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Gesund leben

Medizinische Fußpflege: Da steh ich drauf

Ulrike Süsser · 07.04.2021

Erst wenn Podologin Alina Kremer die Füße desinfiziert hat, behandelt sie sie. Foto: Ulrike Süsser

Erst wenn Podologin Alina Kremer die Füße desinfiziert hat, behandelt sie sie. Foto: Ulrike Süsser

Was tun bei schmerzenden Füßen, Nagelpilz und Hühneraugen? Lesen Sie über die professionelle Behandlung durch Podologen, die über kosmetische Angebote weit hinausgehen.

Ein Mensch läuft auf seinen Füßen in seinem Leben gut dreimal um den Erdball, ungefähr 120.000 Kilometer. Und doch behandeln wir unsere Füße eher schlecht. Wir zwängen unsere Füße in unpassende Schuhe, muten ihnen Übergewicht zu und vernachlässigen allzu oft die Pflege. Und dann sind sie plötzlich da, der hartnäckige Nagelpilz, das lästige Hühnerauge, die schmerzvolle Druckstelle oder Wunde. Der Hautpilz juckt, der Zehennagel wächst ein und entzündet sich. Viele Schäden könnten durch mehr Aufmerksamkeit und Pflege vermieden werden.

Aber was, wenn die Beweglichkeit nachlässt und die Arme nicht mehr bis zum Fuß reichen? Das Bücken schwerfällt, der Bauch im Weg ist und die Nagelschere auch nicht mehr so gut in der Hand liegt?

Podologie und Fußheilkunde

Dann sind die medizinischen Fußpflegekräfte gefragt – die Podologen. Sie behandeln geschädigte Füße in Zusammenarbeit mit Hautärzten, Diabetologen, Orthopäden und orthopädischen Schuhmachern. Aber sie kümmern sich auch ohne ärztliche Verordnung um die Füße, vorsorglich, um sie möglichst lange gesund zu halten. Zwei Jahre ließen sie sich dafür an einer fußheilkundlichen Schule ausbilden. Die Urkunde über den staatlich geprüften Abschluss hängt dann meist in den Behandlungsräumen. Im Ausdruck Podologie stecken übrigens die griechischen Worte „Podos“ für Fuß und „Logie“ für Lehre.

Wer sich in erster Linie „Wellness“ und Entspannung mit Fußbad und Massage und eine Verschönerung der gesunden Füße und Zehen gönnen möchte, kann auch die kosmetische Fußpflege, die Pediküre, in Anspruch nehmen. Das beugt Schäden vor und tut nicht nur den Füßen gut, sondern auch der Seele. Für den kosmetischen Fußpflegeberuf ist eine Kurzzeitausbildung üblich, eine Kassenzulassung gibt es nicht.

Hohe Hygienestandards

Wellness für die Füße findet die 67-jährige Konny R. zwar auch nicht schlecht, aber wegen ihrer Beschwerden besucht sie alle vier bis fünf Wochen lieber eine medizinische Fußpflegepraxis im Hautzentrum Rodenkirchen. Sie hat Schmerzen an den Füßen und ihre Zehennägel wachsen immer wieder ein. „Ich habe falsches Schuhwerk getragen“, sagt sie. Zwar keine hochhackigen Pumps, sondern flache Ballerinas ohne Fußbett. Aber die runde Schuhform hat die Zehen unnatürlich gequetscht.

Claudia Bouchama-Sprott kennt solche Probleme. Sie ist langjährige Podologin und führt mit Kollegin Judith Jovy eine Gemeinschaftspraxis in Zollstock. Beide sind zudem ausgebildete Wundassistentinnen der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Klinisch sauber ist es in den vier Behandlungszimmern, alle Instrumente sind sterilisiert. „Wir legen Wert auf einen sehr hohen Hygienestandard“, betont die 58-Jährige. Sie ist ausnahmsweise selbst Patientin und lässt sich von ihrer Mitarbeiterin Alina Kremer (32) behandeln.

Fußbehandlung Schritt für Schritt

Sie desinfiziert als Erstes den Fuß und entfernt dann eine winzig kleine Tamponade. Die Watteeinlage war erforderlich, nachdem ein eingewachsener Nagel therapiert worden war. Keine große Sache. Länger dauert es, wenn sie verdickte Nägel abschleift, Hornhautschwielen abträgt, Hühneraugen entfernt oder Nagelspangen anbringt, um Fehlstellungen zu korrigieren.

Eine Behandlung beginnt meist mit einer Beratung und Untersuchung des Fußes; sie dauert insgesamt etwa 30 bis 40 Minuten, je nach Pflegeaufwand auch länger. Die Nachfrage ist groß, Tendenz steigend. „Die meisten Patienten sind zwischen 35 und 80 Jahre alt“, sagt Bouchama-Sprott.

Immer mehr Diabetespatienten

Ein Schwerpunkt ist die Versorgung von Risikopatienten. Die Kosten für die Behandlung eines „diabetischen Fußsyndroms“ mit schlecht heilenden Wunden übernehmen grundsätzlich die Krankenkassen. Ebenso für Patienten, die querschnittsgelähmt sind oder an Neuropathien leiden, also an Nervenschädigungen, die einhergehen mit Kribbeln an den Füßen bis hin zu „brennenden“ Schmerzen.

Andere podologische Behandlungskosten trägt man in der Regel selbst. Sie hängen vom jeweiligen Aufwand ab. Eine Komplexbehandlung ohne Verordnung liegt bei rund 50 Euro. Eine Abklärung vorab mit der jeweiligen Praxis und der Krankenkasse empfiehlt sich. Ob Wellness oder medizinische Behandlung, es lohnt, den Füßen mehr Beachtung zu schenken, damit sie uns gut durchs Leben tragen.

Konny R. hat jedenfalls aus ihren „Jugendsünden“ gelernt und trägt jetzt bequemes Schuhwerk. Und sie ist dankbar, dass es die podologische Behandlung gibt. „Hinterher fühle ich mich immer wohl an den Füßen“, sagt sie.

Anbieter und weitere Infos findet man im Internet und bei Podologenverbänden.

Deutscher Verband für Podologie (ZFD) e. V.
Tel. 0561 / 98 83 17 80
Internetseite: www.podo-deutschland.de

Verband Deutscher Podologen (VDP) e. V.
Tel. 07121 / 33 09 42
Internetseite: www.verband-deutscher-podologen.de

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Tags: Fußpflege , Gesund im Alter

Kategorien: Gesund leben