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Eine Zigarrenmanufaktur in Köln

Susanne Schramm · 03.05.2022

Annette Meisl (links) mit zwei Kolleginnen beim Zigarrenrollen. Foto:  Saskia Bazarnow

Annette Meisl (links) mit zwei Kolleginnen beim Zigarrenrollen. Foto: Saskia Bazarnow

Handgemachte Zigarren stehen für die kubanische Lebensphilosophie, die auch in einem kleinen Salon in Ehrenfeld angekommen ist.

Wenn sie von ihrem ersten Mal erzählt, leuchten ihre Augen. Die Geschichte spielt am ersten Tag des neuen Jahrtausends, auf einer Veranda in Cojimar auf Kuba. Der Schaukelstuhl von Gregorio Fuentes (103) knarrt, das Meer rauscht, hinein mischt sich der sehnsüchtige Klang von Gitarren. Während der alte Mann, der in jungen Jahren mit Ernest Hemingway das Meer befuhr, sein Seemannsgarn spinnt, genießt er zum kubanischen Rum eine Corona-Zigarre. Von diesem Ambiente verführt, kann Annette Meisl nicht widerstehen: „Damals habe ich meine erste Zigarre geraucht.“


Foto: Saskia Bazarnow

 

„Für mich ist die Zigarre ein Gesamtkunstwerk.“

Annette Meisl, La Galana

Zurück in Deutschland ließ die Kölnerin die „Initialzündung“ nicht los. Meisl, die sich immer wieder neu erfunden hat – unter anderem als Musikerin, Künstleragentur-Gründerin, Theater-Chefin in Madrid, Übersetzerin, Filmkomparsin und Buchautorin –, erfand sich einmal mehr neu: „Der Gedanke daran, eine eigene Zigarrenmarke herauszubringen, hatte sich festgesetzt, ließ mich nicht mehr los.

Man muss den Spuren folgen, die das Leben legt“, erzählt sie. 2005 gründete sie dann die Kölner Zigarrenmanufaktur „La Galana“, vier Jahre später eröffnete Meisl in Ehrenfeld das stilecht eingerichtete Geschäft mit angeschlossenem Salon.

Starke Weiblichkeit

„Dass hier vor allem Ladies arbeiten, ist Teil der Firmenphilosophie“, sagt Meisl, „der Name ‚La Galana‘ bezeichnet eine Frau, die ihr Leben genießt, die genau weiß, was sie möchte, und dabei auch sehr stark ihre Weiblichkeit aus- lebt.“ Außer ihr als Chefin gehören die Auszubildenden Dirk und Ruken sowie fünf freiberufliche, kubanische „Torcedoras“, Zigarrenrollerinnen, zum Team.

Dass „La Galana“ nicht nur Zigarren verkauft, sondern auch ein Lebensgefühl, sieht man den Räu-men sofort an. Zwischen Rolltischen und Stapeln von Zigarrenpresshölzern, inmitten von alten Koffern, Radios und Vitrinen, plüschigen Sesseln, Panamahüten und sepiabraunen Fotos fühlt man sich auf Zeitreise. Meisl: „Auch das Gefühl der Vergangenheit ist etwas, das sich mit ‚La Ga- lana‘ verbindet.“


Der Salon lädt dazu ein, in gemütlicher Runde zu genießen. Foto: Saskia Bazarnow

Im Salon treffen sich die „Aficionados“, übersetzt Liebhaber, um eine Robusto oder Churchill zu rauchen. Anders als bei Zigaretten wird der Rauch einer Zigarre nicht inhaliert. Das ist nichts für Hektiker: „Eine Zigarre braucht Zeit, ein bestimmtes Ambiente und ein schönes Umfeld“, weiß Meisl. Im Salon finden auch Seminare statt, die die Grundzüge der Kunst vermitteln, eine Zigarre zu rollen.

Auf Kuba dauert die Grundausbildung im professionellen Zigarrenrollen acht Monate, „je nach Format sogar noch länger. Und danach muss man üben, üben, üben.“ Auch Zigarrenverkostungen werden in Ehrenfeld angeboten. Dazu einen Rum oder Kaffee an der Bar, kubanische Musik und Geschichten.

Wie die von Ronaldo Creagh, einem Urgestein des „Buena Vista Social Club“, der es sich vor seinem Tod nicht nehmen ließ, einen Abstecher in den Lady-Laden zu machen, um die Patenschaft dafür zu übernehmen.

Alle Gesellschaftsschichten

Auch sonst lassen sich, sehr zum Leidwesen der Inhaberin, hauptsächlich Männer blicken: „Frauen, die Zigarren rauchen, gibt es noch zu wenige.“ Von der Geschlechterfrage abgesehen, ist die Kundschaft bunt gemischt: „Das geht durch alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen“, so Meisl, „zum Teil kommen sie dafür auch von weit her zu uns.“

Außer der Hausmarke, deren Mischung immer die gleiche ist, kann man hier auch Erzeugnisse kaufen, die direkt aus Kuba stammen: etwa Kaffee, Rum oder Bier, Bücher und Schokolade. Inzwischen ist der Laden auch ein „Habanos Point“, also offizielle Verkaufsstelle für original kubanische Zigarren, und Vertragspartner von Davidoff, der weltberühmten Genfer Zigarrenmarke.

„Ich find’s sinnlich“, sagt Meisl, wenn man sie fragt, warum sie, die ganz früher mal Zigaretten rauchte, heute zur Zigarre greift, „der Geschmack, der Rauch, das Gefühl von Meditation, das sich dabei einstellt. Das Rund der Zigarre hat auch etwas Symbolisches. Es hat mit Lebenslust und mit Philosophie zu tun, damit, Geschichten zu erzählen und zu sammeln. Für mich ist die Zigarre ein Gesamtkunstwerk.“

„La Galana“
Zigarrenmanufaktur und Salon

Shop, Seminare und Events
Venloer Str. 213
50823 Köln
Tel. 0221 / 800 09 23 oder 0157 / 737 51 993
Geöffnet: Mo–Sa, 12–20 Uhr.
www.lagalana.de

Tags: Ehrenfeld , Köln-Tipp

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