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Leben in Köln

100.000 Zuschauer kamen zum Autorennen auf der A 555

fjk · 02.03.2019

Auf der Rennstrecke „Kölner Kurs“ wurde am 30. Mai 1948 die Deutsche Meisterschaft im Motorsport ausgetragen. Foto: Archiv Dobrun/Roese

Auf der Rennstrecke „Kölner Kurs“ wurde am 30. Mai 1948 die Deutsche Meisterschaft im Motorsport ausgetragen. Foto: Archiv Dobrun/Roese

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die erste Autobahn Europas Motorsportsfans nach Köln. Der „Kölner Kurs“ galt als Demonstration des Fortschritts und des Aufbauwillens.

Am 2. August 1932 eröffnete Oberbürgermeister Konrad Adenauer im Kölner Süden die erste kreuzungsfreie Autostraße Europas mit den prophetischen Worten: „So werden die Straßen der Zukunft aussehen“. Weil die Nationalsozialisten den Bau der ersten Autobahn für eigene Propagandazwecke nutzen wollten, wurde die „Landesstraße erster Ordnung“ zwischen Köln und Bonn erst 1958 offiziell zur „Autobahn“.

Zwölf Meter breit, vierspurig und fast schnurgerade verlief die Trasse über rund 20 Kilometer zwischen den beiden Städten, wo sie jeweils in einem für damalige Zeiten innovativen Kreisverkehr mündete. Zu Zeiten der Bonner Republik wurde die für Geschwindigkeiten von 120 Kilometer pro Stunde ausgelegte Schnellstraße im Volksmund rasch zur „Diplomatenrennbahn“.

Polizisten bewachten die Äcker

In den Nachkriegsjahren reifte der Wunsch, die Strecke für Auto- und Motorradrennen zu nutzen. Ein für den 20. Juli 1947 geplantes Rennen wurde noch von den alliierten Besatzungsmächten verboten: Benzin war seinerzeit noch streng rationiert und Autos durften ausschließlich für berufliche Zwecke genutzt werden. Als am 29. und 30. Mai 1948 auf einem 5,542 Kilometer langen Teilstück der A 555 doch das erste Auto- und Motoradrennen stattfand, mussten die Veranstalter dafür Sorge zu tragen, dass die umliegenden Gemüsefelder nicht von Zuschauern geplündert würden. Deswegen wurden die Äcker während der Rennen von Polizisten bewacht!.

Zwischen Start und Ziel an der Autobahnbrücke „Aachener Schleife“, dem heutigen Autobahnkreuz Köln-Süd, und der „Bonner Kehre“ bei Sürth, dem „Kölner Kurs“, drehten insgesamt 300 Teilnehmer in 16 zwei-, drei- und vierrädrigen Fahrzeugklassen ihre Runden. Das unter der Schirmherrschaft des Regierungspräsidenten stehende Rennen wurde als das „größte westdeutsche Motorsportereignis“ angekündigt, in dessen Vorfeld man bis zu 300.000 Zuschauer erwartete. Glaubhafte Quellen berichten von immerhin 100.000 Besuchern, die dem aus Spitzenfahrern der Zeit bestehenden Starterfeld zujubelten, darunter die populären Rennfahrer Adolf Ralph Roese, Toni Ulmen und der spätere „Silberpfeil“-Pilot Karl Kling.


Der Fahrer Nr. 12 Ralph Roese auf BMW-Veritas schied wegen eines technischen Defektes an dritter Stelle liegend aus. Foto: Archiv Dobrun/Roese

„Kölner Kurs“ heute auf dem Nürburgring

Ein zeitgenössischer Bericht der Zeitschrift „Motorradwelt“ lässt erahnen, welche über das Sportliche hinaus gehende Bedeutung dem Rennen zugemessen wurde: „Neben dem Dom – den wir verehren, dem Karneval – den wir lieben und dem „Kölnisch Wasser“ – das wir nicht entbehren, gibt es nun etwas anderes, etwas Neues, was uns das dritte Jahr der Nachkriegszeit geschenkt hat: Einen „Kölner Kurs“, als Demonstration des Fortschritts und des Aufbauwillens.“

Vor mindestens 80.000 Zuschauern fand am 19. Oktober 1949 noch ein zweites großes Rennen statt. Allerdings machte der ausrichtende Kölner Motorsport-Club durch „organisatorisches Chaos“ – die Rede ist von gefälschten Karten und Unterschlagungen – solche Verluste, dass die Veranstaltung im Folgejahr nicht mehr ausgerichtet wurde. Von weiteren Rennveranstaltungen auf dem „Kölner Kurs“ ist seitdem nichts bekannt. Die Tradition des „Kölner Kurses“ wird indes seit 1991 vom Motorsportclub MSC Porz e. V. im Rahmen eines Rennens mit historischen Maschinen auf dem Nürburgring gepflegt.

Ein Teil der alten Trasse der früheren „Diplomatenrennbahn“ ist als Mittelstreifen der A 555 zwischen dem Autobahnkreuz Köln-Süd und dem Verteilerkreis Köln erhalten.

Weitere Informationen beim LVR-Informationssystem KuLaDig – Kultur. Landschaft. Digital.

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Tags: Geschichte

Kategorien: Leben in Köln