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Ratgeber

Neuer Auftritt für alte Klunker. Wie Goldschmiede Schmuck umgestalten.

Ulrike Süsser · 15.12.2020

Ein altes Armband an einer jungen Hand - ein echter Hingucker. Foto: Ulrike Süsser

Ein altes Armband an einer jungen Hand - ein echter Hingucker. Foto: Ulrike Süsser

Der Ring oder die Kette schlummern schon jahrelang in der Schatulle. Dabei könnten sie nach einem kleinen „Lifting“ viel Freude bereiten. Lesen Sie hier, wie Erbstücke beim Juwelier oder Goldschmied umgearbeitet werden.

Wie hat sich Anna Brodesser gefreut! Vor ein paar Monaten rief ihre Großmutter sie zu sich, um ihr eine wertvolle Erinnerung zu schenken – Schmuck, den sie früher selbst gern getragen hat.

Die 79-Jährige wollte ihn „mit warmer Hand“ geben und hautnah miterleben, wie sich die Enkelin über die Präsente freut, wie ihr Schmuck weiter getragen und geschätzt wird. „Es war schon ein recht emotionaler Moment“, erzählt Anna, wenn sie an den Tag zurückdenkt. Die 20-jährige Psychologiestudentin suchte sich aus Omas Schatulle eine Kette und das dazu passende Armband aus.

Die schnörkellose Kette schmiegte sich an den Hals, die Studentin fühlte sich sofort wohl damit. Nur das breite Armband wirkte an ihrem zierlichen Handgelenk zu wuchtig, sie fühlte sich damit „overdressed“. Anna und ihre Oma setzten sich zusammen und berieten eine mögliche Umarbeitung.

Schmuckexperten beraten zu eigenen Ideen

Dann ging Anna zum Juwelier ihres Vertrauens, Wolfgang Behrendt, dieser setzte ihre Ideen mit seinem Goldschmied um. Statt drei zweireihigen Gliedern hat das Armband nur noch zwei, wirkt so dezenter. Und der Verschluss wurde modernisiert. Er sollte schlicht und unauffällig sein und zum Armband passen. Behrendt zeigte ihr verschiedene Schließen, von denen eine Anna gut gefiel.

Die rund 200 Euro für die Umarbeitung waren in Omas Geschenkpaket inbegriffen. Trotz der Veränderung ist es immer noch das Armband von Oma Rosmarie – und bleibt eine sehr persönliche Erinnerung mit hohem ideellem Wert. „In der Uni trage ich den Schmuck nicht, aber zum Beispiel beim Ausgehen“, sagt Anna. Im Freundeskreis würden die goldenen Accessoires bewundert. „Schmuck ist heute wieder stärker angesehen“, meint sie.


Anna Brodesser mit dem umgearbeiteten Armband ihrer Oma. Foto: Ulrike Süsser.

Modern und alltagstauglich

Diese Erfahrung hat auch Wolfgang Behrendt gemacht. Die Wertschätzung sei gerade in der jungen Generation wieder recht hoch. Aber der Schmuck müsse alltagstauglich sein, sagt er. Häufig arbeitet der Juwelier mit seinem Goldschmied Schmuckstücke für Kunden um.

Die Perlenkette erhält einen schlichten Magnetverschluss. Der hoch gefasste Ring wird flacher gearbeitet. Aus der altmodischen Krawattennadel oder dem einzelnen Ohrring wird ein stilvoller Anhänger. Die lange Korallenkette wird neu aufgefädelt und tragefreundlich verkürzt. Die Ohrclips werden zu Ohrsteckern.

Auch Opas Manschettenknöpfe geben das manchmal her. Nur aus Broschen lasse sich nicht so leicht etwas Neues zaubern, meint Behrendt. Da empfiehlt er ein wenig Mut zum Antiquierten. Warum nicht die Blumenbrosche ganz bewusst als Hingucker an die Kostümjacke oder den einfarbigen Pullover stecken?


Mit einem zeitgemäßen Verschluss erhielte eine Perlenkette wieder Pfiff. Würde sie gar neu aufgezogen, sind den Ideen keine Grenzen gesetzt. Foto: Ulrike Süsser.

In jeder Beziehung wertvoll

Fast jedes Goldschmiedeatelier und Juweliergeschäft übernimmt Umarbeitungen und Neugestaltung von Schmuck. Darauf spezialisiert ist etwa auch die Goldschmiedewerkstatt „Der Schmuckdoktor“. Fast täglich kämen Kunden in den Laden, die ein Schmuckstück aufpeppen und „runderneuern“ lassen wollten, sagt Goldschmied Sven Opitz, der dort schon jahrelang Kundenwünsche erfüllt. „Manchmal gefällt der Edelstein nicht, manchmal ist die Fassung altmodisch oder die Ringgröße stimmt nicht“, berichtet er.

„Den Wert eines Schmuckstücks zu erhalten, ist uns besonders wichtig“, betont die Geschäftsinhaberin Brigitte Steinkamp und meint damit den ideellen, aber auch den materiellen Wert. „Natürlich kommen Kunden bereits mit genauen Vorstellungen zu uns“, sagt Opitz. Aber oft werde erst beim persönlichen Gespräch klar, wie das Schmuckstück verändert werden soll.

Soll es auffällig sein oder lieber dezent? Was passt zur Trägerin, welcher Typ ist sie? Wie viel Erinnerung soll erhalten bleiben? Oder soll der Goldring eingeschmolzen werden, damit etwas ganz Neues entstehen kann? Mit einer Zeichnung als Vorlage fallen Feinabstimmung und Entscheidung leichter. Ist man sich handelseinig, geht es an die Arbeit. 

Alter Ehering wird modernes Schmuckstück

Erst vor kurzem hat Wolfgang Behrendt einen Ehering verändert, der jahrelang im Kästchen lag. Sein Vorschlag, den Ring einzuschneiden und aufzuspreizen, um in den Schlitz einen kleinen Brillanten zu setzen, kam bei der Kundin gut an. Rund zwei Wochen dauerte die Verwandlung und kostete 250 Euro, einschließlich des Steins.


Der schlichte Ehering ist so kein Blickfang. Foto: Ulrike Süsser


Ein Entwurf regt die Vorstellungskraft an und hilft bei der Entscheidung. Foto: Ulrike Süsser.


Aus dem Familienstück wurde ein Lieblingsstück. Foto: Ulrike Süsser

Es muss aber nicht immer ein Brillant sein. Wie wäre es mit einem blauen Topas, einem rosa Turmalin oder einem grünen Peridot? „Diese Steine sind sehr zeitgemäß und eignen sich hervorragend für die Kombination von alt und neu“, so Behrendt. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

Das Armband von Anna könnte er sich auch mit ein paar kleinen aufgesetzten Edelsteinen vorstellen. Die Studentin winkt ab. Nein, so schlicht, wie das Schmuckstück jetzt ist, findet sie es schön.

Juwelier Behrendt
Maternusstr. 14a
Tel. 0221 / 39 34 32
www.juwelier-behrendt.com

Der Schmuckdoktor
Dellbrücker Hauptstr. 109
Tel. 0221 / 61 19 22
und Berrenrather Str. 25
Tel. 0221 / 94 33 39 39.
www.derschmuckdoktor.de

Doris in the Hamptons/Dianne McFarlane
Sömmeringstr. 14
Tel. 0170 / 204 16 18
www.mcfarlane-metal.com/anfertigung

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Tags: Schmuck , Vererben

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