A- A A+

Gesund leben

Wirkstoff-Mix im Griff

Hans-Joachim Breuer · 08.06.2020

Foto: Foto: Kenishirotie / stock.adobe.com

Foto: Foto: Kenishirotie / stock.adobe.com

Wer dauerhaft mehrere Medikamente einnehmen muss, sollte den Überblick behalten: etwa mit einem Medikationsplan.

Medikamente sollen helfen, gesund zu werden oder mit einer Krankheit zu leben. Schwierig wird es, wenn man gleichzeitig verschiedene einnehmen muss: Dann kann es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen. Diese „unerwünschten Arzneimittelwirkungen“ fallen häufig erstmals in den Notaufnahmen der Krankenhäuser auf, wenn Patienten dem Arzt alle ihre Medikamente aufzählen.

Wie kommt es zu Wechselwirkungen?

Das geschieht, wenn ein Patient mehrere Medikamente für verschiedene Erkrankungen einnehmen muss, die sich untereinander nicht vertragen. Beispielsweise kann ein Mittel die Aufnahme des anderen im Darm behindern. Oder es bewirkt, dass das andere schneller über die Nieren aus geschieden wird. Ein Arzneistoff kann die Wirkung eines zweiten verstärken, abschwächen oder sogar aufheben. Manchmal verstärkt die gleichzeitige Gabe zweier Arzneien sogar die jeweiligen Nebenwirkungen oder führt zu völlig neuen Symptomen bis hin zum Tod.

Schwierigkeiten bereiten nicht nur rezeptpflichtige, sondern auch freiverkäufliche Medikamente, etwa Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen. Ibuprofen beispielsweise blockiert, wenn es zusammen mit Aspirin genommen wird, dessen therapeutischen Effekt zur Herzinfarkt-oder Schlaganfallprophylaxe. Eine deutliche Dosis - steigerung von Paracetamol zur Schmerzlinderung führt nicht zu einem stärkeren Nachlassen des Schmerzes, sondern zu einer lebensbedrohlichen Leberschädigung. Besonders häufig sind Blutgerinnungshemmer, Bluthochdruckmedikamente und Psychopharmaka Auslöser für Wechselwirkungen.

Wer ist besonders gefährdet?

Vor allem ältere Menschen über siebzig. Sie leiden oft an mehreren Krankheiten und nehmen durchschnittlich täglich bis zu sechs verschiedene Medikamente ein. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte nehmen einige Patienten bis zu 18 unterschiedliche Wirkstoffe gleichzeitig ein. Außerdem sind sie aufgrund ihrer körperlichen Verfassung und ihres Gesundheitszustandes anfälliger für unerwünschte Nebenwirkungen.

Wie kann man vorbeugen?

Indem man die Übersicht über seine Medikamenteneinnahme behält. Dabei hilft der bundeseinheitliche Medikationsplan. In ihm werden alle einzunehmenden Arzneien mit ihrem Wirkstoff, ihrem Handelsnamen, der Stärke, der Medikamentenform, der Einnahmezeit sowie dem Grund der Einnahme, also der Erkrankung, nach einem einheitlichen Schema aufgelistet. Dabei müssen neben den rezeptpflichtigen unbedingt auch alle rezeptfreien Medikamente sowie pflanzliche Naturarzneien in den Plan eingetragen werden. So sind der Patient, Ärzte und Apotheken auf einen Blick informiert. Das ist besonders wichtig, wenn ein Patient von mehreren Ärzten behandelt wird. Denn oft verordnen diese unbemerkt Medikamente, die nicht immer miteinander verträglich sind.

Wer bekommt einen Medikationsplan?

Anspruch darauf hat jeder, der mindestens drei rezeptpflichtige Medikamente über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen verordnet bekommt und gleichzeitig einnimmt. Das trifft auf etwa 20 Millionen Deutsche zu.

Wer stellt ihn aus?

Der Hausarzt, der Facharzt oder der Apotheker. Aber auch, wenn man keinen Anspruch hat, sollte man sich selbst eine Liste mit allen eingenommenen rezeptpflichtigen und rezeptfreien Mitteln erstellen. Ein Muster eines solchen Medikationsplans können Sie auf der Webseite der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) herunterladen.

Wo hebe ich ihn auf?

Grundsätzlich ist es gut, den Medikationsplan immer bei sich zu tragen – etwa in der Handtasche oder Brieftasche. So finden ihn auch im Notfall die Ersthelfer. Und man hat ihn bei allen behandelnden Ärzten sowie in der Apotheke griffbereit. Eine Ausfertigung gehört auch in die Notfalldose, in der neben dem Medikationsplan weitere für den Ernstfall wichtige Unterlagen wie Impfpass oder Patientenverfügung gehören. Beachten Sie: Nur wenn der Medikationsplan immer aktuell ist, kann er helfen. 

Informationen für Senioren

Ein Muster eines Medikationsplans bietet die BAGSO auf www.bagso-service.de zum Herunterladen an, auch zu bestellen unter Tel. 0228 / 55 52 55-0 und per E-Mail: info@bagso-service.de. Weitere Informationen: www.medikationsplan-schafftueberblick.de.

 

Medientipp


Quelle: Youtube

Tags: Medikamente , Medikationsplan

Kategorien: Gesund leben