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Gesund leben

Tanzen im Alter – glücklich im Dreivierteltakt

Ulrike Süsser · 20.04.2023

Viel Freude in der Tanzschule Breuer. Foto: Ulrike Süsser

Viel Freude in der Tanzschule Breuer. Foto: Ulrike Süsser

Kölner Tanzschulen locken nicht nur Anfänger, die tanzen lernen wollen, aufs Parkett. Gerade ältere Menschen, die Probleme mit Rücken, Kreislauf oder Bandscheiben haben, sollten wissen: Tanzen trainiert einfach alles und setzt dabei noch Glückshormone frei.

Die Discokugel wirft kleine Glitzerpunkte aufs Parkett. Am Rand der Tanzfläche sitzen Rosita, Ingrid, Ilse, Richard, Elke und weitere zehn Frauen in geselliger Runde. Sie warten, bis der Kurs „Agilando Classic“ in der Tanzschule Breuer beginnt. Das Besondere an Agilando: Man braucht keinen Tanzpartner, trainiert wird in der Gruppe. Alle freuen sich schon auf die Stunde und wirken gut gelaunt.


Gut gelaunt: Die Gruppe ist bereit zum Tanzen. Foto: Ulrike Süsser

Für Rücken und Bandscheiben

„Es macht mich einfach nur glücklich“, sagt die 72-jährige Rosita. Sie ist so froh, dass sie trotz ihrer Probleme mit der Wirbelsäule und den Bandscheiben tanzen kann und dass ihr die Bewegung zur Musik so gut tut. Was Rosita empfindet, ist auch wissenschaftlich belegt. Beim Tanzen werden Glückshormone wie Dopamin und Serotonin freigesetzt. Sie sorgen dafür, dass man sich entspannt und zufrieden fühlt.

Tanzen streichelt aber nicht nur die Seele, sondern die Bewegung zur Musik macht insgesamt körperlich fit und baut Muskulatur und Bindegewebe auf, vor allem am Rücken und an den Beinen. Auch Herz und Kreislauf werden bei einem gänzlich mitgetanzten Lied gut trainiert. Dass es manchmal nicht einfach ist, sich die Schritte zu merken und alle Bewegungen zu koordinieren, wissen die Frauen. „Man muss sich schon konzentrieren“, sagen sie. Aber das sei gut so, denn Gehirntraining sei wichtig und mache auch noch Spaß.


Tanzen ist gut für Körper und Geist. Foto: Ulrike Süsser

Für Gedächtnis und die Beweglichkeit

„Tanzen ist außerdem die beste Sturzprophylaxe“, ergänzt die 80-jährige Ingrid. „Wenn wir uns sehen, ist es immer sehr lustig und wir tun gleichzeitig was für das Gedächtnis und die Beweglichkeit“, sagt die 83-jährige Gisela, „was will man mehr?“ Richard ist der einzige Mann in der Gruppe und auch er fühlt sich wohl. Früher habe er mit seiner Frau viel getanzt, erzählt er. Nach ihrem Tod hat er sich für den Solotanz entschieden. „Die anderen Männer trauen sich wahrscheinlich nicht und sitzen lieber zuhause auf dem Sofa“, meint der 80-Jährige mit einem Augenzwinkern und empfiehlt seinen Geschlechtsgenossen mehr Mut.

„Agilando“ ist ein Tanz-Fitnessprogramm für die ältere Generation, der Altersschnitt liegt bei 60 plus und 70 plus, je nach Kurs. Beim eher sportlichen „Agilando Fit /Zumba Gold“-Kurs stehen lateinamerikanische Tänze wie etwa Rumba oder Cha-Cha-Cha auf dem Programm. Wer lieber Pop- und Countrymusik mag, kann sich für den Kurs „Agilando Linedance“ entscheiden. Wie beim Westerntanz wird hier in Reihen getanzt.

Bei „Agilando Classic“ geht es eher moderat zu. Die Choreografie orientiert sich an lateinamerikanischen und Standard-Tänzen wie Walzer, Tango oder Foxtrott. Der Classic-Kurs beginnt, es geht los mit einem leichten Aufwärmtraining. Die Arme schwingen, die Schultern kreisen und die Beine üben Schrittfolgen nach Anleitung der Tanzlehrerin Nathalie Kobes ein. Die Stimmung ist locker und Schmunzeln erlaubt, wenn jemand in die falsche Richtung marschiert. Danach übernimmt Tanzschulleiter Michael Ferber höchstpersönlich.

Fit mit der Lieblingsmusik

Die Gruppe kann Musikwünsche äußern – die Frauen und Richard wirken beseelt und schweben mehr oder weniger flott übers Parkett. Ferber lobt vor allem den gelungenen Walzer. Richard ruht sich zwischendurch einmal kurz aus. „Ich habe am Anfang wohl zu wild losgelegt“, scherzt er.


In Paaren, allein oder in Reihe tanzen – es ist für jeden etwas dabei. Foto: Ulrike Süsser

Ferber will an seiner Schule das Programm für Ältere wegen der guten Nachfrage noch weiter ausbauen. Derzeit nehmen rund hundert Frauen und zwei bis drei Männer an den Agilando-Kursen teil. Nach der Corona-Zeit habe das Interesse vor allem an diesen Kursen sehr bald wieder zugenommen, berichtet er und ist sich sicher: „Alleinstehende Menschen suchen eben stärker den Kontakt und die Geselligkeit.“ Dennoch: Auch Paarkurse für die ältere Generation sind im Angebot. Für die langjährigen Agilando-Fans ist das aber keine Alternative. Sie trainieren Körper und Kopf lieber solo und genießen ihre Glückshormone.

Neben Tanzschulen bieten auch manche SeniorenNetzwerke, Bürgerzentren und Tanzsportvereine Kurse für ältere Menschen an.

Tanzschule Breuer
Mauritiussteinweg 90–92 und Sudetenweg 48,
Tel. 0221 / 21 61 61
www.tanzschule-breuer-koeln.de

Tanzschule Van Hasselt
Hauptstr. 71 und Karl-Schwerin-Platz 4–6,
Tel. 0221 / 40 19 71
www.vanhasselt.de

Bürgerzentrum Ehrenfeld
Venloer Str. 429,
Tel. 0221 / 16 80 00 70 11
www.bueze.de

SeniorenNetzwerk Altstadt-Süd
Folkloretanzgruppe,
Waidmarkt 24,
Tel. 0221 / 261 71 38

Tags: Bewegungsangebote für Senioren , Tanzen in Köln

Kategorien: Gesund leben