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Hühner mieten in Köln

Martina Dammrat · 05.04.2021

Fotos: Martina Dammrat

Fotos: Martina Dammrat

Lesen Sie hier einige Tagebucheinträge der KölnerLeben Redakteurin Martina Dammrat zu ihren Leihhühnern.

Socken, Schal, Krawatte? Nein, es sollte mal etwas Besonderes zum Geburtstag meines Mannes sein: Ich kündigte Jan vier Damen an. Um kurz nach elf stehen sie am Gartentor, begleitet von Frau Kreitz und ihrem Mann. Zu sehen sind allerdings erstmal nur vier Boxen – aus der einen tiefes Schweigen, aus der anderen leises Gurren, aus einer „plappert“ es regelrecht.

Das Ehepaar verfrachtet sie inklusive Utensilien in unseren Garten: ein hübsches Hühnerhaus, Wassernapf und Futterglocke, Futter sowie Heu für die Gelege, dazu Stangen und ein Schäferzaun. Nachdem das Terrain abgesteckt ist, gibt es eine Einweisung in die Pflege und Futtertipps.

Dann öffnet Jan die Boxen. Drei Hühnerdamen kommen sogleich heraus, erkunden die neue Umgebung. Die vierte lässt sich Zeit. Wir wollen sie locken. Haben sie Namen? „Ja“, sagt Frau Kreitz, „jedes Mal neue.“ Es sind nämlich Leihhühner, zu mieten für pädagogische Zwecke. Und auch mal zum Spaß. So kommen sie rum: vor allem in Kindergärten und Grundschulen, aber auch in Senioreneinrichtungen. Daher sind sie Menschen gewöhnt, sie lassen sich auch streicheln. Vorsichtig strecke ich die Hand aus, lasse sie über die Rückenfedern gleiten. Wie weich sich das anfühlt!

Natürlich schauen mein Mann und ich über Tag immer mal wieder nach ihnen. An das sanfte Gurren kann ich mich rasch gewöhnen, es vermittelt sofort Entspannung. Die prompt einsetzende Zerstörung unseres Gartens und der viele Kot auf der Wiese erschrecken mich dagegen sehr – drei Wochen soll das jetzt so gehen!? Bleibt denn da von Beet und Rasen noch etwas übrig, das den Namen verdient?

Tag 2: Stall reinigen und erste Eier

Bei Sonnenuntergang hatten sich die Damen brav in ihr Haus zurückgezogen. Denn pünktlich um 21 Uhr fährt die automatische Tür runter, früh bei Sonnenaufgang wieder hoch. Als wir nach dem Aufstehen hinausschauen, sind die Hühner längst auf den Beinen. Erst mittags gehen wir zu ihnen. Laut gackernd kommen sie an den Zaun gerannt. Jan schwingt beherzt ein Bein über den Zaun, das andere hinterher, nimmt den Eimer für den Dreck und inspiziert das Häuschen. Okay. Voll eingekackt. Doch die Reinigung ist einfach. Die verdreckten Tageszeitungen raus, saubere rein. Und dann ein Blick in die Gelege. Vier stattliche braune Eier glänzen ihm entgegen. Den Napf füllt er mit Möhren und ihrer Leibspeise – gekochten Nudeln –, denn die Hühner sollen es gut bei uns haben. Was die plötzlich flitzen können, wow! Und dann fliegen die Nudeln nur so durch die Luft, jede sichert sich erst mal eine in diese und jene Richtung, um sie dann genüsslich zu zerlegen. Es braucht nicht lange, bis der Napf leer ist. Da bleibt auch nichts für die vielen grün glänzenden Fliegen, die wir neuerdings im Garten haben.


Foto: Martina Dammrat

"Manchmal vier, meistens drei – und jedes anders"

 

Tag 4: Sonntagsei

Heute wollen wir die ersten Eier essen. Doch in welchem Zustand? Hartgekocht? Gebraten? Gerührt? Wir entscheiden uns für Spiegeleier, so sehen wir die sattgelben, stattlichen Dotter am besten. Der Geschmack? Einfach lecker! Wir haben uns schon an das Dasein der Damen im Garten gewöhnt. An das Gackern, an das Füttern, ans Putzen. Wir setzen uns im Gartenstuhl an den Zaun, hören zu, beobachten, zeigen, lachen. Wundern uns, wie tief die Mulden im Erdreich schon geworden sind und wie genussvoll sie sich darin „suhlen“, gerne auch mal zu zweit.


Foto: Martina Dammrat

"Wenn Futter kommt, sind sie immer sofort da."

