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Gesund leben

Verkehrslärm in der Stadt

David Korsten · 18.06.2020

Foto: Foto: Kara / stock.adobe.com

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Autos und Lastwagen, Züge und Flugzeuge verursachen Lärm. Die Geräuschkulisse empfinden viele Menschen als störend – und sie kann sogar krank machen. Die Stadt geht mit einem Lärmaktionsplan dagegen vor.

Auf der Bergisch Gladbacher Straße sind Tag für Tag jede Menge Autos und Lkw unterwegs. Sie dürfen seit September 2019 zwischen der Anschlussstelle der A3 und der Stadtgrenze zu Bergisch Gladbach nur noch 30 Stundenkilometer fahren – „grüne Welle“ inklusive –, bis „Flüsterasphalt“, also lärmreduzierter Straßenbelag, verlegt wird. Dies ist eine der Maßnahmen, mit denen die Stadt Köln ihre Bürger besser vor dem Verkehrslärm schützen will.

Stadtlärm macht krank

Der Straßenverkehr ist Hauptverursacher des Stadtlärms. Und der macht vielen Menschen zu schaffen. Dahinter steckt mehr als ein subjektiver Eindruck, wie die Ergebnisse eines Forschungsteams der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz belegen. Es erforscht seit Jahren, wie sich Lärm auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Der Befund: „Lärm ist ein bedeutsamer Risikofaktor für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und führt in der Folge zu erhöhter Sterblichkeit“, schreiben die Wissenschaftler.

Die Europäische Umweltagentur geht von EU-weit etwa 12.000 vorzeitigen Todesfällen durch Lärm aus. Zu den körperlichen Folgen kommen seelische hinzu: Unter Schlaflosigkeit, Unkonzentriertheit und erhöhter Reizbarkeit, auch Ängsten und Depressionen kann leiden, wer dauerhaft und vor allem nachts zu hohen Lautstärken ausgesetzt ist.


Karte des Straßenverkehrslärms bei Tag. Abbildung: Stadt Köln

 

Mit dem Lärmaktionsplan gegen Lärm

Gegen Lärm und seine schädlichen Folgen müssen die europäischen Länder vorgehen und auf kommunaler Ebene sogenannte Lärmaktionspläne erarbeiten. Alle fünf Jahre müssen diese überprüft und aktualisiert werden. „Das Verfahren ist aufwändig und auch die umfangreichen Beiträge der Öffentlichkeitsbefragungen werden alle ausgewertet und bei der Planfortschreibung berücksichtigt“, erläutert Harald Krauß vom Umwelt- und Verbraucherschutzamtder Stadt.

Der Lärmaktionsplan hat die „Hotspots“ der Stadt ermittelt, also die Stellen, an denen es besonders laut ist und wo der Lärm besonders viele Menschen betrifft. Zu diesen Belastungsschwerpunkten gehören etwa Abschnitte der Ringstraße, die Kalker Hauptstraße und die Neusser Straße. Ein Blick auf die Lärmkarten Kölns zeigt allerdings viele lila und rot eingefärbte Straßenzüge. Das bedeutet: Dort beträgt die Lärmbelastung mehr als 70, teilweise sogar mehr als 75 Dezibel. Der Europäischen Union zufolge soll es aber in Städten tagsüber nicht lauter als 55 Dezibel sein, das entspricht etwa einem Radiogerät in Zimmerlautstärke. Für die Nacht gilt ein langfristiger Ziel-Pegel von 50 Dezibel.


Illustration: VectorMine / stock.adobe.com

Lärm wird berechnet

Wichtig zu wissen: „Der Lärm wird nicht gemessen, sondern berechnet“, erläutert Harald Krauß. „Um die stadtweite Lärmbelastung herauszufinden, müsste man an sehr vielen Stellen und im Grunde kontinuierlich messen.“ Das sei kaum praktikabel, zumal Wind und Wetter sowie unterschiedliche Verkehrsaufkommen zu unterschiedlichen Zeiten die Lärmmessung erheblich beeinflussen.

Hochkomplexe Berechnungsverfahren seien demgegenüber viel genauer. In die Berechnung fließt ein, welche und wie viele Verkehrsmittel im Durchschnitt unterwegs sind. Hinzu kommen die zulässige Höchstgeschwindigkeit, die Steigung der jeweiligen Straße, die Art des Straßenbelags, Abschirmungen und Schallreflexionen.

Maßnahmen zur Lärmminderung in Kölns Straßen

Maßnahmen gegen den Lärm laufen in Köln bereits. Zu den wichtigsten gehören momentan lärmreduzierte Straßenbeläge, Reduzierungen der zulässigen Geschwindigkeiten, mehr Anwohnerparkzonen und mehr Kreisverkehre statt Ampeln. Was sich wie schnell umsetzen lässt, hängt auch von Zuständigkeiten ab – auf Bundesstraßen oder Autobahnen etwa kann die Stadt Köln selbst nicht tätig werden. „Die Lärmminderung ist eine langfristige Angelegenheit.

Wichtigster Ansatzpunkt ist es, den Straßenverkehr als Hauptverursacher zu reduzieren“, sagt Harald Krauß. Den Lärmaktionsplan hält er nicht allein wegen konkreter Maßnahmen für sinnvoll. Sondern vor allem, weil der Lärm immer wieder zum öffentlichen Thema werde. „Das Problembewusstsein wächst. Ebenso die Erkenntnis, dass jeder selbst etwas beitragen kann und zum Beispiel das Auto öfter mal stehen lässt.“

Weitere Informationen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm finden Sie auf der Webseite des Deutschen Gesundheitsportals

 

Hören Sie sich den Podcast zum Thema an! Das Thema „Lärm in der Stadt – Macht Lärm Sie krank?“

Hier erfahren Sie mehr über den Podcast für Senioren und wie Sie sich beteiligen können.

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Tags: Lärmschutz , Stadt Köln

Kategorien: Gesund leben