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Leben in Köln

Eine Zeitreise durch 60 Jahre KölnerLeben

David Korsten · 08.10.2019

Selbstbestimmung im Alter

Spätestens Ende der 1980er Jahre berichtete die Redaktion häufiger im Reportagestil über die Lebensumstände älterer Menschen, etwa im Seniorenhaus St. Theodor in Vingst. Eigene kleine Wohnungen und „Service-Räume“ mit Arztsprechstunden, Schwimmbecken und Gymnastikangeboten zeugen davon, dass sich moderne Einrichtungen zunehmend als Dienstleister verstanden – nicht länger als Einrichtungen, die die „Betagten“ bis zu ihrem Tod verwalten. Der „Feierabend“, mittlerweile Teil eines übergeordneten Seniorenberatungskonzepts der Stadt, stärkte seine Ratgeber-Themen und berichtete etwa über Fahrtüchtigkeit im Alter, über Pflanzenpflege, Kriminalität und Gesundheitsthemen, intensiv auch über die Seniorenwahl der Stadt Köln 1986.
Die „Alten“ galten mehr und mehr als soziale Gruppe, die ihr Leben selbstbestimmt und politisch gestalten möchte.

Geweiteter Blick

Das Heft veränderte sich innen, aber auch außen: 1987 wurde die Schrift des Namens modern gestaltet. Linien trennten die Artikelspalten zur besseren Lesbarkeit. 1998 erhielt das Magazin abermals ein neues Layout, mit dem Namen in roter Farbe, Vierfarbdruck für das Foto und dem Stadtwappen auf dem Cover. In den 1990er Jahren weitete das Magazin den Blick und griff gesamtgesellschaftliche Themen auf, beispielsweise die ambulante Pflege oder die Euro-Einführung 1998. Die Redaktion berichtete auch ausführlich über den Euro- und den Weltwirtschaftsgipfel, die 1999 in Köln stattfanden.

In diesen Jahren wandelte sich das Bild der „Alten“ in der Öffentlichkeit. Auch die Werbung entdeckte die über 60-Jährigen als Zielgruppe, zumal sie gesundheitlich und finanziell vielfach besser dastanden als frühere Generationen. Gleichwohl hielten sich gewisse Klischees noch lange: Entweder waren die Senioren topfit (und eben nicht alt) oder „verkalkt“. Auch solche Fragen rund um Altersdiskriminierung griff das Blatt immer wieder auf.

Vom Feierabend zum KölnerLeben

Einen deutlichen Bruch markierte das Jahr 2001: Die zweite Ausgabe des Jahres erschien unter dem bis heute aktuellen Titel KölnerLeben. Die Verantwortlichen erreichten mit dem Titel „Der Feierabend“ die „jüngeren Senioren“ nicht mehr, ebenso wenig die „werbende Wirtschaft“. Ganz trennen mochte man sich vom alten Titel allerdings offenbar noch nicht – in kleiner Schrift blieb er bis zum Jahr 2003 auf dem Titelblatt. Vom fragwürdigen Wortspiel im Untertitel – „Das ALTERnative Stadtmagazin“ – indes verabschiedete man sich bald wieder. Seit 2003 schließlich lautet der Untertitel schlicht „Das Stadt magazin“. Seit 2005 erscheint es alle zwei Monate. Im Internet gibt es KölnerLeben seit 2009, und im Jahr darauf widmete die Redaktion dem 50-jährigen Jubiläum eine eigene Ausgabe. Sie setzte sich unter anderem kritisch mit der Fremdenfeindlichkeit früherer Jahrzehnte auseinander und dachte intensiv über die unterschiedlichen Bezeichnungen für ältere Menschen nach – „Senioren“, „junge Alte“, „alte Alte“, „Hochaltrige“ oder doch „Best Ager“ oder „Silver Ager“?

Mehr und mehr befasst sich die Redaktion seither auch mit schwierigen Themen – Altersarmut, Missständen in der Pflege, Demenz, Sexualität und vielen mehr. Seit 2012, ebenfalls als Teil des städtischen Beratungskonzepts, gibt das Magazin alle fünf Jahre den „Wegweiser“ heraus. Dort finden die Leserinnen und Leser unter anderem die Kontaktdaten der dann frisch gewählten Seniorenvertretung, von Senioren-Netzwerken und städtischen Anlaufstellen, weitere wichtige Adressen sowie Hilfs- und Beratungsangebote.

Tags: Jubiläum

Kategorien: Leben in Köln