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Gibt es Ostern ohne Eier und Hasen?

Susanne Neumann · 05.03.2024

Ostereier hat jeder „zum Fressen“ gern, oder? Foto: castleguard / Pixabay.

Ostereier hat jeder „zum Fressen“ gern, oder? Foto: castleguard / Pixabay.

Osterhase und bemalte Eier: Wo kommen diese Traditionen her? Welche Bedeutung haben sie heute noch?

Hannelore Müller weiß noch ganz genau, wie sie den Glauben an den Osterhasen verlor. „Ich muss so sechs oder sieben Jahre alt gewesen sein“, erzählt die heute 68-jährige Pulheimerin. Bei einem Osterspaziergang durch den Wald habe sie gesehen, dass der Vater alle paar Meter die kleinen Schokoladeneier auf den Weg fallen ließ, die ihr kleiner Bruder und sie aufsammelten. „Ich war so enttäuscht, dass mein Vater das war und nicht der Osterhase“, erinnert sie sich. Heute spielt sie selbst den Osterhasen, für ihre Enkelinnen Emilia und Luisa. Die beiden Mädchen sind neun und zwölf Jahre alt und freuen sich jedes Jahr aufs Neue, am Ostermorgen im Garten der Großeltern auf Eiersuche zu gehen – auch wenn sie schon wissen, dass nicht der Osterhase sie versteckt hat.

Der Osterhase: Eine evangelische Erfindung

Wo der Osterhase eigentlich herkommt, ist nicht sicher geklärt. Belegt ist, dass es bereits im 17. Jahrhundert in evangelischen Familien Brauch wurde, Ostereier zu verstecken und die Kinder danach suchen zu lassen. „Es könnte ja sein, dass sich ein evangelischer Pfarrer Gedanken darüber gemacht hat, wie er seinen Kindern die Sache mit den Eiern erklärt, ohne das katholische Fasten zu thematisieren“, überlegt die Volkskundlerin Dagmar Hänel, Leiterin der Abteilung Volkskunde im Institut für Landeskunde des Landschaftsverbandes Rheinland, die Erfindung des Osterhasen. Denn die Katholiken durften in der 40-tägigen Fastenzeit nach Aschermittwoch keine Eier und Eierspeisen essen. Und so gab es an Ostern schon deshalb immer besonders viele Eier.

Die „Häschenschule“ sorgte für Popularität

Lange Zeit musste sich der Osterhase noch der Konkurrenz anderer tierischer Eierboten wie Huhn, Fuchs, Storch und Kuckuck erwehren. Erst im 19. Jahrhundert sei der vermenschlichte Hase durch Postkarten und Bücher wie die „Häschenschule“ enorm populär geworden, erzählt Dagmar Hänel. Und das vor allem im städtischen Raum, der überwiegend prote­stantisch war. Eine Erklärung dafür, dass sich der Hase überregional durchsetzte, mag auch sein, dass man ihn mit Fruchtbarkeit in Verbindung bringt. Und das, obwohl es sich – biologisch betrachtet – um eine Verwechslung handelt: Als besonders fruchtbar gilt eher das Kaninchen. 

Das Ei war vor dem Hasen da

Das Ei spielte im Gegensatz zum Hasen immer schon eine Rolle zu Ostern. Nicht nur in der christlichen, sondern auch in anderen Kulturen symbolisiere das Ei Leben, Auferstehung und Fruchtbarkeit, erklärt Dagmar Hänel. „Da ist so ein Ding, das ist kalt wie ein Stein und rund. Und wenn man lange genug wartet, dann kommt etwas Lebendiges heraus.“ So versinnbildlicht das Ei von jeher auch die Auferstehung Christi, die die Christen zu Ostern feiern. Schon im Frühchristentum wurden Eier rot gefärbt und verschenkt Die rote Farbe habe das Blut, das Christus für die Menschen vergossen hat, symbolisiert, aber auch das Königliche. „Eine Ursache für die Tradition des Eierfärbens mag auch sein, dass das Ei länger haltbar ist, wenn es gekocht und gefärbt ist“, wie Dagmar Hänel ergänzt. 

Familientraditionen, die Spaß machen

Im 12. Jahrhundert wurde die kirchliche Eiersegnung eingeführt. „Damit wurden die Ostereier religiös aufgeladen“, erklärt sie weiter. „Und wenn man sie weitergibt, dann gibt man auch den Segen weiter.“ Schon damals verzierte man die Eier bunt und vielfältig, um sie als besonders zu kennzeichnen.

Wenn Luisa und Emilia vor Ostern bei Oma und Opa Eier ausblasen und anschließend bunt bemalen, dann pflegen sie also auch eine jahrhundertealte christliche Tradition.

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Tags: Bräuche , Eierfärben , Osterhase , Ostern