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Kölner Köpfe – Dr. Werner Jung

Jürgen Schön · 25.03.2022

Foto: RBA/Sabrina Walz

Foto: RBA/Sabrina Walz

Er gehört zu den sehr umtriebigen Menschen, die sich der Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus verschrieben haben. Als Direktor des „NS-Dokumentationszentrums“ hat er vieles bewirkt.

Ausbau der bedeutenden Gedenkstätte, wichtiger Forschungsort und immer stärker ein Bildungsort, der sich zum „Haus für Erinnern und Demokratie“ entwickelt, jedes Jahr ein neuer Besucherrekord, regelmäßig Wechselausstellungen, Auszeichnungen aus dem In- und Ausland, eine Info- und Bildungsstätte gegen Rechtsextremismus – das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln ist zu einem zentralen Ort auch in der aktuellen Auseinandersetzung mit neonazistischen und antisemitischen Strömungen geworden.

Geschichtliche Aufarbeitung nach 1945

Treibende Kraft dieser Entwicklung war seit 2002 Dr. Werner Jung. Mit 67 Jahren ging der Direktor des „NS-DOK“ jetzt in Rente. Der Kölner, der seine Geburtsstadt „nur zum Urlaub“ verlassen hat, studierte Geschichte, kam aber eher durch Zufall zu seinem Amt. Nach der Promotion ging er zur Deutschen Welle, doch lange hielt es ihn nicht beim Journalismus. Vor 35 Jahren erhielt er eine Stelle im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im damaligen Stadtarchiv.

Seine erste Aufgabe: Dokumente auf „NS-Betreffe“ zu untersuchen. Damit war es geschehen: Werner Jung hatte seine Berufung gefunden, die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus vor allem in Köln. An die Verbrechen dieser Zeit zu erinnern – dazu gehört auch darauf hinzuweisen, dass dies nicht ohne die Mitwirkung vieler geschehen konnte, die nach 1945 nichts mehr davon wissen wollten. Und daraus den Schluss zu ziehen, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht mehr geschehen kann.

Vermittlung und Engagement

Mit Entsetzen sieht er, wie sich etwa manche Coronaleugner und Impfgegner mit Juden in der NS-Diktatur vergleichen. Hat er also nichts erreicht? „Wie sähe es ohne unsere Arbeit aus?“, fragt er zurück. 1988 zog das NS-DOK ins EL-DE- Haus, die ehemalige Gestapo-Zentrale. Zunächst nur in wenige Räume, inzwischen ins gesamte Gebäude. Dreißig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen heute für ein breites Angebot.

Eine Erfolgsgeschichte, oft gegen Widerstände erkämpft. Zu erreichen nur dadurch, dass der Chef sich wie ein Terrier in eine Sache verbeißen konnte, nie aufgab. Auf seine erfolgreiche Arbeit blickt er heute mit berechtigtem Stolz zurück. Besonders freut ihn, dass Jugendliche mit großem Interesse die Themen des Hauses wahrnehmen. Und dass Kölns Jugend seit zwei Jahren kostenlos alle Bildungsangebote des Hauses nutzen kann. Und davon gibt es viele. Und seine Zukunftspläne als Rentner? „Frei nach Böll: Irgendwas mit Büchern. Aber das wird sich finden, ich plane nicht.“

Tags: Kölner Köpfe , Kölner Stadtgeschichte , NS-DOK

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