Ratgeber

Rad-Komfortkur

Anja Jansen-KölnerLeben Ausgabe 2/17 · 05.04.2017

Wer gerne zu zweit unterwegs ist, nimmt das Tandem – so bleibt niemand auf der Strecke, wenn Radfahren nicht mehr so leicht fällt. Foto:fotolia.com

Wer gerne zu zweit unterwegs ist, nimmt das Tandem – so bleibt niemand auf der Strecke, wenn Radfahren nicht mehr so leicht fällt. Foto:fotolia.com

Ob eine Radtour durch die Frühlingssonne oder eine kurze Fahrt zum Supermarkt: Nur wenn das eigene Rad wie angegossen passt, macht das Fahren Spaß. Oft reichen ein paar technische Kniffe, damit alles wie geschmiert läuft.

„Dreimal bin ich mit meinem alten Fahrrad schwer gestürzt“, erzählt Klaus Fischer, 76 Jahre, aus Köln. Der ehemalige Kapitän der Handelsmarine hat Gleichgewichtsstörungen, doch an den Nagel hängen wollte er das Radfahren deshalb nicht. Also suchte Fischer einen Kölner Fahrradfachhändler auf und ließ sich beraten. Er entschied sich für ein kippstabiles Dreirad und bewahrt sich damit ein großes Stück Aktivität in seinem Leben.

Der Fachhändler hat alles auf Fischers Ansprüche hin angepasst: Ein gefederter Sattel schont den Rücken, eine Anpassung der Zahnkränze erhöht die Trittgeschwindigkeit, ein Elektromotor erleichtert ihm das Treten in die Pedale. Bei einer Breite von 90 Zentimetern wird es mit dem Dreirad manchmal eng auf dem Radweg. Fischer hat sich schlau gemacht und erfahren, dass er in diesem Fall auf die Fahrbahn ausweichen darf. Damit die Autofahrer ihn besser wahrnehmen, lässt er sich einen Blinker nachrüsten.

Dreirad
Klaus Fischer ist auf drei Räder umgestiegen, um ein Mehr an Sicherheit und Komfort zu genießen. Das hat er nie bereut. Foto: privat

„Die Artenvielfalt an Rädern war noch nie so hoch wie heute“, sagt Gunnar Fehlau, Radexperte beim Pressedienst Fahrrad. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass unter den Tausenden von Rädern das Richtige für einen dabei ist.“ Es gibt ständig Innovationen und technische Kniffe, die das Radfahren komfortabler gestalten – auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Behinderungen.

Passt mein altes Rad noch?

„Das Rad ist wie ein Stützstrumpf, eine Krücke oder eine Bandage“, erklärt Fehlau. „Es stützt und hilft, wo es nötig ist, ohne auszubremsen.“ Wenn im Alter also körperliche Einschränkungen hinzukommen, dann lautet die Frage nicht: Bin ich noch fürs Rad geeignet? Sondern vielmehr: Passt mein Rad noch zu mir? Das Fahrrad muss sich an die Bedürfnisse des Einzelnen anpassen. Für ältere Menschen stehen in der Regel Komfort und Sicherheit im Mittelpunkt, weniger Tempo oder Sportlichkeit.

Wer beispielsweise vor zwanzig Jahren noch mit dem tiefen, geraden Lenker glücklich war, dem bereitet heute die sportliche Haltung womöglich Schmerzen im Rücken. Um wieder beschwerdefrei zu fahren, muss nicht immer das neue, hochpreisige Rad her. Manchmal erleichtert auch eine einfache Nachrüstung am alten Modell die Fahrt. Gegen Rückenbeschwerden kann schon eine aufrechtere Haltung durch einen anderen Lenker und einen höheren Vorbau helfen. Nicht nur eine Veränderung in der Höhe, auch ein geringerer Abstand zwischen Lenker und Sattel lässt die Fahrt unter Umständen wieder zum Genuss werden. Man kann übrigens selbst überprüfen, ob die Sattelhöhe stimmt: Auf dem Sattel sitzend, wird die Ferse auf das Pedal gestellt, das am tiefsten Punkt steht. Die Höhe ist richtig eingestellt, wenn das Kniegelenk durchgedrückt ist.

Schont Gelenke: Federung

Um das Rad komfortabel und gelenkschonend zu besteigen, ist ein tiefer Einstieg eine große Hilfe. Spätestens bei Hüftbeschwerden erleichtert er das Aufsteigen aufs Rad enorm. Eine Federung des Sattels mildert außerdem Stöße, die durch Bordsteinkanten oder Straßenlöcher verursacht werden. Gepflasterte Wege und Schienen sind weitere Stolperfallen für Radfahrer. Mit breiten Reifen lassen sich diese Hindernisse sicherer nehmen. Mit dem richtigen Luftdruck haben sie sogar einen Federungseffekt und rollen besser. Abzulesen ist der Luftdruck auf der Seitenwand des Reifens. Der Von-bis-Wert ist in bar oder PSI angegeben (1 bar gleich 14,5 PSI). Abhängig ist er zudem von der Bauart des Fahrrads und dem Körpergewicht des Radelnden. Regelmäßig kräftig aufpumpen und mit dem Daumen fühlen, ob sich die Reifendecke hart gespannt anfühlt, ist die beste Methode.

Gelenkschonendes Fahren bedeutet im Übrigen auch schaltfreudig fahren. Denn zu schwere Gänge setzen den Kniegelenken zu. Nabenschaltungen haben bis zu 14 Gänge und lassen sich mit nur einem Schalthebel und auch im Stand an der Ampel komfortabler bedienen als die Kettenschaltung. „Außerdem verhindert man so zu langsames Treten“, weiß Stephan Behrendt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC). Denn wer mit zu niedrigem Tempo und geringer Tretfrequenz fährt, verliert mit dem Rad schneller das Gleichgewicht.

Für alle, denen der Schulterblick im Straßenverkehr schwerfällt, schafft ein Rückspiegel am Lenker Abhilfe. „Rückspiegel, Klingel und reflektierendes Material erhöhen die subjektive Sicherheit“, bestätigt der Experte Gunnar Fehlau. „Und wer sich sicher fühlt und ergonomisch gut sitzt, kann sich besser auf den Verkehr konzentrieren.

Tags: Sicherheit , Sport

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