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Freiwilligendienst im Ruhestand: Lieber Bufdi als Grufti

René Denzer · 28.04.2021

Bufdi Kurt Esser vor seinem Einsatzort in Zündorf. Foto: René Denzer

Bufdi Kurt Esser vor seinem Einsatzort in Zündorf. Foto: René Denzer

In Rente und sinnvolle Beschäftigung gesucht? Lesen Sie über Einsatzmöglichkeiten, Anmeldung und Entlohnung im Bundesfreiwilligendienst für Ältere.

Kurt Esser muss so manche harte Entscheidung treffen: War der Ball im Aus oder war das ein Foul? Als Schiedsrichter hat er das letzte Wort. „Aber mit den Kindern klappt das ganz gut“, sagt Esser. „Gib ihnen einen Ball und schon läuft das Spiel.“ Sport sei sehr wichtig, findet Esser, für die Gesundheit – und natürlich zum Austoben. Schließlich haben die Kinder den Vormittag über die Schulbank gedrückt und danach Hausaufgaben gemacht. Dabei schaut ihnen Esser über die Schulter, hilft, wenn es hakt.

Seit Oktober 2020 ist Kurt Esser im offenen Ganztag der Grundschule Schmittgasse in Zündorf tätig. Eigentlich könnte er sein Rentnerdasein genießen. Doch schon während seiner Berufstätigkeit stand für ihn fest, dass er später ehrenamtlich arbeiten will. „Ich habe mich schlaugemacht, was es alles so gibt.“ Bei der Ehrenamtsagentur Ceno ist er fündig geworden. Der Verein bietet mit seinem Freiwilligendienst nicht nur jungen Menschen die Möglichkeit, sich im Übergang von der Schule in den Beruf einer Aufgabe zu widmen, sondern auch Ruheständlern.

Eine Art Zivildienst für Ältere

Angelehnt ist der Freiwilligendienst von Ceno an den Bundesfreiwilligendienst (BFD). Der wurde 2011 als Ersatz für den Zivildienst ins Leben gerufen. Anders aber als bei einem Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahr (FSJ/FÖJ) steht der BFD auch Menschen über 27 Jahren offen. Eine Obergrenze gibt es nicht. Die „Bufdis“ können etwa in Krankenhäusern, Altersheimen und Kindergärten, aber auch in Museen und anderen Kultureinrichtungen ihren Dienst leisten. Auch in der Behindertenhilfe, in Mehrgenerationenhäusern, im Umweltschutz oder im Zivil- und Katastrophenschutz werden sie eingesetzt.

Der Freiwilligendienst bei Ceno, der durch die Stadt Köln gefördert wird, kann flexibler als der BFD gestaltet werden. Interessenten entscheiden, ob sie zehn, 15 oder 20 Stunden pro Woche tätig sein möchten. Mindestens sechs Monate sind sie im Einsatz, gerne länger. Loslegen kann man jederzeit. In einem Beratungsgespräch wird gemeinsam geschaut, welche Einsatzstelle zum künftigen Bufdi passt. Sind sich alle nach einem Schnuppertag einig, kümmert sich Ceno um die Formalitäten wie Verträge, Versicherungen und Bescheinigungen.

Erst schnuppern, dann verpflichten

Den Schnuppertag hat Kurt Esser lange hinter sich. Zwei bis drei Mal die Woche ist der 67-Jährige seitdem in der Schule aktiv. Sie ist nur ein paar Minuten von zuhause entfernt. „Das hat bei der Wahl des Freiwilligendienstes durchaus eine Rolle gespielt“, sagt Esser. Genauso wichtig war ihm, dass er etwas anderes als früher im Beruf macht. Dass er mit dem Dienst eine Verpflichtung über ein halbes Jahr eingegangen ist, stört ihn nicht. Ganz im Gegenteil: „Ich strebe an, danach weiter mit den Kindern zu arbeiten.“

Anderen helfen, aber auch Struktur in sein Leben als Rentner bringen, sind die Motive für sein Engagement. Die 150 Euro Aufwandsentschädigung, die er im Monat bekommt, sind es nicht. In den Herbstferien ging es zum Beispiel mit den Kindern in den Wald. Dort haben sie zusammen aus Stöcken eine Art Indianer-Tipi gebaut. Auch im Streichelzoo in der Nähe der Schule waren sie.

Ausflüge gehören genauso dazu wie das Mittagessen. Das wird nicht vor Ort gekocht, sondern geliefert. Kurt Esser ist auch hier im Einsatz: Wie isst man richtig mit Messer und Gabel? Wie viel packe ich mir auf den Teller? „Teller wegräumen und die Tische sauber machen gehört zum Lerneffekt dazu“, sagt Esser. All das macht ihm Spaß. Auch wenn er dann nach der Hausaufgabenbetreuung wieder in die „leidige Rolle“ des Schiedsrichters schlüpft, wie er scherzhaft sagt.

Der Bundesfreiwilligendienst ist kein Arbeitsverhältnis, diesem aber in vielerlei Hinsicht, etwa beim Arbeitsschutz, bei den Sozialversicherungen und beim Urlaubsanspruch, gleichgestellt und wird in einem Vertrag geregelt.

Dauer: kann selbst gewählt werden, meist zwölf Monate, mindestens aber sechs, höchstens 18
Arbeitszeit: regulär ganztägig, für Senioren ist auch Teilzeit möglich, mindestens aber 20 Stunden pro Woche
Entlohnung: da ein freiwilliges Engagement, gibt es ein – steuerfreies – Taschengeld bis höchstens 426 Euro.
Zu Unterkunft, Verpflegung, Arbeitskleidung oder entsprechenden Geldersatzleistungen trifft man Vereinbarungen mit der Einsatzstelle
Mehr Infos dazu unter: www.bundesfreiwilligendienst.de.

Ehrenamtsagentur Ceno e. V. – Freiwilligendienst Beratung:
Nora Menebröcker
Tel. 0221 / 995 998-15
www.ceno-koeln.de/freiwilligendienst

Kölner Freiwilligen Agentur e. V. – Freiwilligendienst Beratung:
Ruth Schaefers
Tel. 0221 / 88 82 78-23
www.koeln-freiwillig.de/freiwilligendienste

Auch die Stadt Köln hat viele spannende Einsatzorte für Bufdis, zu finden auf www.stadt-koeln.de, Suchwort: Bundesfreiwilligendienst.

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Tags: Ehrenamt und Freiwilligkeit , Nebentätigkeit

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