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Gesund leben

Hörgeräte – Das neue Stereo

Heidemarie Breer · 01.09.2021

Technisch ausgefeilt und individualisierbar: die neuen Hörgeräte mit App. Foto: Gerland Hörgeräte

Technisch ausgefeilt und individualisierbar: die neuen Hörgeräte mit App. Foto: Gerland Hörgeräte

Sie sind winzig, aber sie haben es in sich. Hörgeräte von heute sind hochfunktionale multimediale Hörsysteme.

Hörgeräte der neuen Generation sind richtige Minicomputer. Bei ihnen geht es längst nicht mehr nur darum, lauter zu hören. Sie können störenden Umgebungslärm unterdrücken und im Freien oder in Räumen ganz gezielt gesprochene Worte akustisch in den Vordergrund rücken. Für das volle Restaurant gibt es eine andere Einstellung, um das Gegenüber problemlos zu verstehen, als bei einem gemütlichen Nachmittag auf dem Balkon oder beim Besuch der Oper. Und sie können zudem wie Kopfhörer funktionieren.

Kabellos mit Bluetooth-Technologie

Kopfhörer? Hochwertige Hörsysteme lassen sich mit vielen anderen Multimediageräten verbinden, etwa mit Smartphone, Fernseher, Radio, HiFi-Anlage, Tablet, Notebook oder MP3-Player. Das geht drahtlos ohne lästige Kabel über die Bluetooth-Technologie, die bei vielen Geräten schon eingerichtet ist, oder Funkadapter. Die Musik oder die Neuigkeiten aus der TV-Nachrichtensendung gehen damit direkt ans Hörgerät.

So steht einem entspannten Fernsehabend ohne das ständige „mach doch mal lauter“ nichts mehr im Weg. Wichtig zu wissen: Auch beim Telefonieren mit Festnetz- oder Mobiltelefon wird das Gespräch direkt ins Ohr weitergeleitet.

Sicherer im Straßenverkehr

Für Jörg Müller (63) aus Dellbrück waren das bemerkenswerte Erfahrungen. Er lebt seit mehr als zehn Jahren mit einem Hördefizit und hat sein bisheriges Gerät kürzlich durch ein Hörsystem der neuen Generation ersetzt. Er schätzt die Möglichkeiten, damit ganz spezielle Hörsituationen einzustellen. Vor allem beim Fernsehen, Musikhören und Telefonieren genießt er die erstaunlich hohe Klangqualität seiner „Kopfhörer“.


Winzig sind die kleinen Hörgeräte der neuen Generation. Jörg Müller ist begeistert. Foto: Heidemarie Breer

Draußen nutzt er sein individuelles Fahrrad-Programm: „Die Windgeräusche sind kein Problem mehr, den Verkehr um mich herum kann ich jetzt viel besser wahrnehmen“, erzählt er. Und er freut sich nach der langen „Corona-Pause“ auf Gespräche mit Freunden ohne störenden Umgebungslärm im sommerlichen Biergarten.

Schneller Service per „Fernbedienung“

Die modernen Hörgeräte werden mit einer Fernbedienung oder mit Hilfe von Apps über das Smartphone gesteuert. Apps sind kleine Computer-Anwendungsprogramme (englisch „application software“) für ganz spezielle Aufgaben. Sie sind leicht zu installieren und zu nutzen.

Damit wird das Smartphone zur „digitalen Fernbedienung“ für alle Funktionen des Hörsystems. So kann also die Lautstärke geregelt werden, es lassen sich Höhen und Bässe einstellen sowie alle möglichen Feinjustierungen. Die Programme für besondere Situationen im Freien und in Räumen können ebenso ausgewählt werden wie die Verbindungen zu anderen Multimediageräten.


Die Details der Akustik, lassen sich per App an den Raum und an die Situation anpassen. Foto: Heidemarie Breer

Durchweg versichern die Hersteller: Das Smartphone vereinfacht die Bedienung. Für Jörg Müller war es keine Frage: „Ich probiere das aus.“ Mit etwas Übung und Beratung beim Hörakustiker klappt das mit der Smartphone-Steuerung gut, so seine Erfahrung. Und es ist ihm auch möglich, über die App Unterstützung vom Hörakustiker anzufordern, der sich aus der Ferne „zuschalten“ und gewünschte Anpassungen vornehmen kann.

Allerdings: Nicht alle Hörsysteme sind mit einer App kompatibel, und es gibt auch keine umfassende App für alle. In der Regel wird beim Kauf die App empfohlen, die der Hersteller für seine Produkte entwickelt hat. Man muss sie auf das eigene Smartphone herunterladen und selbst ein Auge auf die Nutzungs- und Datenschutzvorgaben haben. Bisher sind keine Sicherheitslücken bekannt geworden.

Hörsysteme

Hörsysteme gibt es in unterschiedlichen Bauformen und Leistungsklassen. Am weitesten verbreitet sind Hörsysteme, die hinter dem Ohr (HdO) getragen werden. Sie bestehen aus einem Ohrpassstück, das in der Ohrmuschel positioniert wird, und dem Verstärker, der hinter der Ohrmuschel getragen wird. Die beiden Teile sind mit einem transparenten Schlauch oder einem Kabel verbunden. Sie können an jede Art von Hördefiziten angepasst und mit vielen Zusatztechniken ausgestattet werden.


So sieht ein Hörsystem aus, das hinter dem Ohr getragen wird. Foto: Heidemarie Breer

Die In- dem-Ohr(IdO)-Hörsysteme sind kleiner und eher für eine leichte bis mittlere Hörminderung geeignet. Die Krankenkassen übernehmen rund 700 Euro pro Ohr und Gerät, dafür stehen dann mehrere Basismodelle ohne Zuzahlung zur Auswahl. Je nach Anspruch und finanziellen Möglichkeiten kann man zwischen weiteren Modellen bis hin zu Premiumgeräten mit vierstelliger Selbstbeteiligung wählen. Ein Preisvergleich beim Fachhändler lohnt sich, denn im Gegensatz zu Arzneimitteln besteht bei Hörgeräten keine Preisbindung.

Informationen rund ums Ohr, zu Hörgeräten, Hörakustikern in der Nähe und anderen Aspekten zum Thema „Besser hören“ gibt es zahlreich im Internet.
Die Bundesinnung der Hörgeräteakustiker (biha) informiert unabhängig auf www.richtig-gut-hoeren.de

Der Deutsche Schwerhörigenbund e. V. (DSB) vertritt die Interessen schwerhöriger und tauber Menschen und bietet Hilfe zur Selbsthilfe: www.schwerhoerigen-netz.de

Überregionale fachliche Schwerpunktstelle für Menschen mit Hörbehinderungen in NRW
Deutscher Schwerhörigenbund Landesverband NRW e.V.
Auf dem Rabenplatz 3
53125 Bonn
eutb-nw@schwerhoerigen-netz.de

Niederlassung Köln
Lupusstraße 22
50670 Köln
Tel. 0221 - 68 47 60
Fax 0221 - 120 88 37

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Tags: App , Hörgerät

Kategorien: Gesund leben