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Leben in Köln

Süßes Stadt-Summen

Lydia SchneiderBenjamin-KölnerLeben-Ausgabe 3/2017 · 04.12.2017

Auf den Dächern Kölns brummt es mächtig. Hobby-Imker Frank  Methien ist zufrieden, seine Bienen sind gesund und fleißig. Foto: Sebastian Knoth

Auf den Dächern Kölns brummt es mächtig. Hobby-Imker Frank Methien ist zufrieden, seine Bienen sind gesund und fleißig. Foto: Sebastian Knoth

Bienen gedeihen – wie viele andere Nutztiere – auch in der Großstadt wunderbar. Kein Wunder, dass deswegen immer mehr Kölner vom Imkern begeistert sind.

Kerstin Kopp stülpt ihren Imkerhut über ihr braunes Haar, der Schleier schützt ihr Gesicht, sie tritt an den hölzernen Bienenstock heran. Oder besser gesagt: an die „Beute“, wie Imker sagen. Über dem „Brutraum“, das ist der untere Kasten mit Einflugloch, wo die Bienen geschäftig, aber friedlich ein- und ausfliegen, steht der „Honigraum“. Es summt und brummt. Der schlichte Bienenkasten steht auf dem Dachgarten des Marie-Juchacz-Seniorenzentrums in Chorweiler, dort, wo Bewohner auch eigenes Gemüse in Hochbeeten ziehen oder Blumen pflanzen.

Noch vor einigen Jahren galt Imkern als etwas Gestriges. Inzwischen erlebt es eine Renaissance – vor allem in Großstädten. Auch in der Domstadt wächst das Interesse an dem sogenannten Urban Beekeeping, der städtischen Bienenhaltung. „Bei uns melden sich jedes Jahr bis zu dreißig Leute, die neu einsteigen wollen“, erzählt Frank Mann, Vorsitzender des Kölner Imkervereins. Ihre Bienenstöcke stellen die Stadtimker in Schrebergärten, Hinterhöfen oder auf Balkonen auf. Für die Honigbiene ist der Einzug in die Stadt immens wichtig. Ihre Lebensbedingungen auf dem Land haben sich durch einseitig bestellte Ackerflächen und den massiven Einsatz von Pestiziden zur Schädlingsbekämpfung verschlechtert. Was nützt es ihr, wenn kilometerlange Rapsfelder zwar einige Wochen prächtig blühen, danach aber das Futter knapp wird? In der Großstadt dagegen blüht eigentlich fast immer etwas: in Gärten und Parks, auf Wiesen und Friedhöfen.

Kerstin Kopp, von Beruf Exportsachbearbeiterin, hat ihre Begeisterung fürs Imkern vor sieben Jahren entdeckt. „Damals bin ich zufällig in einen Bildervortrag über Bienen hineingeraten. Das hat mich von jetzt auf gleich fasziniert.“ Aber Imkern ist ein komplexes Hobby. Und die Haltung, Vermehrung und Züchtung von Honigbienen braucht ihre Zeit. Gerade im Frühling und im Sommer gibt es einiges zu tun.

Wöchentlich ein Blick in den Kasten

Einmal die Woche schaut Kopp nach dem Rechten. Im Frühjahr überprüft sie zum Beispiel den Futtervorrat, da die Natur noch nicht genügend Nektar bietet. Regelmäßig schaut sie nach, ob die Königin noch da ist und Eier legt. Wenn es im Stock eng wird, das Volk auf etwa 40.000, 50.000 angewachsen ist, geraten die Bienen in Schwarmstimmung. Übers „Schwärmen“ sichern sie ihre eigene Art, indem eine Hälfte eines Volkes mit einer Königin die bisherige Behausung verlässt. Will ein Imker nicht auf einen Schlag die Hälfte seines Volkes verlieren, kann er ein Volk gezielt teilen. So wird auch der Imkernachwuchs mit Völkern versorgt.

Ab August sorgt Kopp mit Futterteig oder Flüssigzucker dafür, dass die Bienen Wintervorräte anlegen können. Dann wird es ruhig im Stock: Die Bienen rücken eng zusammen und halten sich gegenseitig warm. Das Volk groß und gesund über den Winter zu bringen, ist nicht einfach. „Wir haben immer wieder Verluste. Allein vom letzten auf dieses Jahr haben etliche Imker Völker verloren“, bilanziert Frank Mann. „Vor allem ist es die Varroa-Milbe, die Übeltäterin schlechthin, wenn es ums Bienensterben geht. Die muss ein Imker immer im Blick haben und rechtzeitig mit einer Behandlung eingreifen.“

Fleißige Pflanzenbestäuber

Die Stadt-Imkerin Kerstin Kopp hat auch fasziniert, dass eine Königin bis zu 2.000 Eier am Tag legen kann: „Das muss man sich mal vorstellen!“ Drohnen, die männlichen Bienen, sind für die Begattung der Königin zuständig, werden dann aber vertrieben. Auch die anderen Aufgaben in einem Bienenstaat sind genau geregelt. Ältere Arbeiterinnen sammeln draußen Nektar und Pollen für alle, jüngere füttern drinnen die Brut.

Die Insekten sind extrem fleißige Pflanzenbestäuber. Denn beim Sammeln bleiben Pollen an ihren vielen Härchen hängen, die sie dann zur nächsten Blüte tragen. Ohne Bienen gäbe es viel weniger Obst, Gemüse und Getreide. Bienen sorgen so sehr für unsere Ernährung, dass sie nach Schwein und Rind als das drittwichtigste Nutztier gelten.

Beim Nektarsammeln saugt die Biene den süßen Saft aus den Blüten und befördert ihn im Honigmagen (Honigblase) zum Bienenstock. Dort übergibt sie ihn an eine Arbeiterin. Während der Aufnahme und Abgabe des Nektars mengt die Biene immer wieder körpereigene Stoffe bei. Diese Aminosäuren und Enzyme machen den Nektar haltbarer und hemmen unerwünschte Bakterien. Gelagert wird der Nektar in den Wabenzellen aus Bienenwachs. Während der Reife verliert er Wasser. Misst der Imker einen Wassergehalt von 18 bis 20 Prozent, ist der Honig fertig zum Schleudern. Reifen Honig „verdeckeln“ die Bienen in den Zellen mit einer Schicht aus Bienenwachs.

Tags: Natur

Kategorien: Leben in Köln