schon immer nahe?

Ja, das stimmt, seit der Volksschule habe ich geschrieben und wollte Autor werden. Nach dem Studium nahm ich am „Kölner Literaturatelier“ teil, in dem junge Autoren zusammenkamen, erhielt sogar das Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln. Dieter Wellershoff war mein Mentor. Mein erster Roman „Patricia sagt“ wurde gelobt und ausgezeichnet, aber kein Kassenhit. Ich schrieb aber auch Hörspiele, Literaturkritiken und Erzählungen.

Was hat Sie zum Thema Demenz gebracht?

Vor gut zehn Jahren war ich am Ende mit dem, was man versuchen kann, um ein erfolgreicher Autor zu werden. Ich wollte weg vom Schreibtisch. Damals gab es den neuen Lehrgang „Alltagsbegleitung für Menschen mit Demenz“. Ich dachte, warum nicht? Vier Monate dauerte die Qualifikation, davon ein Monat in einem Pflegeheim. Das war schon ein Kulturschock für mich. Aber ich hatte direkt einen guten Draht zu diesen Menschen. Meine erste Stelle trat ich dann in einem Heim der Caritas in Mülheim an, für drei Jahre.

Dennoch schrieben Sie auch weiter?

Ich schwenkte um auf Fachtexte zu Demenz und entdeckte die Biografie-Arbeit. Und dass Demenz-Erkrankte durchaus kulturelle Interessen haben, die bisher nur wenig Berücksichtigung fanden. Daher machte ich es mir mit der Initiative „(de)mentia+art“ zur Aufgabe, die kulturelle Teilhabe für diese Menschen zu ermöglichen. Und sie wurde ein Erfolg. Ich arbeite heute im ganzen deutschsprachigen Gebiet.

Welche Bereiche gehören dazu?

Mittlerweile haben sich zahlreiche Angebote etabliert. Dazu gehören vor allen Dingen die Bereiche Konzerte und Museen. Mit dem WDR Sinfonieorchester haben wir schon über dreißig Konzerte für Menschen mit Demenz angeboten und die zahlreichen Führungen in Kölner Museen sind auch sehr beliebt.

In der Corona-Zeit wurde das alles eingestellt?

Nur zum Teil. Vielmehr war Corona Anlass für mich, neue Wege zu gehen. Mein digitales Format für die Museumsführungen gefiel dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend so gut, dass ich für etwa ein Jahr mit seiner Entwicklung und der bundesweiten Verbreitung betraut wurde. Die Schulungen von Mitarbeitenden in den beteiligten Museen und Pflegeeinrichtungen sind angelaufen. Und ich freue mich, den einen oder anderen demnächst im Museum zu sehen, gleich ob analog oder digital!

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Tags: Demenz , Interview , Kunst und Kultur

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