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Ratgeber

Balkonkräuter: Cola aus dem Blumenkasten

Diana Haß · 05.05.2022

Colakraut: Gewürz für Fisch- und Fleischgerichte, Saucen und Dips oder als Teeaufguss. Pixabay / Hans Linde

Colakraut: Gewürz für Fisch- und Fleischgerichte, Saucen und Dips oder als Teeaufguss. Pixabay / Hans Linde

Wie wäre es dieses Jahr mit Quendel, Schafgarbe oder Beinwell auf dem Balkon? Noch nie gehört? Dann lesen Sie hier, welche Kräuter der Fachhandel anbietet.

„Seit einigen Jahren hat sich unser Angebot an Kräutern stark vergrößert“, sagt Petra Hennes, Leiterin des Kräuterhauses der Alexianer Klostergärtnerei. Ein Anlass dafür war der Einstieg der Gärtnerei in das Artenvielfalt-Projekt „Tausend Gärten – Tausend Arten“. „Zum anderen hat gerade durch die Pandemie das Interesse am Gärtnern enorm zugenommen“, erklärt die Gärtnermeisterin und Diplom- ingenieurin für Landespflege.

Pfiffig würzen

Auch Hennes schätzt Kräuter: „Sie sehen schön aus, sie duften und ich liebe es, sie zum Kochen zu verwenden.“ Das geht der Kundschaft der Klostergärtnerei nicht anders. Frische Prisen von Blättern, Blüten oder Stengeln geben Gerichten Pepp. Hinzu kommt, dass zahlreiche Kräuter auch Heilwirkungen haben und bei Beschwerden als Teeaufguss, zum Gurgeln oder für Umschläge verwendet werden können.

Doch auch zum reinen Vergnügen eignen sich einige Kräuter. Beispielsweise für diejenigen, die den Geschmack von Cola mögen. Er lässt sich aus einem simplen Balkonkraut – zumindest annäherungsweise – herstellen. Verwendet wird das „Colakraut“. Die Pflanze aus der Familie der Wermutpflanzen hat auch den Namen Kampfer-Eberraute. „Ein paar Blätter in Wasser ziehen lassen, und schon schmeckt es nach Cola“, meint Hennes.

Das Kraut hat schönes graues Laub und kann tüchtig wachsen. Bis zu einem Meter hoch werden die mehrjährigen Pflanzen. „Dabei ist die Pflege unkompliziert. Man muss nur aufpassen, dass die Pflanze nicht zu nass wird. Staunässe kann sie nicht vertragen. Möglicherweise empfiehlt sich eine Drainage im Topf“, rät sie.

Heimische Heil- und Küchenkräuter kurz vorgestellt


Beinwell: hilfreich bei Muskelschmerzen und Gelenkbeschwerden. Foto: Stanislav Ostranitsa / iStock


Wiesenschaumkraut: Die jungen Blätter schmecken etwas schärfer als Kresse, als Teeaufguss hilfreich bei Rheuma. Foto: nilapictures / iStock


Prickelkraut: Der Geschmack wechselt zwischen süß, sauer und scharf. Foto: Pinrath Phanpradith / iStock


Waldmeister: verfeinert Maibowle, wirkt als Tee krampflösend, entzündungshemmend und gefäßerweiternd. Foto: delobol / iStock


Lakritztagetes: für Kräutertees, Lakritzessig oder zum Naschen. Foto: Martina Unbehauen / iStock

Prickelnd wie Brause

Das Colakraut mag Sonne. Eine Vorliebe, die es mit den meisten Kräutern teilt. So auch mit der Lakritztagetes, von der Hennes besonders angetan ist. Die einjährige Pflanze lässt sich sehr gut im Topf ziehen. Die Überraschung steckt in den Blättern, denn sie schmecken nach Lakritz. „Besser als aus der Packung und vollkommen kalorienarm“, urteilt Hennes. Sie empfiehlt ein paar Blätter im Quark.

Aber auch Lakritzlikör lässt sich gut herstellen. Für eine Überraschung gut ist das Prickelkraut, mit botanischem – aber längst nicht so vielversprechendem – Namen Spilanthesoleraceae. „Die einjährige Pflanze hat kleine gelbe Blüten, die sehr hübsch anzusehen sind“, erzählt die Gärtnerin. Noch hübscher ist es allerdings, die Blüten in den Mund zu stecken. Dort prickeln sie wie Kohlensäure oder Brausepulver.

Wobei beim Brausepulver ein weiteres – wenn auch bekannteres – Kraut in den Sinn kommt: Waldmeister. Vor allem in der Maibowle hat er seinen großen Auftritt. „Unbedingt vor der Blüte verzehren“, erinnert Hennes. Waldmeister eignet sich gut für Balkone, die nicht viel Sonne bekommen. Das mehrjährige Gewächs gehört zu den Schattenpflanzen und ist damit ähnlich genügsam wie Schnittlauch oder Zimmerknoblauch. Von Letzterem hält sie viel: „Die breiten Blätter mit weißem Streifen sind dekorativ.“ Weiterer Vorteil: In Speisen liefert das Kraut einen kräftigen Knoblauchgeschmack. „Man selbst riecht allerdings nicht danach“, weiß Hennes.

„Wer einheimische Wildpflanzen wählt, fördert auch Insektenvielfalt.“

Petra Hennes, Leiterin des Kräuterhauses der Alexianer Klostergärtnerei.

Beliebt bei Insekten

Eher ans Essen für die Insekten als für sich selbst denken Menschen, die mit ihren Balkonpflanzen zur Artenvielfalt beitragen wollen. „Wer dabei einheimische Wildpflanzen wählt, fördert auch Insektenvielfalt“, unterstreicht die Fachfrau. Viele Wildbienenarten, aber auch Schmetterlinge brauchen spezielle Pflanzen. Wer Wiesenschaumkraut, Kümmel, Heilziest, Beinwell oder Schafgarbe auf dem Balkon hat, schafft ein Paradies, in dem sich bedrohte Insektenarten wohlfühlen.

Stellt sich noch die Frage: Die Kräuter selber aus Saatgut ziehen oder Pflanzen im Topf kaufen? „Meist ist man besser beraten, wenn man einzelne Pflanzen im Topf kauft“, findet sie. Selbst ausgefallene Kräutertöpfe kosten in der Gärtnerei nicht mehr als 3,95 Euro. Doch egal, ob selbst gesät oder fertig gekauft: Am besten nicht mehr lange warten. Denn: Wer Kräuter direkt im Frühling auf dem Balkon hat, kann sich am längsten an ihnen erfreuen.

Alexianer Klostergärtnerei
Kölner Str. 64,
51149 Köln,
Tel. 02203 / 369 11 27 00.
www.alexianer-werkstaetten.de/koeln

Wildkräuterei
Mica Frangenberg
Dürener Str. 420,
50858 Köln,
Tel. 0179 / 118 49 39.
https://wildkraeuterei-koeln.de

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Tags: Balkonpflanzen , Insektenschutz , Küchenkräuter

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