Ratgeber
Ein Ehrendienst
Diana Haß-KölnerLeben Ausgabe 3/2016 · 23.04.2024
Gute Ausbildung
„Dabei lernt man sehr viel über sich“, sagt Christoph Schmidt. Als Koordinator des Hospizdienstes Köln-Mülheim bietet der Diplom-Theologe und Psychotherapeut solche Kurse an. Auch leitet er zusammen mit seiner Kollegin Gruppenstunden und betreut die ehrenamtlichen Mitarbeiter, um ihnen in schwierigen persönlichen Phasen zur Seite zu stehen – der tägliche Umgang mit dem Tod kann auch für die Helfer zur Belastung werden. Die Koordinatoren geben den Ehrenamtlichen Rückhalt. Außerdem sind sie Ansprechpartner für Hilfesuchende und stellen – nach einem ersten Besuch – den Kontakt zwischen einem Begleiter und einem schwer kranken Menschen her. „Dabei hilft es natürlich, dass wir unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter gut kennen und einschätzen können, wer in welcher Situation passen könnte“, sagt Schmidt. Er hat zehn Jahre Erfahrung als Sozialtherapeut in einem stationären Hospiz gesammelt. Vier solcher Häuser mit insgesamt 36 Plätzen gibt es in Köln. „Auch ein stationäres Hospiz hat seine Berechtigung. Wichtig sind beide Angebote – ambulant und stationär“, findet er. Die persönlichen Umstände bestimmen, was am Lebensende passend ist.
Zentrale Anlaufstelle
Einen sehr guten Überblick über alle Angebote in Köln hat das Palliativ- + Hospiznetzwerk Köln e.V. Hier haben sich viele, die sich in Köln um ein Sterben in Würde bemühen, zusammengeschlossen – palliative Pflegedienste, spezialisierte Ärzte und alle Hospizvereine und -dienste der Stadt gehören zu dem gut funktionierenden Netzwerk. Netzwerkkoordinatorin ist Renate Hofer (61). Sie ist für viele erste Ansprechpartnerin am Beratungstelefon.
Meist sind es Angehörige, die sich bei ihr melden. „Typisch sind Kinder, die weit entfernt wohnen und plötzlich feststellen, dass Mutter oder Vater schwer krank sind. Sie wissen oft nicht, wie es weitergehen soll“, erläutert sie. In einer Beratung wird abgeklärt, wie die Umstände sind. Wird ein ambulanter Pflegedienst oder eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) benötigt?
Möchten und können Angehörige oder Freunde die Pflege leisten oder ist ein stationäres Hospiz die beste Lösung? Und vor allem: Was möchte der schwer kranke Mensch? Möchte er überhaupt eine Begleitung? Renate Hofer weiß, das bei allen Unterschieden eines gemeinsam ist: „Die meisten Menschen möchten zu Hause sterben.“ Ein Wunsch, der durch die Angebote in Köln oft erfüllt wird.
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Früher informieren
Dennoch hat Renate Hofer festgestellt, dass der Anruf bei ihr oft lange hinausgezögert wird. „Zu lange“, bedauert sie. Sie glaubt: „Zu akzeptieren, dass es ums Sterben geht, wird oft zu lange verdrängt.“ Menschen verpassen so möglicherweise eine Chance, sich zu verabschieden – von Angehörigen, Freunden und vom Leben. Deshalb macht sie ganz klar: „Man kann sich frühzeitig an uns wenden. Dann, wenn man weiß, dass jemand unheilbar krank ist.“ Und noch eins ist ihr wichtig: „Wenn man sich an uns wendet, bedeutet das nicht, dass jemand in den nächsten Monaten sterben muss.“ Je früher man das Palliativ- und Hospiznetzwerk einbezieht, desto besser. „Wir können dann unter anderem in Ruhe einen Plan machen, für den Fall, dass eine palliative Versorgung zu Hause gebraucht wird“, erläutert die Koordinatorin.
Auch zu einem ehrenamtlichen Hospizmitarbeiter kann behutsam und mit genügend Zeit eine Beziehung aufgebaut werden. „Beispielsweise, indem die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter alle 14 Tage für eine halbe Stunde vorbeischaut“, so Renate Hofer. Sie hat festgestellt, dass es Angehörige sehr entlastet, wenn sie die Sicherheit haben, dass ihnen im Notfall geholfen wird und sie Unterstützung haben. Denn ein bevorstehender Tod macht hilflos und ängstlich. „Manchmal genügt sogar das Wissen, dass man Hilfe bekommen kann. Dann braucht es noch nicht einmal konkrete Unterstützung“, sagt sie.
Und Renate Hofer weiß auch, wie gut es Angehörigen tut, wenn sie es schaffen, dass ein geliebter Mensch daheim sterben kann. „Es stärkt sie, wenn sie nach dem Tod wissen, dass sie einen wichtigen Wunsch erfüllen konnten.“ Gestärkt und dankbar fühlen sich auch die ehrenamtlichen Hospizmitarbeiter nach jeder Begleitung. „Viele Bekannte sagen, dass sie so etwas nicht machen könnten“, sagt Monika Weigel. Doch für sie ist ihre Aufgabe eine Bereicherung, durch die sie sich auch verändert hat. „Ich glaube, dass ich bewusster lebe“, sagt sie. Und: „Ich komme durch die Begleitungen oft auf den Boden der Tatsachen. Manche Dinge nehme ich nicht mehr so wichtig.“
Wer eine Begleitung wünscht, muss dafür nicht bezahlen. Die Leistungen sind kostenfrei. Es gibt keine zeitliche Vorgabe, wann man sich am besten bei einem Hospizdienst meldet. Mitarbeiter verweisen darauf, dass es sinnvoll ist, sich frühzeitig an einen ambulanten Hospizdienst zu wenden, wenn eine unheilbare Krankheit feststeht. Für ein stationäres Hospiz entstehen ebenfalls keine Kosten. Allerdings muss ein Arzt eine Überweisung dorthin ausstellen. Das Beratungstelefon des Palliativ- und Hospiznetzwerkes erreicht man unter 01 70 - 222 98 80.