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Ratgeber

Eben nicht Jacke wie Hose – Fair und nachhaltig einkaufen!

Charlotte Schlüter / Verbraucherzentrale NRW e. V. · 29.12.2021

Besser weniger, aber dafür fair produzierte Textilien einkaufen. Foto: artificial-photography /unsplash

Besser weniger, aber dafür fair produzierte Textilien einkaufen. Foto: artificial-photography /unsplash

Kleidung ökologisch und sozialverträglich einkaufen? Aber ja! Unabhängige Siegel helfen dabei.

In Deutschland werden immer mehr Kleidungsstücke gekauft – laut einer Statistik von Greenpeace sechzig neue im Jahr. Diese werden dann allerdings kaum, teilweise sogar gar nicht getragen. Um die Nachfrage zu bedienen, produzieren die Modemarken immer mehr Kollektionen. Aber: Ein großer Teil davon wird gar nicht verkauft, Ladenhüter werden direkt entsorgt.

Umweltschäden und Ausbeutung

Diese Entwicklung hat erhebliche Konsequenzen für die Umwelt, besonders in den Anbaugebieten der Baumwolle wie Indien und Ländern mit hoher Textilproduktion: Hoher Pestizideinsatz und Wasserverbrauch auf den Baumwollfeldern führen zu Umweltschäden, Chemikalien aus der Textilproduktion vergiften die Gewässer. Für ein konventionelles T-Shirt aus Baumwolle werden etwa 200 Gramm umweltschädliche Chemikalien und mindestens 2.700 Liter, etwa 18 Badewannen, Wasser benötigt. Und das in Regionen, wo das Wasser eher knapp ist!

Dazu kommt: Ein Großteil der 60 Millionen Menschen, die in der Textilindustrie tätig sind, leidet unter massiven Arbeitsrechtverletzungen. Viele werden sich an den Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesch 2013 erinnern, bei dem über tausend Näherinnen und Näher ums Leben kamen.

Trend: Qualität statt Quantität

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch einige Modemarken wollen die Trendwende. Es geht um Wertschätzung der Menschen in der Produktion, Bewahrung der Umwelt und um Qualität und Langlebigkeit eines Kleidungsstücks.

Doch wie soll man sich im Geschäft vor den Ständern und Regalen voller Ware orientieren? Die Qualität beurteilen und das Herkunftsland herausfinden gelingt unter Umständen noch. Aber woran kann man sehen, ob es sich zum Beispiel um Biobaumwolle handelt, ob der Gesundheitsschutz für die Arbeiterinnen und Arbeiter eingehalten wird, keine Kinder arbeiten?

Unabhängige Siegel helfen

Neben vielen firmeneigenen Labels, deren Grundsätze mit viel Aufwand und Recherche im Internet zu finden sind, gibt es auch Siegel mit klaren Kriterien, die unabhängig und extern geprüft werden. Diese Siegel geben eine wichtige Orientierung, wenn man sich für nachhaltige, sozialverträgliche und umweltfreundliche Kleidung im Schrank entscheiden möchte.

Übrigens: Auch der Kauf von Secondhandkleidung leistet einen wichtigen Beitrag. Es wird nicht nur kein neues Kleidungsstück extra hergestellt. Zudem sind wasserlösliche Chemikalien bereits ausgewaschen – ein Pluspunkt für die eigene Gesundheit. Wer Kleidung selbst repariert oder zum Schneider bringt, ausrangierte, gut erhaltene Kleidung verkauft, verschenkt oder in die AWB-Kleidersammlung gibt, setzt ein Zeichen für nachhaltigen und bewussten Konsum.

Die bekanntesten Siegel im Überblick

Umweltfreundlicher Anbau und soziale Herstellung

NATURTEXTIL zertifiziert BEST


> Naturfasern 100 % aus biologischer Landwirtschaft
> Beachtung der ILO- Kernarbeitsnormen* (außer beim Anbau)

 

GOTS (Global Organic Textile Standard)

> Stufe 1: mindestens 95 % Biobaumwolle
> Stufe 2: Anteil von mindestens 70 % Biobaumwolle
> Beachtung der ILO- Kernarbeitsnormen* (außer beim Anbau)

Das Naturtextil IVN Siegel und das GOTS-Siegel garantieren: keine Schadstoffe in der gesamten Produktionskette.

Fairtrade®

> Verbot von Agrochemikalien
> Förderung von Bio-Anbau
> Mindestpreisgarantie und langfristige Handelsbeziehungen
> Beachtung der ILO- Kernarbeitsnormen*

Die Kernarbeitsnormen der ILO (International Labour Organization): Vereinigungsfreiheit, Recht auf Kollektivverhandlungen, Verbot von Zwangsarbeit, Verbot von Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf, Gleichheit des Entgelts männlicher und weiblicher Arbeitskräfte für gleichwertige Arbeit, Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit.

 

Cotton made in Africa (CmiA)

> Ausschluss von gefährlichen Pestiziden
>  Verbesserung der Lebensbedingungen von Kleinbauern in Afrika durch gerechte und rechtzeitige Bezahlung und Schulungen

NATURTEXTIL, GOTS, Fairtrade, Cotton made in Africa zertifizieren: das Verbot von Gentechnik

Schadstofffreie und soziale Herstellung

bluesign®

> keine gefährlichen Chemikalien
> nachhaltige Nutzung von Rohstoffen und Energie
> Produkte ohne Gesundheitsrisiken
> Unternehmen sind dem UN Global Compact verpflichtet
> Beachtung der ILO- Kernarbeitsnormen*

 

Fair Wear Foundation (FWF)- Siegel

> Forderung nach existenzsichernden Löhnen
> Beachtung der ILO- Kernarbeitsnormen*

 

Schadstoffprüfung

OEKO-TEX®

> Prüfung aller Bestandteile des Produkts auf Schadstoffe

Staatliches Textilsiegel

Grüner Knopf


© BMZ

Dieses übergeordnete Siegel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit umfasst 26 soziale und ökologische Produktkriterien für Nähen, Zuschneiden, Färben und Bleichen sowie 20 Unternehmenskriterien. Die Produktkriterien werden über bestehende Siegel wie GOTS, Fairtrade Textilstandard und andere nachgewiesen. Weitere Kriterien werden derzeit erarbeitet.

 

*Die Kernarbeitsnormen der ILO (International Labour Organization): Vereinigungsfreiheit, Recht auf Kollektivverhandlungen, Verbot von Zwangsarbeit, Verbot von Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf, Gleichheit des Entgelts männlicher und weiblicher Arbeitskräfte für gleichwertige Arbeit, Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit.

 

Tags: Nachhaltigkeit , Umweltschutz

Kategorien: Ratgeber