A- A A+

Aktiv werden

Betrug: Wenn Liebe blind macht

Heide John · 13.05.2022

Wie gefährlich kann ein Kontakt werden, der harmlos über Videotelefonie beginnt? Foto: © Teodor_Lazarev /Fotolia

Wie gefährlich kann ein Kontakt werden, der harmlos über Videotelefonie beginnt? Foto: © Teodor_Lazarev /Fotolia

Selbst erfahrene Menschen bemerken nicht, wenn ihnen die große Liebe nur vorgespielt wird. Doch wenn Geld verlangt wird, sollte immer die Alarmlampe angehen. Beachten Sie diese fünf Tipps der Polizei.

„Noch nie hat sich jemand so für mein Leben interessiert wie Jim“, erzählt Agnes S. Inzwischen weiß die 69-Jährige, dass der Name ebenso falsch war wie seine Versprechen. „Romance Scam“ oder „Love Scam“ nennt sich diese moderne Form des „Liebesbetruges“. Dolores Burkert, Leiterin des Zentrums für Kriminalprävention und Sicherheit der Stadt Köln meint dazu: „Das Thema ‚Romance Scam‘ gewinnt leider immer mehr an gesellschaftlicher Bedeutung. Dies zeigen auch regelmäßige Anzeigen bei der Polizei Köln.

Risiko: Partnerbörsen und soziale Netzwerke

Sehr hohe Schadensummen im fünf- und sechsstelligen Bereich sind hier keine Seltenheit.“ Täter und Opfer lernen sich meistens in kostenlosen Online-Partnerbörsen oder sozialen Netzwerken kennen. Nicht nur Frauen werden mit Liebesschwüren gelockt, auch Männer werden mit Frauenprofilen gezielt angeflirtet. Jim Bolder hat Agnes S. auf Facebook angeschrieben und ihr direkt ein Kompliment über ihre schönen blauen Augen gemacht.

Zunächst will Agnes gar nicht antworten, dann tut sie es doch. Nicht zuletzt, weil Jim auf seinem Profilfoto sehr anziehend wirkt: Mitte 50, markantes Gesicht, graue Schläfen. Natürlich fühlt sie sich auch geschmeichelt, weil sich dieser doch deutlich jüngere Mann für sie interessiert. Agnes schreibt ihm ein paar Zeilen. Was soll beim digitalen Austausch schon passieren? Wenig später erfährt sie, dass Jim Arzt bei der amerikanischen Armee ist. Er befinde sich zurzeit im Irak, er sei genau wie sie verwitwet.

Typisch: Plötzliche Geldnot und Opferrolle

Schon bald sitzt Agnes halbe Tage vor dem Computer, um auf Jims liebevolle Mails zu antworten. Sie verabreden sich zu einem Videocall. Leider geht kurz vorher Jims Kamera kaputt, erfährt sie per Chat. Aber der Termin für seine Reise nach Deutschland stehe ja bereits fest: Sein Einsatz im Irak sei fast beendet; danach habe er Urlaub. Dann diese Nachricht eine Woche vor seinem Abflug: Seine Brieftasche sei gestohlen worden, er komme nicht an sein Geld heran. Agnes zögert keine Sekunde und überweist ihm den geforderten Betrag.

Von nun an geschieht ein Unglück nach dem anderen: Jim wird erneut bestohlen, sogar entführt. Agnes kommt gar nicht zum Nachdenken. „Nur du kannst mich retten“, schreibt Jim. Und sie zahlt und zahlt ... Dann wird sie Wochen später doch misstrauisch und vertraut sich ihrer Tochter Ines an. Diese findet schnell heraus, dass es bei der Armee keinen Arzt namens Jim Bolder gibt, auch das Profilfoto ist gestohlen und hundertfach im Internet zu finden. Es besteht kein Zweifel: Jim ist ein Liebesbetrüger. Agnes S. zeigt Jim Bolder an.

Zurückblickend gesteht sie sich die frühe Ahnung ein, dass mit ihrem Chatpartner etwas nicht stimmen kann. Aber es war verlockend, eine Weile an die große Liebe zu glauben. Doch das Lehrgeld war deutlich zu hoch.

Die Alarmliste – fünf einfache Tipps, die Sie schützen

  • Machen Sie sich vorher klar, dass Sie den Kontakt abbrechen, sobald Geld gefordert wird. Überweisen Sie nie Geld!

  • Die Masche ist immer die Gleiche: Es tritt eine Notlage ein, die ein Treffen verhindert.

  • Schicken Sie das Profilfoto an das Forum www.romancescambaiter.de von Helga Grotheer. Dort werden nicht nur die Profile überprüft, es gibt viele wichtige Informationen zum Thema. Bis zu 4.500 Geschädigte tauschen sich in diesem Forum aus.

  • Gehen Sie davon aus, dass Sie nicht die einzige Zielperson sind. Deswegen: Blockieren Sie den Betrüger und melden Sie ihn dem betreffenden Netzwerkbetreiber.

  • Sichern Sie Beweise: E-Mail-Kopien, Chatprotokolle, Überweisungsbelege, Screenshots von Profilen, mitgeschickte Fotos und erstatten Sie in jedem Fall Anzeige!

 

Zentrum für Kriminalprävention und Sicherheit der Stadt Köln
Hohe Str. 115 (4. Etage),
50667 Köln,
Tel. 0221 / 221-3 22 11,
E-Mail: zks@stadt- koeln.de.
www.stadt-koeln.de/zks

Polizeipräsidium Köln – Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz
Walter-Pauli-Ring 2–6,
51103 Köln,
Tel. 0221 / 229-86 55.
https://koeln.polizei.nrw/ kriminalpraevention-und-opferschutz-0

Mehr Tipps gegen Betrug? Das könnte Sie auch interessieren:

Achtung: Betrug rund um Corona-Impfungen
„Ausgetrickst? Nicht mit uns!“ der Film zum Theaterstück - jetzt ansehen!
Sparkasse geht mit Geldumschlägen gegen Betrüger vor.
Hören Sie den KölnerLeben Podcast: Telefonbetrug in Corona-Zeiten

Tags: Polizei Köln , Trickbetrug

Kategorien: Aktiv werden