 

Tag 10: Schlafenszeit

20.50 Uhr: Drei hnerdamen sind kurz vor Toresschluss noch mit Futtern beschäftigt. Und beäugen mich dabei neugierig, wie ich die Blumenbeete wässere. Sie machen – anders als sonst – keinerlei Anstalten, den Stall aufzusuchen. Was also tun? Mein Mann beobachtet die Szene besorgt, bis es ihm reicht. Er ruft ihnen zu, sie sollen jetzt endlich in den Stall gehen. Sie gehorchen prompt: Eine Hühnerdame nach der anderen begibt sich zur Stiege, wartet geduldig, bis die Vorgängerin oben angekommen und einen forschenden Blick in den Stall geworfen hat. Erst wenn sie zu einem Platz auf der Stange strebt, setzt die nächste ihren Fuß auf die Stiege. Das übliche Abendritual. 20.55 Uhr: Das leise Gurren und Federrascheln aus dem Inneren lässt ahnen, dass jede ihren Platz gefunden und den Kopf unters Gefieder gesteckt hat. Das Tor schließt und wir fragen uns: Verstehen die mehr, als wir ahnen?


Foto: Martina Dammrat

"Welche der vier Hühnerdamen ist welche? Nach ein paar Tagen hatten wir’s raus."

 

Ende gut, alles gut

Drei Wochen vergehen wie im Fluge, dann heißt es Abschied nehmen, ihre Abholung steht an. Die Versuche meines Mannes, den Hühnern über die Zeit kleine Kunststücke beizubringen, haben nicht so gefruchtet. Ich ahne aber, blieben sie länger, gelänge ihm auch das. Dumm sind sie nicht! Meine anfänglichen Sorgen um den Rasen und die Beete haben sich bestätigt: Die Hühner haben rücksichtslos ganze Arbeit geleistet, waren Rasenmäher und Vertikutierer in einem. Daher bin ich froh, dass ihr Gartenteil ohnehin zur Bearbeitung anstand. Ein Trost: Den vielen Kot kann man gut als Gartendünger verwenden. Ihr sanftes Gurren werde ich vermissen. Ihre lautstarke Aufregung, wenn es Futter gibt. Ihren aus einer nie zu stillenden Neugier entspringenden Eifer, wenn wir die Terrassentür öffneten und sie – egal aus welcher Ecke – sofort zum Zaun gerannt kamen, um uns zu begrüßen. Ob wir ihnen zu oft zu viele Leckerbissen gereicht haben?

 


Foto: Martina Dammrat

"Bei uns sieht der Rasen gerupft aus – nicht das Huhn."

Das Fazit:

Ja, gerne hätten wir Hühner als Haustiere. Eier und Entspannung pur. Nein, unser kleiner Garten bietet ihnen nicht genug Lebensraum – zumindest nicht, wenn er bunt und blühend und barfüßig zu betreten bleiben soll. So lassen wir die Damen mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen – die dicke Daisy, die dunkle Anna, die sanfte Emma und die anmutige Julia.

PS: Ein halbes Jahr und einen trockenen Sommer später kann ich beruhigt sagen: Man sieht es dem Rasen nicht mehr an, dass wir Hühner hatten. Der erste ausgiebige Regen hat es gerichtet ... die Halme sprießen dort üppiger und grüner als je zuvor.

 

Hühner leihen

Die Preise richten sich nach der Anzahl Hühner, dem Zeitraum und der Entfernung fürs Bringen. Enthalten sind Stall und Zubehör sowie das Trockenfutter.

Leih dir ein Huhn
Jenny Kreitz Naturpädagogik
Mobil: 0172 / 901 66 83
Mittelsteeg 2
51491 Overath
Internetseite: www.leihdireinhuhn.de

Mein Huhn dein Huhn
Thomas Höppner
Tel. 0176 / 81 07 85 86
Sandstr. 23
40764 Langenfeld
info@meinhuhn-deinhuhn.de
Internetseite: : www.meinhuhn-deinhuhn.de

Weitere nach Bundesländern auf: www.mieteeinhuhn.de

Ressourcen schonen und Tiere schützen

Menschen, die vorhaben, Hühnern dauerhaft ein Zuhause zu geben, müssen diese nicht neu kaufen. Der Verein "Rettet das Huhn e. V.", ermöglicht es, ausgemusterte Tiere aus Legebatterien zu übernehmen.
Die Hühner werden mit 2 Jahren ausgemustert, haben aber noch 10 Lebensjahre vor sich. Das Gute ist: Sie legen auch noch reichlich Eier. Dieses Projekt dient nicht nur der Nachhaltigkeit, sondern auch dem Tierschutz.

Rettet das Huhn e. V.
Postfach 100827
38408 Wolfsburg
info@rettetdashuhn.de
Internetseite: www.rettet-das-huhn.de

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Tags: Ressourcen schonen , Tierschutz

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