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Wie ein Geißbock namens Hennes zum FC-Maskottchen wurde

René Denzer · 24.03.2023

Als Namensgeber gilt Hennes Weisweiler. Foto: Picture Alliance / Sven Simon

Als Namensgeber gilt Hennes Weisweiler. Foto: Picture Alliance / Sven Simon

Hennes I. und seine Nachfolger haben viel miterlebt: den Pokalsieg des FC, den die Höhner besungen haben, Auf- und Abstiege, aber auch viel Applaus der Fans. Lesen Sie die tierische Fußball-Erfolgsgeschichte aus Sicht der Glücksbringer.

Vor dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim Ende der Hinrunde 2022 hat FC-Trainer Steffen Baumgart schon etliche Ausfälle zu beklagen und dann das: Stadionsprecher Michael Trippel vermeldet mit Hennes IX. den nächsten Ausfall vor Spielbeginn. Hennes ist erkältet, klärt Ingo Reipka auf. Er betreut den tierischen Glücksbringer.

Zwischen Kölner Zoo und Stadion


Nicht nur Fußball im Kopf – der aktuelle Hennes. Foto: firo Sportfoto

Fährt Hennes bei jedem Heimspiel zum Stadion und wieder zurück in den Kölner Zoo. Dort ist sein Zuhause, dort kann er seine Erkältung auskurieren. Der Applaus der knapp 50.000 Fans im Stadion soll dabei helfen. Der Stall im Zoo trägt den Namen „kleines Geißbockheim“. 2014 wird das Domizil mit viel Tamtam eröffnet. Damals ist Hennes IX. noch gar nicht geboren.

Erster Bewohner ist Hennes VIII., der Ingo Reipka besonders im März 2014 auf Trab hält. Im Stadion macht sich der Geißbock selbstständig. „Plötzlich war Hennes nicht mehr an meiner Leine, sondern auf dem Spielfeld.“ Fünf Minuten lang hat der Geißbock mit Reipka Fangen gespielt – zur Freude der Fans.

Wie da wohl die Tierschutzorganisation PETA reagiert hätte? Die hat zwei Jahre zuvor Stürmer Anthony Ujah kritisiert, als er nach einem Treffer Hennes überschwänglich an den Hörnern gepackt und hochgehoben hat. Auch wenn Ujah sich später entschuldigte, appellierte PETA an den Club, Hennes nicht mehr im Stadion zu präsentieren. Das sehen Verein und Fans anders, sie vermissen Hennes, wenn er nicht am Spielfeldrand steht.

Vom ersten bis zum letzten Bock

Am 13. Februar 1950 findet im sogenannten Williamsbau eine Karnevalssitzung statt. Der FC feiert an diesem Tag nicht nur den Sieg über Preußen Dellbrück, sondern auch auf den Tag genau seinen zweiten Geburtstag. Und wer Geburtstag hat, bekommt Geschenke. Vom Zirkus Williams ein ganz besonderes: einen Geißbock.


Hennes I. amtierte von 1950 bis 1966. Foto: Pressebilderdienst Horstmüller

Gerüchten zufolge ist das Tier so aufgeregt, dass es den FC-Spielertrainer Hennes Weisweiler anpinkelt. Das stimmt zwar nicht, doch das Tier hat seinen Namen weg: Hennes. Er wird im Vereinswappen verewigt. Auf dem Trikot feiert das Tier seine Premiere 1954 im Pokalfinale gegen Stuttgart. Das geht mit 0:1 verloren. Bringt Hennes I. etwa kein Glück? Doch! In seiner 16-jährigen Amtszeit gibt es noch allen Grund zum Jubeln.

Am Kölner Dom verewigt

Einer ist die Meisterschaft 1962. Sie ist auch Anlass dafür, dass gleich mehrere steinerne Geißböcke am Kölner Dom verewigt werden: als Wasserspeier. 1966 stirbt Hennes I. an Altersschwäche. Sein Nachfolger wird 1968 Pokalsieger und stirbt im August 1970 an den Folgen eines Schäferhundbisses. Dass Gladbach-Fans ihn vergiftet haben, stimmt nicht.

Mit Hennes III. beginnt die Ära Wilhelm Schäfer, der sich fortan rund 36 Jahre um das FC-Maskottchen kümmert. Mit Bock durch Höhen und Tiefen 1975 folgt Hennes IV. Mit ihm erlebt der FC 1977 nicht nur den Pokalsieg, sondern ein Jahr später auch das Double. Die Höhner komponieren ihm zu Ehren das Lied „Unsre Bock eß Meister“.


Wilhelm Schäfer sorgte für fünf Generationen Hennes. Foto: firo Sportfoto

Nach sieben Jahren wird Hennes IV. abgelöst. Mit seinem Nachfolger gewinnt der FC 1983 den DFB-Pokal – seinen letzten großen Titel. Ab 1989 steht Hennes VI. an der Seitenlinie. Er erlebt den fortwährenden Niedergang des FC, nicht aber dessen ersten Abstieg in die 2. Liga. Hennes VII. braucht bei vier Auf- und Abstiegen starke Nerven. In der Saison 2000/2001 wird er für zwei Heimspiele „gesperrt“. Nicht wegen Unsportlichkeit, sondern wegen der seinerzeit grassierenden Maul- und Klauenseuche.


1983 mit Hennes V. zum Pokalsieg. Foto: Pressebilderdienst Horstmüller

Rolle im „SK-Kölsch“

Hennes VII. ist auch TV-Star. In der Krimiserie „SK-Kölsch“ spielt er sich selbst – als Mordopfer. 2009 wird er krankheitsbedingt eingeschläfert. Eine Krankheit zwingt auch Hennes VIII. zum Aufhören. Arthrose macht ihm zu schaffen. Nach elf Jahren geht er im „kleinen Geißbockheim“ in den Ruhestand. Dort ist Hennes IX. in der Rangfolge der Böcke ganz klar die Nummer eins, sagt Steffen Schröder, einer der Pfleger, die sich im Zoo um Hennes kümmern. „Er ist ein starkes, stolzes, selbstbewusstes Tier. Gleichzeitig hat er einen sehr lieben Charakter, ist gegenüber Menschen überhaupt nicht aggressiv und ein wirklich intelligentes Tier.“

Wegen Corona hat es für Hennes IX. Stadionverbot gegeben. Um an den Umgang mit Menschen gewöhnt zu bleiben, wurde er im Zoo trainiert. Hennes IX. hat aber nicht nur Fußball im Kopf, er ist der erste FC-Geißbock, der Nachwuchs zeugt. Im April 2022 haben seine beiden Partnerinnen Marie-Luise und Ilse – nach einigen Töchtern – erstmals zwei Stammhalter geboren. Ob einer von ihnen Papa beerben wird?

Sie wollen Hennes live erleben? Hier die Adressen:

Kölner Zoo

Riehler Str. 173,
Besucherservice 0221 / 77 85-114,
www.koelnerzoo.de

1. FC Köln

Tel. 0221 / 991 94 80,
E-Mail: service@fc-koeln.de,
www.fc.de

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Tags: FC Köln , Fußball

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